In einem Leserbrief beleuchtet Harold Lebküchner „Sorgen und Ängste“ sowie „Panikmache“.
Trotz aller sachlich begründeter Vorteile einer Fusion Erlensee/Neuberg haben manche Bürgerinnen und Bürger Sorgen und Ängste vor dem Unbekannten und den Änderungserfordernissen. Manche werden allerdings vor diesem Hintergrund nicht müde, unverhohlene Panikmache zu schüren mit Übertreibungen, Entstellungen und Halbwahrheiten, um die Bürgerinnen und Bürger zur Ablehnung zu verleiten.
Neubergs Idylle gehe verloren
Gibt es die von den Fusionsgegnern so oft beschworene ‚Idylle Neubergs‘ heute überhaupt noch in nennenswertem Umfange? Durch die Fusion wird sich in den Ortsteilen Neubergs, was die Idylle betrifft, sicher nichts ändern – die Kinderbetreuung, der Kindergarten, die Kindertagesstätte, die Grundschule, wo das Leben, unweit des Elternhauses, beginnt und Heimatgefühle entstehen, bleiben unverändert. Ist denn die viel beschworene Idylle verloren gegangen, als Ravolzhausen und Rüdigheim vor rund 50 Jahren gegen große Widerstände zu Neuberg fusioniert wurden? Wohl kaum, sonst könnte die Idylle Neubergs heute wohl kaum beschworen werden.
Steuern würden erhöht
Genau hinsehen: Was ist der Jetztzustand? In Wirklichkeit ist die Grundsteuer jetzt in Erlensee niedriger, und es ist beabsichtigt, das höhere Neuberger Niveau auf das niedrigere Erlenseeer Niveau abzusenken, also genau das Gegenteil der beschworenen Nachteile.
Neuberg würde durch Erlensee massiv verschuldet
Natürlich hat das große, wirtschaftlich starke, expandierende und florierende Erlensee ganz andere Verbindlichkeiten als das kleine, wirtschaftlich bescheidene Neuberg. Aber es wird geflissentlich verschwiegen, dass diesen Verbindlichkeiten auch ganz andere Einnahmen, ein ganz anderer Haushalt und eine ganz andere Wirtschaftskraft sowie eine ganz andere Zahl an, auch gerade gegenwärtig neu geschaffenen, Arbeitsplätzen gegenüber stehen, und dass Erlensee in den letzten Jahren enorme Investitionen in die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt getätigt hat, die Grundlage für die gegenwärtige prosperierende Entwicklung sind.
Personalkosten würden steigen
Genau hinsehen: Neuberg kann sich bestimmte Einrichtungen und das dafür notwendige Personal gar nicht leisten, wodurch der scheinbar niedrige Personalkostenbetrag entsteht. Dazu kommt: Werden Leistungen von Personal benötigt, das Neuberg nicht hat, muss es von Fall zu Fall zugekauft werden. Das aber erscheint nicht unter ‚Personalkosten‘, sondern wird anderswo unter ‚Kosten‘ verbucht und geführt. Die scheinbar niedrigen Personalkosten sind also eher der Ausdruck dafür, dass Neuberg das nötige Personal sich schon jetzt gar nicht leisten kann – wie soll das ohne Fusion weitergehen? Abgesehen davon gibt es in Erlensee Einrichtungen, die sich Neuberg im Traum nicht (mehr) leisten könnte, die u.a. hohe Personalkosten bedeuten, z.B. das Hallenbad, die Bücherei, die Ordnungspolizei und die Kläranlage, von denen schon jetzt Neubergs Bürgerinnen und Bürger profitieren.
Eigenständigkeit würde aufgegeben
Einem gewissen Eigenständigkeitsverlust steht allerdings der Gewinn einer Zugehörigkeit zu einem neuen, größeren Ganzen gegenüber mit völlig anderer Wirtschaftskraft und Entwicklungs-, sowie Mitwirkungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten in der neuen Stadt, die den Verlust bei weitem übertrifft.
„Dorffeste, Pflanzaktionen, Senioren, Jugendarbeit, Bürgerhaus…“ kann man da lesen, würden verlieren. Das sind reine Vermutungen, die hier in den Raum gestellt werden. Z.B.: Dorffeste gibt es kaum, es sind die Vereinsfeste, und die werden sicherlich bleiben. Seniorenbeirat gibt es im Moment in Neuberg gar keinen mehr, und damit auch keine Seniorenarbeit durch diesen, da kann die Fusion nur eine Verbesserung bringen – in Erlensee gibt es einen sehr aktiven Seniorenbeirat. Das Bürgerhaus wird sicher weiterhin gebraucht und soll renoviert werden, es wird daher sicher nicht verschwinden. Und auch die Jugendarbeit kann durch die Fusion nur gewinnen.
