Reisebericht von Werner Beier: „Ab in den Süden, ganz in den Süden, wo es richtig cool ist“

Im Rahmen der Serie „Reiseberichte der Erlensee Aktuell-Leser“ berichtet Werner Beier von seiner Reise ganz in den Süden. Heute Teil 2.

Tag 4 und 5

Ich wurde gefragt, was man so den ganzen Tag auf dem Schiff so macht. Es ist sehr kurzweilig, fast schon Stress, wenn man viel erleben will. Diese Reise ist, wie schon erwähnt, eine Expeditionsreise. Es gibt jeden Tag volles Programm. Ich nehme immer subjektiv Bezug auf die Veranstaltungen die ich/wir besucht haben.

Am ersten Tag auf See wurden Jacken und Stiefel verteilt, und das zu unterschiedlichen Zeiten, denn die 448 Gäste, es wird nicht von Passagieren gesprochen, wurden gruppenweise aufgerufen. Zudem gab es Briefings zu den unterschiedlichsten Sicherheits- und Verhaltensregeln.

Die Roald Amundsen ist natürlich auf dem neusten Stand der Technik, und dazu gehört auch eine eigene Veranstaltungs- und Informations-App der Hurtigruten, nur für die Gäste verfügbar. Weiterhin sind zwischen den Mahlzeiten Vorträge über die Antarktis, später dazu mehr. Von den 163 Crew-Mitgliedern sind 22 als sogenanntes Expeditionsteam für uns da. Mal sehen, was wir alles an Themen bekommen. Die Qualifikationen, Nationalitäten und Themen, die diese Personen bearbeiten, sind sehr vielfältig.

Unsere Kabine, die wir uns rausgesucht haben, liegt auf der Backbord-Seite, sprich links. An diesem See-Tag fuhren wir durch den Beagle-Kanal und wir konnten von unserem Balkon die sogenannten Nationengletscher oder auch Gletscherallee genannt genießen. Es war ruhig und bei einigen Gletschern konnten man das Wasser rauschen hören. Dieses Erlebnis der fünf Gletscher dauerte nur etwas länger als 1 Stunde.

Die Gletscher haben alle Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Namen bekommen und zwar von Seefahrern und Kartographen, die ihr Heimatland damit würdigen wollten.

Es war in der Reihenfolge: Romanche (nach einem Schiff genannt), Deutschlandgletscher, Frankreichgletscher, Italiengletscher und der Hollandgletscher.

Romanche Gletscher


Deutschlandgletscher


Frankreichgletscher


Italiengletscher


Hollandgletscher


Es gab auch eine Veranstaltung zum Thema Citizen Science. Übersetzt bedeutet das Bürgerwissenschaften. Dies bedeutet, dass alle der Forschung mit einfachen Mitteln helfen können. Im nächsten Bericht mehr davon und welche Projekte hier auf dem Schiff umgesetzt werden.

Am Abend hat sich der Kapitän mit seinem Führungsstab vorgestellt.


Das wichtigste war, dass es zwar ein Programm gibt, das man versucht auch so umsetzen, aber die Natur, auch im Sommer, ist unberechenbar und es gibt nicht nur Plan A und B, sondern auch immer C und D. Flexibilität ist hier das Schlagwort.

Am Dienstag in der Früh, einen sehr schönen Sonnenaufgang, Ortszeit 5 Uhr, erlebt.


Heute gibt es die erste Anlandung auf die Insel Kap Hoorn. Das Ausbooten ist in Gruppen toll organisiert. Es gibt 5 Tiergruppen mit jeweils 3 Tierarten. Beispiel: Die Tiergruppe Pinguin hat als Tierart den Eselpinguin, Zügelpinguin und Adeliepinguin. Jeder Gast hat einen entsprechenden Patch auf der Jacke. So werden die Gruppen dann aufgerufen und hinausgefahren.

Dieses Hinfahren mit Schlauchbooten vom großen Schiff hat Laune gemacht, wobei die Crew nicht nur 100 % auf Sicherheit aus ist, sondern auf 200 %. Der Weg aus Holzstufen war top in Schuss und jede Stufe war in rot und die anderen Bretter in Schwarz. Die Mitglieder des Expeditionsteams waren auf der gesamten Strecke, ich schätze so 2 Kilometer, an Punkten, dass sie jederzeit, wenn was sein sollte, helfen können. Die machen einen guten Job für uns als Gäste.

Der Leuchtturm ist in Betrieb und es lebt dort auf der Insel eine Familie. Das Denkmal des Albatros soll an die verstorbenen Seeleute, nicht nur die um Kap Hoorn ums Leben kamen, gedenken.

Die Eindrücke von der Insel Kap Hoorn.

Die Fahrt mit dem „Schlauchboot“ zur Insel

Es war nass und windig. Im Hintergrund der Leuchtturm


Das Denkmal für verstorbene Seefahrer

Die Kapelle auf der Insel

Hinweis, dass hier ein Naturschutzgebiet ist

Wer mehr zu Kap Hoorn wissen möchte, hier der Wikipedia-Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Kap_Hoorn

Da nicht alle Gäste auf die Insel wollten, bzw. als sie wieder an Bord waren, gibt es gleichzeitig Veranstaltungen im Bereich Sciences Center, wo man selbst im Mikroskop Leben sehen kann, das aus dem Meer kommt am Beispiel von Kleinstlebewesen.

Der Vortrag „Wind, Strömungen, globale Meereszirkulation. Was macht die Antarktis so besonders?“ hat in einer Stunde leicht verständlich den Zusammenhang von kalten und warmen Strömungen erläutert.

Es gab eine Planänderung weil ein Gast sich beim Ausflug verletzt hat, wird er zurück nach Puerto Williams gebracht. Die betreuende Krankenschwester muss dann dort abgeholt werden. Dadurch einen Umweg, mal sehen, wie sich das auf das Programm auswirkt.

Der Vortrag mit Tipps und Tricks beim Fotografieren war für uns vertane Zeit. Der Fotograf hat zwar einen guten Namen und viel erreicht, aber war nicht unser Ding. Karsten Bidstrup hat sehr schöne Fotos gezeigt, und die Tipps waren gerade mal für Anfänger geeignet. Der Preis für 100 Bilder hat es in sich, und deshalb für diesen Vortag Daumen nach unten.

Das ist das Besondere an diesem Urlaub für uns. Wir erhalten Informationen leicht verständlich und doch so, um unsere Welt besser und intensiver zu verstehen. Am Abend gab es zum Ausklang einen Film aus dem Jahre 1929, wie ein Segelschiff in dieser Zeit das Kap Hoorn umsegelt.

Auf dieser Fahrt gibt es drei spezielle Ausflüge, gegen entsprechendes Entgelt. Da die Plätze beschränkt sind, werden diese verlost. Dies find ich nicht gut, denn wenn man sich entschlossen hat, das zusätzliche Geld auszugeben, und dann nicht berücksichtigt wird, ist es sehr enttäuschend. Die aller wenigsten Personen werden diese Reise nochmals durchführen. Da sollte und muss der Veranstalter sich mal Gedanken machen, wie dieser Bottle-Neck verschwinden kann.

Die „Ausflüge“ sind Kajakfahren im Eismeer, Schneeschuhwanderung und eine Amundsen-Nacht im Zelt. Wir haben uns für Kajakfahren und Amundsen-Nacht angemeldet. Mal sehen, ob uns Fortuna zur Seite steht.

Fortsetzung folgt.

Titelfoto: Shutterstock/Hurtigrouten

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