Reisebericht von Werner Beier: „Ab in den Süden, ganz in den Süden, wo es richtig cool ist“

Im Rahmen der Serie „Reiseberichte der Erlensee Aktuell-Leser“ berichtet Werner Beier von seiner Reise ganz in den Süden. Heute Teil 5.

Tag 10 bis 12

Heute mal ein 3-Tagesbericht, denn ich wollte auch mal ausspannen.

Am 10. Tag am frühen Morgen durch die Wilhelmina Bay. In dieser Bay tummeln sich im antarktischen Sommer viele Wale, da hier reichlich Nahrung vorhanden ist. Es ist schon ein Erlebnis, das Abblasen eines Wales in natura zu hören und natürlich ihn auch zu sehen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelmina_Bay

Dann ging es weiter zum Anlande Punkt Orne Harbor.

https://de.wikipedia.org/wiki/Orne_Harbour

Hier durften wir dann etwas „bergsteigen“. Die Pinguine brüten da auf dem Berg in einer Höhe von mehr als 130 Metern Höhe. Ich hatte schon erwähnt, dass es die Organisation IAATO, der Zusammenschluss der Unternehmen, die touristische Reisen in die Antarktis anbieten, gibt. Dieser Zusammenschluss hat Regeln aufgestellt, die ich mal kurz zusammenfasse. Die Anlande Stellen haben Time-Slots, die in Absprache vergeben werden. Die Slots sind: von 4 bis 7.30 Uhr; 7.30 bis 13; 13 bis 19.30 Uhr und 19.30 bis 22 Uhr. Keiner soll drei Slots nehmen und die, die zwei in der Mitte eines Tages, auch nicht. Somit besteht für mehre Schiffe dann die Möglichkeit, Gäste an Land zu bringen.

Eine andere Beschränkung ist, dass mehr als 100 Gäste/Touristen gleichzeitig an Land sein dürfen. Pro 20 Gäste muss mindestens 1 Guide/Betreuer an Land sein. Hier muss man sagen, dass immer mehr als 5 Mitglieder des Expetitionsteams an Land waren, zum Teil bis zu 10. Hängt von der Größe des Landganges ab. Auch muss an diesen Stellen eine Notausrüstung vorher dorthin gebracht werden. Das beinhaltet Wasser, Energieriegel, Erste Hilfe Taschen und Zelte. Falls die angelandeten Personen nicht zurück aufs Schiff gebracht werden können, warum auch immer.

Das ist die Notfallausrüstung, die immer mitgenommen werden muss.

Hier die Karawane der Touristen, die die 130 Meter erklimmen wollen.


Das sind die „Pinguin-Autobahnen“. Interessant war, wenn sie sich begegneten. Wie im richtigen Leben, derjenige, der bergauf ging, blieb in der Spur, und der bergab, ist ausgewichen.

Als Vorträge haben wir uns heute zwei angehört.

Das Leben in einer Antarktis-Station

Die Referentin Larissa Sosnovskaia war selbst einige Jahre als Mitglied in verschiedenen Forschungsstationen. Sie zeigte Fotos und gab Erklärungen, wie man die Zeit so aushält. Auch, dass viel Menschlichkeit, Zusammenhalt und Spaß dabei ist, um die Arbeiten, die die wissenschaftlichen Mitarbeiter durchführen müssen, überhaupt zu erledigen. Kurzweilig und sehr lebensnah.

Entdecker, Robbenjäger und Forscher und Diplomaten: Die Geschichte des weisen Kontinents vom 18. Jahrhundert bis zum Antarktisvertrag von 1959

Manfred Reinke, der Meeresbiologie und späterer Exekutivsekretär des Antarktisvertrage,s hat in sehr interessanter Weise die wirtschaftlichen und politischen Hintergründe dieses Kontinentes uns nahegebracht. Dieses eigentlich trockene Thema hat er mit bildlichen Darstellungen so gut erläutert, wie die verschiedenen Länder bis 1959 hier ihre Macht ausüben wollten, das die Stunde wie im Fluge verging. Ich bin sehr gespannt auf den zweiten Teil, der dann kommen wird, Antariktis mit dem Antarktisvertrag.

Am 11. Tag waren wir als Landgang am Damoy Point. Hier wieder Eselspinguine gesehen und natürlich gehört. Es war etwas kühler und windiger als sonst, aber die Natur war herrlich.

https://de.wikipedia.org/wiki/Damoy_Point




Wir fuhren dann etwas weiter zum Port Lockroy.

https://de.wikipedia.org/wiki/Port_Lockroy

Das Besondere ist, dass hier das südlichste Postamt der Erde ist. Da unser Schiff zu groß ist, durften wir dieses Postamt nicht besuchen. Nur wenn das Schiff maximal 100 Passagiere hat, dürfen diese dann in Gruppen den Ort besuchen. Dafür kam das Postamt auf das Schiff. Es gab ein paar Souvenirs zu kaufen, und natürlich Postkarten und Briefmarken. Wir haben an unsere Lieben zuhause einige geschrieben, gehen aber davon aus, dass wir eher zuhause sind, als die Karten.

An diesem 11. Reisetag haben wir mal keine Referate uns angehört, wir wollten mal etwas Ruhe.

Der 12. Reisetag führte uns zum Deception Island zur Pendulum Cove.

Hier ein Bild morgens gegen 4.50 Uhr aus der Kabine.

https://de.wikipedia.org/wiki/Deception_Island

Schon die Einfahrt in die Caldera, mit dem Namen Neptun’s Bellows hat es in sich.


Am Kratersee sind noch zwei Forschungsstationen aktiv. In der Antarktis gibt es zurzeit 43 Stationen die permanent besetzt sind. Insgesamt sind rund 1.000, meist Wissenschaftler, das ganze Jahr auf diesem Kontinent. In den Sommermonaten steigt die „Einwohnerzahl“ auf ca. 4.000 Menschen, die auch auf anderen Stationen arbeiten.

Ein alte Walfang Stadion am Eingang des Sees ist seit 1995, wie auch eine Forschungsstation, die 1970 durch den letzten Ausbruch des Vulkans zerstört worden ist, ist unter den Antarktisvertrag als Historisches Monument gestellt worden. Auf den Antarktisvertrag gehe ich später nochmal darauf ein.

Beim Landgang auf dem Vulkangestein war es schon etwas unwirklich. Das Wasser war richtig warm. Wenn man ca. 20 cm mal ein Loch gräbt, spürt man sofort die Wärme immer noch tätigen Vulkans. Interessant ist, dass Gletscher mit der Asche des letzten Ausbruches bedeckt sind, aber er trotzdem schmilzt.

Die Eindrücke vom Inselgang:

Hier die zerstörte Forschungsstation, im Vordergrund sind schon wieder Pflanzen erkennbar.

Einfach nur schön der See

Hier kommt das Schmelzwasser

Das ist die alte Walfangstadion

Die Ausfahrt aus dem Kraterseee

Das war der letzte Landgang in der Antarktis. Morgen dann nur die Vorbeifahrt an Elefant Island und dann geht es schon in Richtung Falklandinseln.

Titelfoto: Shutterstock/Hurtigrouten

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