(pm/ea) – Die Folgen des Klimawandels sind auch im Rodenbacher Gemeindewald spür- und sichtbar angekommen – das war das Fazit des Vortrags von Forstamtsleiter Christian Schaefer im Medientreff vor knapp 40 Waldinteressierten, darunter vielen Fachleuten.
Der Rodenbacher Gemeindewald umfasst 188 ha inmitten des hessischen Staatsforstes. Die Flächen befinden sich im Kaiserfeld nahe der A45, um den Niederrodenbacher Steinbruch und nahe der Wingerte. Überwiegend handelt es sich um sandige und recht nährstoffarme Böden mit wenig Wasserspeicher-Kapazität. Zu 58% wachsen hier Kiefern, 30% sind Buchen, 10% Eichen und wenige Fichten und Birken.
Je nach Standort und Bodenverhältnissen sind Schäden unterschiedlich ausgeprägt: während die Eichen überwiegend gut belaubt sind, auch der geschlossene Buchenbestand nahe den Wingerten deutlich gesünder ist, zeigen Fichten und Birken viele Schäden durch Borken- und Maikäfer. Insbesondere bei jüngeren Kiefern beobachtet man teilweise ein massives Sterben durch Maikäfer-Befall. Insgesamt, so der Forstamtsleiter, ist die Situation im Hanauer Stadtwald, vor allem aber im hessischen Ried deutlich dramatischer, dort ist auf ebenfalls sandigen Böden nahezu der gesamte Buchen- und Eichenbestand tot!
Seine Beurteilung des Zustands in Rodenbach: Baumsterben ja – Waldsterben nein! Allerdings werden Bäume gerade auf Böden, die wenig Wasser speichern können, durch die globale
Klimaerwärmung mit höheren Temperaturen, trockeneren Sommern, wärmeren Wintern zunehmend gestresst. Fichten und Buchen, aber auch die eigentlich recht trockenresistente Kiefer,
leiden unter Wassermangel und werden dadurch anfälliger für Schädlinge wie Maikäfer (Larven an den Wurzeln) und Pilze wie Diplodia (tötet die Jahrestriebe ab). Beide haben sich in den letzten Jahren stark entwickelt und schwächen die Bäume ebenso wie die längere Vegetationsperiode (fehlende „Winterruhe“). Immer häufiger auftretende Wetterextreme wie Stürme und Starkregen haben dann leichtes Spiel. Wird sich diese Entwicklung verstärken, überholt der Klimawandel den laufenden Waldumbau.
Verschwindet die Maikäferplage wie in den 1970er Jahren wieder für eine Zeit? Bisher hat, so Christian Schaefer die „Erfahrung über Jahre hinweg gezeigt, dass auf Stressphasen für den Wald auch immer Entspannung folgt“. Das Waldsterben in den 1980er Jahren durch den „sauren Regen“ konnte durch den Einbau von Filteranlagen und die daraus resultierende Verminderung der SO2-Belastung gemildert werden – der Wald erholte sich. Ist das in Zeiten des „Klimawandels 2.0“ heute noch möglich? Auf jeden Fall muss der Waldumbau hin zu Baumarten, die an Sommertrockenheit und Frost angepasst sind, fortgesetzt werden. Das allein wird aber kaum reichen, um den Wald als CO2-Speicher, Erholungsgebiet und Quelle von Nutzhölzern für Bauen und Wohnen zu erhalten.
An den Vortrag des Forstamtsleiters schloss sich eine lebhafte und kritische Diskussion an, in der viele Fragen offen bleiben mussten – denn es gibt für das komplexe System Wald – Klima – globale Erwärmung keine einfachen Antworten.
Der herzliche Dank des Freundeskreises geht an Herrn Schaefer für seinen informativen Vortrag, an Walter Geppert für die Moderation und die Helfer des Freundeskreises sowie an das
engagierte Publikum.
Auf dem Foto: Forstamtsleiter Christian Schaefer bei seinem Vortrag
Foto: PM