(ms/ea) – Das Unwetter am Sonntagabend wütete besonders in einem etwa 3 bis 4 Kilometer breiten von Streifen Langen, Egelsbach, Dreieich, über Dietzenbach, Rödermark, Rodgau und Seligenstadt. 21 Personen wurden verletzt. Feuerwehren aus dem Main-Kinzig-Kreis leisteten Nachbarschaftshilfe.
Zwischen 18 und 20.30 Uhr gingen allein bei der Leitstelle der Polizei in Offenbach über 280 Einsatz- und annähernd 50 Alarmmeldungen ein. Eine ähnliche Dichte an Einsatzmeldungen registrierten die Polizeistationen im Landkreis.Die Feuerwehren mussten mehr als 1000 Einsätze abarbeiten.
Mehrheitlich wurden abgeknickte Bäume und Strommasten, teils oder komplett abgedeckte Dächer, umgestürzte Zäune und mit Wasser vollgelaufene Keller gemeldet. Dies führte zeitweise zu Ausfällen des Stroms und der Telefonanschlüsse. Ebenfalls wurden einige Lichtzeichenanlagen und unzählige Fahrzeuge beschädigt.
Das komplette Ausmaß der Schäden wird sich erst in den kommenden Tagen beziffern lassen. Nach aktuellem Stand der Ermittlungen wurden im Kreisgebiet Offenbach insgesamt 21 Personen durch das Unwetter verletzt. Davon wurden vier Personen schwerer verletzt, darunter auch ein Kind. In den meisten Fällen waren umstürzende Bäume oder herumfliegende Gegenstände für die Verletzungen ursächlich.
Das Unwetter führte zu Sperrungen vieler Straßen, kurzzeitig mussten auch überörtliche Verbindungen wie die Autobahnen A3 und A661 sowie die Bundesstraße 45 gesperrt werden. Die meisten Straßensperrungen konnten noch am Sonntagabend oder im Laufe des Montagvormittags wieder aufgehoben werden.
Die Feuerwehren aus Bruchköbel, Großkrotzenburg, Hammersbach, Maintal und Rodenbach versammelten sich am Sonntagabend am Feuerwehrhaus in Hanau Kleinauheim, um dann gemeinsam nach Seligenstadt zu fahren. In einem Wohngebiet waren Bäume umgestürzt und mussten mit Motorkettensägen beseitigt werden. Die Drehleiter aus Hanau-Großauheim unterstützte die Kräfte in Großkrotzenburg, während der Teleskopgelenkmast besetzt mit Kräften aus Hanau-Mitte nach Alzenau aufbrach, um dort Hilfe bei den zahlreichen Unwettereinsätzen zu leisten. Nach einer langen und kräftezehrenden Nacht, konnten die letzten Kräfte gegen ca. 02:00 Uhr nachts auf ihren Wachen einrücken.
Die Großkrotzenburger Feuerwehr berichtete, dass es in Großkrotzenburg zunächst relativ harmlos anfing. Einen auf die Straße umgestürzten Baum nahe der B8 galt es zu entfernen. Nach einer kurzen Sortierung im Feuerwehrhaus war allerdings klar, dass dies nicht der letzte Einsatz sein wird. Immer wieder entdeckten Anwohner aus dem Ortsgebiet Wassermassen im Keller, umgestürzte Bäume und weitere Gefahrenstellen. Innerhalb zwei Stunden mussten die Einsatzkräfte der Feuerwehr Großkrotzenburg 25 Einsätze abarbeiten. Als Unterstützung wurden Fahrzeuge der Feuerwehr Großauheim und Rodenbach nachalarmiert. Mit höchster Priorität wurden die Einsätze abgearbeitet, bei denen ein Baum auf ein Pkw fiel, da hier nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich noch ein Mensch darin befand. Die Entwarnung konnte glücklicherweise von den alarmierten Kräften vor Ort gegeben werden. Gerade bei solchen Flächenlagen ist es schwierig Einsätze schnell und zeitgleich abzuarbeiten. Hier wird durch die Kameraden des Einsatzleitwagen und dem Einsatzleiter nach Dringlichkeit priorisiert.
Während einige Kameraden gegen 21.00 Uhr mit dem Verräumen von genutztem Material beschäftigt waren, machte sich das Katastrophenschutzfahrzeug LF 10/6 der Feuerwehr Großkrotzenburg auf den Weg nach Klein-Auheim. Dort wurde eine Sammelstelle eingerichtet, um im Verbund mit weiteren Feuerwehren gemeinsam nach Seligenstadt zu fahren. Aufgrund einer Vielzahl von Einsatzstellen, wurde dort durch die nachalarmierten Kräfte überörtlich Hilfe geleistet.
Gegen 22.00 Uhr machten sich dann zwei weitere Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Großkrotzenburg auf in Richtung Kahl am Main. Dort sind ebenfalls aufgrund des Gewitters über 500 Notrufe eingegangen. Deshalb unterstützte ein Löschgruppenfahrzeug und der Gerätewagen aus Großkrotzenburg die Einsatzkräfte der Feuerwehr Kahl bei der Abarbeitung der Einsatzstellen. Auch hier dauerten die Einsätze für die Feuerwehr Kahl bis in die Morgenstunden an.
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr Großkrotzenburg konnten gegen 02.00 Uhr den letzten Einsatz beenden und die Fahrzeuge wieder einsatzbereit im Feuerwehrhaus abstellen. Ein Dank ergeht an dieser Stelle an alle Kameraden der involvierten Feuerwehren für die gute Zusammenarbeit.
In dem betroffenen Gebiet befindet sich keine Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes. Daher liegen keine Windmessungen vor, wie DWD-Pressesprecher Andreas Friedrich gegenüber Erlensee Aktuell berichtete. Bisher konnten vom DWD Berichte über einen Tornado nicht bestätigt werden. Da laut Fotos die Bäume in eine Richtung gefallen sind und bisher keine „Verdrehungen“ entdeckt wurden, die auf eine Rotation hinweisen würden, geht man man davon aus, dass es sich bei dem Gewittersturm um einen Fallwind handelte, bei dem Luftmassen aus großen Höhen schnell nach unten durchmischt werden.
Der DWD wurde selbst Opfer des Unwetters: Das Wetterradar bei Offenthal quittierte um 18.15 Uhr seinen Dienst.
Fotos: Feuerwehren Hanau und Großkrotzenburg