(pm/ea) – Anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums hatte die Bruchköbeler Stadtbibliothek im Herbst des vergangenen Jahres ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm organisiert, das von einem Comic-Workshop bis zur Teatime mit Jane Austen reichte. Besonders nachgefragt waren vier Maker-Workshops.
Hier lernten Kinder mithilfe von Ozobots zu programmieren, drehten Stop-Motion-Filme mit LEGO-Figuren oder erstellten mit Bloxels eigene Videospiele. Insgesamt fanden im letzten Jahr über 150 Veranstaltungen mit mehr als 3.600 Besuchern statt. Ein Großteil hiervon diente der Leseförderung: Von den Bücherzwergen für 2- bis 3-Jährige über Bilderbuchkino sowie Vorlesen & Basteln bis hin zu Führungen für alle Altersstufen vom Kindergarten bis zur Oberstufe.
Die Ergebnisse der jüngsten PISA-Studie haben gerade wieder gezeigt, welche Bedeutung Bibliotheken zukommt, da sie neben Schule und Familie die wichtigsten Vermittler von Lesemotivation sind. Die Studie bescheinigt den 15-Jährigen in Deutschland zwar eine größere Lesefähigkeit als im OECD-Durchschnitt, aber die jungen Deutschen lesen weniger und haben weniger Freude daran als Jugendliche in anderen Ländern. Nur rund ein Viertel zählt Lesen zu den liebsten Hobbys.
Ein Meilenstein war außerdem die Einführung des Regionalen Bibliotheksausweises Main-Kinzig. In einer gemeinsamen Pressekonferenz präsentierten die Kommunen Bruchköbel, Hanau und Rodenbach am Tag der Bibliotheken dieses Pilotprojekt. Die Nutzerinnen und Nutzer können nun zwischen den lokalen und der regionalen Variante des Bibliotheksausweises auswählen. Vorteile sind der günstigere Preis, weniger Karten im Portemonnaie und der Zugriff auf ein umfangreicheres Angebot.
Die täglichen Ausleih- und Besucherzahlen sind gegenüber dem Vorjahr konstant geblieben. Allerdings verschieben sich die Entleihungen innerhalb der einzelnen Mediengruppen weiterhin. Mittlerweile entfallen fast 18 % der insgesamt knapp 111.700 Ausleihen auf Downloads in der Onleihe. Bemerkenswert ist, dass trotz der steigenden Nutzung von E-Books wieder vermehrt Belletristik entliehen wird. Kinder- und Jugendbücher stellen weiterhin knapp ein Drittel der entliehenen Medien. Im
Sachbuchbereich hingegen dauert die Talfahrt aufgrund des veränderten Informationsverhaltens weiter an. Die Ausleihe der AV-Medien war ebenfalls rückläufig. Lediglich bei den Hörbüchern konnte dies durch höhere Nutzung der E-Audios in der Onleihe kompensiert werden.
Im Bereich Musik, Film und Spiele gibt es darüber hinaus für Bibliotheken keine bezahlbaren Online-Angebote, um der veränderten Mediennutzung Rechnung zu tragen. Im Buchbereich hat die Stadtbibliothek im Oktober ihr digitales Angebot hingegen noch einmal erweitert: In der Kinderbuch-App Tigerbooks stehen über 3.000 interaktive Bücher, E-Books und Hörbücher für Kinder im Alter von 2-10 Jahren zur Verfügung.
Finanziert wurde die Tigerbooks-Lizenz dank eines Zuschusses des Landes Hessen. Mit diesen Mitteln wurden außerdem Makerboxen und Tonies angeschafft, wobei vor allem letztere sich als absoluter Renner erwiesen. Während das digitale Angebot weiter ausgebaut wird – mittlerweile können die Nutzer im OnleiheVerbundHessen aus über 230.00 Exemplaren auswählen –, verliert der physische Bestand an Bedeutung: Das Angebot umfasst zurzeit noch rund 24.500 Kinderbücher, Romane, Sachbücher, Filme, Tonträger und Spiele.
Die Stadtbibliothek ist und bleibt mit ihrem Medien- und Programm¬angebot eine unverzichtbare städtische Bildungseinrichtung, die die Grundlage für eine effektive Leseförderung bietet. Trotz – oder gerade wegen – der fortschreitenden Digitalisierung werden Bibliotheken aber als nichtkommerzielle Aufenthalts- und Lernorte immer wichtiger: Sie entwickeln sich zu Wohnzimmern der Stadtgesellschaft. Das Bibliotheks-Team beoachtet diese Veränderungen und wird die Angebote der Stadtbibiothek stetig weiterentwickeln und anpassen.