Mit seinem Leserbrief möchte Harold Lebküchner aus Neuberg nach seinen Worten „etwas Klarheit in den Wirrwarr von häufig nur emotionalen Meinungsäußerungen bringen“.
Der Bürgerentscheid zur Fusion Erlensee/Neuberg rückt näher. Es ist an der Zeit, einmal etwas Klarheit in den Wirrwarr von häufig nur emotionalen Meinungsäußerungen zu bringen und die Gegebenheiten einmal sachlich zu ordnen. z.B., wie steht Neuberg heute da?
Neuberg heute:
Neuberg befindet sich in einer wirtschaftlich schwierigen Lage. Seine Möglichkeiten, wirtschaftlich zu expandieren sind sehr begrentzt. Seine Baulandreserven, wo Betriebe, vor allem auch größere, die nennenswerte Steuereinkraft haben, sich ansiedeln könnten. sind weitgehend erschöpft, woran sich auch in Zukunft nichts Nennenswertes ändern wird.
Die Folge ist, dass sich Neuberg größere Ausgaben für den Erhalt oder gar den Ausbau der Gemeindeeinrichtungen, z.B. Gemeindestraßen und -wege, eine ausreichende Personalausstattung der Gemeindeverwaltung, Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs u.a., kaum leisten kann.
Die Folge ist, dass Neuberg in vielen Bereichen weiter von der Substanz leben muss und wird, und nur geringe Chancen hat, rechtzeitig den Werterhalt oder gar eine Wertverbesserung zu erreichen. Die Ortschaft wird zunehmend an Bedeutung verlieren und zur reinen Wohn- bzw. Schlafortschaft werden.
Neuberg hat praktisch keinen Einfluss darauf, was direkt außerhalb seiner Gemeindegrenzen passiert, wo prosperierende Wirtschaftsbetriebe wie die Pilze aus dem Boden schießen, hat keine Vorteile davon, aber durchaus Nachteile, z.B. Verkehrsbelastung, -lärm und –abgase, Belastung der Straßen in seiner Umgebung und auch in seiner Ortslage, usw..
Ohne eine grundlegende Änderung sind die Aussichten für Neuberg bei den gegenwärtigen Bedingungen eher düster.
Was spricht für die Fusion?
Neuberg und Erlensee liegen geografisch in direkter Nachbarschaft und im gleichen Flusstal, dem Fallbachtal.
Beide verbindet das historische Erbe, das bis zurück in die Römerzeit reicht. Lage am ehemaligen Limes.
Sie sind im Bereich Autohof und Industriegebiet Erlensee-Nord bereits zusammengewachsen. Die Stadtentwicklung – Wohnbebauung – Erlensees geht in Richtung Neuberg; ob mit oder ohne Fusion, wobei ohne Fusion dann auch ohne Mitspracherecht für Neuberg bedeuten würde.
Die Gemarkungen grenzen über ein langes Stück direkt aneinander.
Es gibt bereits jetzt eine enge Zusammenarbeit zwischen beiden Gemeinden – z.B. gemeinsame Abwasserbehandlung in der Kläranlage von Erlensee, aber auch noch in vielen anderen Bereichen. So ist z.B. auch die Telefonvorwahl von Ravolzhausen dieselbe wie in Erlensee – 06183.
Zahlereiche Neuberger benutzen schon jetzt viele öffentliche und kulturelle Einrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten Erlensees.
Vorteile für Neuberg:
Neuberg würde an der enormen Wirtschafts- und Stadtentwicklung teilhaben, ebenso wie an der sich rapide entwickelnden Wirtschaftskraft des heutigen Erlensees. Neuberg müsste also nicht nur die Nachteile der benachbarten Wirtschaftsentwicklung tragen, sondern würde auch an den Vorteilen teilhaben und könnte mitbestimmen.
Ein weiterer großer Vorteil wäre die Teilhabe am Öffentlichen Personennahverkehr – vor allem auch dem Stadtbusverkehr der Stadt Erlensee, was eine wesentliche Verbesserung der innerörtlichen Verbindung bedeuten würde, aber auch der überörtlichen, z.B. nach Hanau, Langenselbold und Bruchköbel.
Die oben bereits genannten Nachteile Neubergs als Einzelgemeinde würden kleiner, da Ravolzhausen und Rüdigheim dann Stadtteile Erlensees wären, die an denselben Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen teilhaben und mitbestimmen würden, wie die beiden bisherigen Stadtteile Langendiebach und Rückingen innerhalb der Stadt Erlensee schon seit fast 50 Jahren.
Neuberg könnte an der Gestaltung und Entwicklung der neuen Gesamtstadt teilhaben und mitbestimmen.
Schwierigkeiten, die auftreten können, wären von einer größeren Gemeinschaft leichter zu bewältigen als von einer alleinstehenden kleinen Gemeinde. Die Vereinigung brächte also für Neuberg auch mehr Sicherheit. Einer zunehmenden Verarmung Neubergs und schließlicher Zwangsfusionierung, ohne finanzielle Abstützungen, wäre vorgebeugt.
Schließlich dürfen die laufenden enormen finanziellen Vorteile durch die Fusion in Höhe von rund 1 Mill. € Jahr pro Jahr, einschließlich einer einmaligen Entschuldung in Höhe von fast 7 Mill. € vom Land Hessen, nicht außer Acht gelassen werden, die nur durch die Fusion zu haben sind.
Allein aus den oben genannten Gründen, die noch beliebig erweitert werden könnten, ist für Neuberg, zu den im Moment gegebenen Bedingungen, die Fusion mit Erlensee sicherlich die beste Option vor allen anderen Alternativen.
Harold Lebküchner
Neuberg
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