(pm/ea) – Anfang September hat sich der Magistrat der Stadt Hanau beim Ausschreibungsverfahren für das Fronhofquartier für die Bietergemeinschaft aus Terramag und Baugesellschaft Hanau (BGH) entschieden. In einer Pressemitteilung der Stefan Forster Architekten aus Frankfurt erläutern diese nun die für die Bietergemeinschaft erstellten Planungen und Entwürfe.
In der Mitteilung heißt es:
„Der von uns erarbeitete Entwurf zeichnet sich durch einen differenzierten Umgang mit den Gegebenheiten des Ortes aus. Die Hanauer Altstadt wurde durch ein Flächenbombardement im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und anschließend im Stil der 1950er-Jahre wiederaufgebaut. Typisch für den Wiederaufbau ist die Orientierung am tradierten städtebaulichen Grundriss bei gleichzeitig eigenständiger und zeittypischer architektonischer Ausgestaltung. Diese städtebauliche Formel ist längst zu einem Charakteristikum von Hanau geworden und bildet für die Bevölkerung die selbstverständliche Identität der Stadt. Dies manifestiert sich etwa in der von der Stadt Hanau 2012 herausgegebenen Fassadenfibel, die auch Grundlage der Ausschreibung war.
Der Ort zwischen Schloßplatz und Fronhof nimmt innerhalb der Innenstadt eine Sonderstellung ein. Mit dem Kanzleigebäude und dem Theater befinden sich hier zwei der wenigen unversehrt gebliebenen Bauten. Unser Neubau nimmt auf die unterschiedlichen Zeitschichten und Bauwerke des Kontexts Bezug. Die Typologie des giebelständigen Hauses zitiert das Vorgängergebäude und hält sich in seiner Konfiguration eng an die Vorgaben der Ausschreibung. Mit dem roten Satteldach, dem wertigen Klinkersockel und der gegliederten, mit einem Erker zum Platz hin ausgerichteten Fassade tritt der Baukörper in einen Dialog mit dem Platz und seiner umgebenden Bebauung. Die unaufdringliche Gestaltung folgt nicht zuletzt der „Fassadenfibel“. Es entsteht ein gut proportionierter öffentlicher Raum. Die Mischung verschiedener Nutzungen, die diverse Wohnformen, Büros, Gastronomie, einen Club und die Tanzschule Berné umfassen, tragen wesentlich zur Belebung des heute als Parkplatz genutzten Schlossplatzes bei. Die in den Obergeschossen angeordnete Wohnnutzung bringt dringend benötigten Wohnraum – und somit Leben – zurück in die Innenstadt. Die kommunale Trägerschaft durch die Baugesellschaft Hanau garantiert dauerhaft bezahlbaren Wohnraum an diesem
Ort. Die historische Rekonstruktion von Vorgängerbauten am Schloßplatz war für uns zu keinem Zeitpunkt eine Option. Den Vergleich mit der Frankfurter Altstadt halten wir inhaltlich für irreführend und unangebracht: Anders als in Frankfurt, wo u.a. prachtvolle Renaissancebauten wie die „Goldene Waage“ rekonstruiert wurden, befand sich auf dem Baugrundstück lediglich ein ärmliches Altstadthaus, dessen historische Dimensionen
das heutige städtebauliche Umfeld konterkarieren würden. In der Frankfurter Altstadt sind überwiegend eben keine Rekonstruktionen, sondern moderne, eigenständige Interpretationen von früheren Altstadthäusern entstanden. Dieser Gedanke liegt, im weitesten Sinne, auch unserem Entwurf zugrunde. Die gewünschte „Identitätsstiftung“ wird sich kaum mit einem aus der Zeit gefallenen Fassadenbild erzeugen lassen, sondern mit einem Baukörper, der städtebaulich in der Lage ist, einen Stadtraum zu gestalten, mit dem Umfeld in Dialog zu treten und Nutzungen aufweist, die neues Leben in die Altstadt bringt“.
Visualisierungen: PM