Neuberger würden untergebuttert
Die Neuberger Stadtverordneten seien im Vergleich zu den übrigen Stadtverordneten des neuen Stadtparlaments zwangsläufig immer in der Minderheit, und würden daher immer überstimmt. Dahinter steckt eine Vorstellung der Arbeitsweise eines Stadtparlaments, in dem es immer nur Kampfabstimmungen zwischen Alterlensee und Altneuberg gäbe. Tatsächlich arbeitet das Stadtparlament natürlich völlig anders. Es hat als Ganzes das oberste Interesse, alle 4 Stadtteile gleichermaßen maximal zu fördern, um im Hinblick auf die Gesamtheit der Stadt, ein maximales Florieren zu erreichen, und nicht das Unterdrücken der neu hinzugekommenen Stadtteile.
Zusammengehörigkeitsgefühl würde verloren gehen
Genau hinsehen: Die Ortsteile bleiben, wie sie sind und die Nachbarschaften usw. werden durch die Fusion nicht verändert. Warum sollte das Zusammengehörigkeitsgefühl sich ändern? Es wird sich im Laufe der Zeit ganz selbstverständlich auch auf Erlensee ausweiten. Das ist nur eine Frage der Zeit. Das hat sich bei dem Zusammenschluss von Ravolzhausen und Rüdigheim zu Neuberg, der auch massiv bekämpft wurde, auch nicht anders verhalten. Heute fühlen sich die meisten Einwohner Rüdigheims und Ravolzhausens als ‚Neuberger‘, insbesondene all diejenigen, die nach 1970, also vor fast 50 Jahren, nach Neuberg gekommen sind – sie haben die Ortschaft von Anfang an als ‚Neuberg‘ kennengelernt.
Weite Wege zur Verwaltung:
Genau hinsehen: Sofern das eintritt, darf nicht vergessen werden, dass durch das dann auch Neuberg einbeziehende Stadtbussystem es leicht sein wird, auch ohne eigenes Fahrzeug, zu den Verwaltungen usw. zu kommen, auch innerhalb Neubergs, was insgesamt also sogar eine Verbesserung darstellen würde. Und nicht vergessen, die Rüdigheimer haben auch heute schon ‚weite Wege‘ zur Verwaltung und kein Stadtbussystem.
Kriminalität würde höher
Genau hinsehen: Dafür gibt es keinerlei Nachweis. Hier liegt wieder einmal vor allem eine statistische Täuschung vor. Die Kriminalität wächst nur scheinbar für Neuberg deswegen, weil die Kriminalitätsrate Erlensees auf Neuberg mitumgelegt wird, wodurch nominell für die Neuberger eine statistisch höhere Kriminalitätsrate herauskommt, ohne dass es allerdings auch nur einen einzigen Kriminalfall in Neuberg mehr gibt. Die Verbrecher, die Neuberg heute schon nicht so attraktiv für ihre ‚Arbeit‘ finden, werden wohl kaum die Fusion benötigen, um auf die Ortsteile Neubergs aufmerksam zu werden.
Namen müssten geändert werden
Das ist zwar richtig, aber die Änderungen von Ausweisen u.ä. wird von der neuen Stadt kostenlos gemacht und das Ändern von Anschriften ist auch bei den Geschäftsleuten im Zeitalter des Computers kein Staatsakt mehr. Abgesehen davon gibt es in solchen Fällen Übergangszeiten, in denen auch die alte Anschrift noch geführt wird, um den Übergang zu erleichtern Natürlich muss man sich dann erst mal an das Neue gewöhnen und es auch kommunizieren.Aber das ist eine einmalige Angelegenheit, und diese Mühe ist die Fusion allemal wert.
Die aufgebauschten Bedenken und Ängste erweisen sich bei näherem Hinsehen also fast durch die Bank als polemische Beeinflussungsversuche, um rückwärts gewandte Überzeugungen und Politik zu sichern. Sie bagatellisieren darüber hinaus die prekäre Lage Neubergs, den Investitionsrückstand usw., und auch die einmalige Chance, seine Situation durch die Fusion mit Erlensee nachhaltig zu verbessern. Parolen wie ‚Eigenverantwortlich‘ und ‚unabhängig‘ erinnern fatal an ‚Brexit‘ und Trump.
Also, keine unbegründeten Ängste. Lassen Sie sich nicht von der einmaligen Chance dieser Fusion abhalten, die vor allem Vorteile für Neuberg bringt. Mit dieser Entscheidung wird die Grundlage für eine aussichtsreiche Zukunft für die kommende Generation gelegt.
Harold Lebküchner
Neuberg
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