(iz/ea) – „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen!“ Dieses Zitat eines alten griechischen Philosophen zog sich am Sonntagvormittag durch die Rede von MdL Christoph Degen auf dem Neujahrsempfang der SPD Erlensee. Der frischgebackene Generalsekretär der hessischen SPD und Landtagsabgeordnete vertrat als Hauptredner der Veranstaltung den erkrankten Bürgermeister Stefan Erb.
Zuvor wurde der Neujahrsempfang durch eine Vorführung der TSGE-Tanzgruppe „Dancing Devils“ eröffnet; dabei präsentierten die 15 jungen Damen eine gelungene, teils artistische Aufführung zu einem Song-Potpourri von Michael Jackson. Im Anschluss begrüßte Dr. Martin Maul die etwas mehr als einhundert Gäste im Saal und zeigte sich dabei auch sehr erfreut über die Anwesenheit vieler Honoratioren aus der Lokalpolitik, den örtlichen Vereinen und Verbänden sowie der Kirche, bevor er das Mikrofon an Christoph Degen übergab.
Der „General“ der Hessen-SPD wies zu Beginn seiner Rede darauf hin, dass er zwar in Kürze schon die Vierzig erreichen würde, aber immer mit der Zeit und dem Fortschritt gehen müsse und daher seine Worte nicht in einem Papiermanuskript, sondern auf einem Tablet vorbereitet habe, was für ihn noch etwas ungewohnt sei. Weiterhin zeigte er sich – mit einem Schmunzeln im Gesicht – erfreut darüber, als Neuberger Einwohner die Ehre einer Einladung als Festredner erhalten zu haben.
In seiner anschließenden Rede ging Degen zunächst auf die aktuelle politische Lage in Hessen und Deutschland ein und forderte die Anwesenden auf, bei ihren Mitbürgern für politisches Interesse und Mitarbeit zu werben, dies insbesondere mit Blick auf die demnächst anstehenden Kommunalwahlen. Demokratie müsse geformt und erlebt werden – und das sei besonders in der politischen Mitarbeit möglich.
Zum Thema Digitalisierung meinte Degen mit ein paar Sorgenfalten auf der Stirn, dass dieser „Wind unserer Zeit“ die Menschen teilweise entfremdet. Wo man sich früher als Familie etwas zusammen im Fernsehen angesehen habe, würde heutzutage jeder für sich vor seinem Display sitzen und eines der vielen Streaming-Angebote konsumieren; diese Neuerung würde die Menschen ein Stück weit entfremden.
Im weiteren Teil seiner Rede ging Degen auf die nach seinen Worten gefährlichen Strömungen ein, die von der rechten politischen Seite her drohen würden. Er erinnerte daran, dass vor hundert Jahren die Demokratie zu Beginn der 1920er-Jahre zwar installiert war, aber schon am Ende dieses Jahrzehntes massiv angegriffen wurde. Daher sei es für alle Demokraten die Pflicht, zusammenzuhalten und Angriffen auf die Demokratie entgegenzutreten. „Aus einem kleinen Schneeball kann sich schnell eine Lawine entwickeln, die keiner mehr aufhalten kann“, meinte Degen dazu sinngemäß, wies allerdings auch darauf hin, dass viele Rechts-Wähler keine wirklichen Rechten seien, sondern Protestwähler, die es zurückzugewinnen gelte.
In der Folge standen auch aktuelle Themen, die derzeit teilweise heftig diskutiert werden, auf der Agenda des Landtagsabgeordneten. So zeigte er sich etwa vom eigentlichen Sinn und Zweck der neuen Kassenzettel-Regelung, die auf mehrere Milliarden Euro geschätzte Steuerhinterziehung zu bekämpfen, überzeugt, konnte aber auch den Unmut der einfachen Bürger über diese „Zettel-Verordnung“ verstehen. Allerdings sei auch hier schon Unterstützung von digitaler Seite her möglich: Er selbst habe nach einem Friseur-Termin seinen Kassenbon per Internet erhalten. Zum Ende seiner Rede hin ging Degen auf einige bereits erledigte oder in der Bearbeitung stehende politische Themen wie Mindestlohn, Ausbildungsvergütung, ÖPNV oder Wohngeld ein. Besonders erfreut zeigte er sich hinsichtlich der gesunkenen Bahnpreise aufgrund der Änderung des hierfür geltenden Mehrwertsteuersatzes. Zum Digitalpakt meinte Degen, hier wären – im übertragenen Sinne – viele Türen da, durch die man gehen könnte; man sollte aber tunlichst darauf achten, die richtigen aufzumachen. Bildung sei eine Sache, die für alle möglich gemacht werden muss und dazu bedarf es auch verschiedener Ansätze, so Christoph Degen am Ende seiner Rede, für die er langen Applaus bekam.
Dr. Martin Maul und die SPD-Vorsitzende Birgit Reuhl überreichten dem Generalsekretär anschließend ein kleines Dankeschön; von den anwesenden Jusos Main-Kinzig schlossen sich der Vorsitzende Lennard Oehl und Kassierer Tim Schaffrath den Dankesworten an.
Zum Ende der offiziellen Veranstaltung kamen noch einmal die „Dancing Devils“ auf die Bühne und zeigten, verkleidet mit schillernden Kostümen von Urwald-Indianerinnen, in einem Tanzauftritt die Problematik des Holz-Raubbaus im Amazonas-Regenwald auf. Hierfür erntete die von Monika Wittlich und Tanja Fabry gemanagte Gruppe den stürmischen Beifall aller anwesenden Gäste, die sich im Anschluss noch zu einem kleinen Imbiss mit Smalltalk in der Vorhalle trafen.
Auf dem Titelfoto: (v.r.n.l.): Birgit Reuhl, Dr. Martin Maul, Christoph Degen, Lennard Oehl, Tim Schaffrath
Bericht und Fotos: Ingbert Zacharias