(pm/ea) – „Die drei Fund-Spatzen machen sich gut. Sie sind im Abstand von einer Woche aus ihren Nestern gefallen, hilflos, halb nackt und hungrig. Es ist ein Wunder, dass sie sich nicht verletzt haben. Aber warum brauchten sie überhaupt Hilfe?“ – Der Vogelschutzverein informiert in einer Pressemitteilung über den richtigen Umgang mit „Fundvögeln“.
Die meisten Menschen freuen sich über einen heißen und trockenen Sommer. Sommer, Sonne, Strand ist das Motto. Doch der Sommer hat auch eine finstere Seite. Es trifft viele Vögel, die der Hitze ausgeliefert sind. Grade Vogelarten, die Häuser zur Brut nutzen, wie Spatzen oder Mauersegler, sitzen in ihren Nestern, die sich massiv erhitzen. Viele Jungvögel wissen nicht mehr, wie sie sich von der Hitze retten können und wagen den verfrühten Sprung ins Freie. Natürlich gibt es auch andere Gründe, aber während der Hitzephase werden viele solcher Vögel gefunden.
Leider sind die verfrühten „Ausflüge“ tödlich, denn unbefiederte oder kaum befiederte Vögel können nicht nur „nicht fliegen“, sie können oft auch nicht richtig laufen, werden am Boden nicht gefüttert und müssen verhungern. Wenn sie Glück haben, werden sie vorher von einer Katze oder einem Hund gefunden und getötet. Wenn sie Pech haben, werden sie als „Spielzeug“ genutzt und schwer verletzt liegen gelassen.
Es gibt Stimmen, die behaupten, dass Jungvögel einfach ignoriert werden sollen, denn es sei ein natürlicher Prozess. Aber leider ist das eine bequeme Ausrede, denn es ist nicht natürlich unter einem Dach zu brüten, es ist auch nicht natürlich auf einen gepflasterten Boden zu fallen anstatt ins weiche Gras oder einen geschützten Busch. Jungvögel, die keine oder kaum Federn haben, brauchen Hilfe, ihre Chancen stehen aber dennoch schlecht zu überleben. Denn solche Stürze aus dem 2. oder 3. Stock auf heiße Steine führt zu inneren Verletzungen und Brüchen. Nicht jeder kann gerettet werden.
Anders ist es bei befiederten Vögeln mit Ausnahme des Mauerseglers. Befiederte Vögel fliegen irgendwann aus ihren Nestern aus, obwohl sie noch nicht gut fliegen können. Diese Tiere brauchen nicht zwangsläufig Hilfe. Aber in unserer nicht natürlichen Welt fehlt es oft an schützenden Hecken und hohem Gras, um sich verstecken zu können. „Gepflegte“ Gärten und Steinwüsten im Vorgarten sind für Jungvögel fatal. Sie können sich nicht verstecken, finden kein Futter und keinen Schutz vor der gleißenden Sonne. Hinzu kommt die hohe Dichte an Katzen und Hunden, die sich in Wohngegenden aufhalten. Die Chancen für nicht vollständig flugfähige Vögel stehen ungünstig.
Die drei jungen Spatzen hatten viel Glück- sie waren unverletzt, wurden schnell gefunden und waren unter Artgenossen. Nach 4 Wochen Pflege haben sie sich prächtig entwickelt, einer ist bereits ausgeflogen und hat sich einer Spatzengruppe angeschlossen. Die anderen beiden werden demnächst folgen.
Wo sie freigelassen wurden, sorgen sich die Anwohner um die Vogelwelt, legen in ihren Gärten Blumenwiesen an, setzen Hecken, bieten Futter und Wasser an und halten diese Stellen auch sauber. Dabei sind die Gärten keineswegs „wild“, sie sind gepflegt und ansehnlich. Solche Gärten bieten den drei Spatzen und andere Vögel gute Chancen zu überleben.
Auf diesem Weg dankt der Vogelschutzverein Erlensee allen Erlenseern, die ihre Gärten „lebendig“ gestalten, die unseren heimischen Tieren einen Lebensraum bieten.
Bericht und Fotos: Dr. Monika Brosien
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