(pm/ea) – Nach Elektrobussen der Marken VDL, Ebusco und Heuliez testet die Hanauer Straßenbahn (HSB) jetzt ein Fahrzeug des Herstellers Solaris. Der Solobus mit der Typenbezeichnung Urbino Elektrik 12 ist von Montag, 25. Februar, bis Samstag, 2. März, im Einsatz.
In naher Zukunft will die HSB mit einem E-Bus von Mercedes noch ein Fahrzeug aus deutscher Herstellung erproben.
„Im Laufe der nächsten Monate ist dann unsere Beschaffungsstrategie zu verfeinern, wie unsere Ergänzung der Dieselbusflotte aussehen könnte“, erläutert Stadtrat Thomas Morlock als HSB-Aufsichtsratsvorsitzender. Die mit fünf Herstellern gewonnenen Erfahrungen stellten am Ende eine gute Grundlage dar, welche Option die HSB im künftigen Busverkehr favorisiere.
Aus ökologischer Sicht gehe das städtische Nahverkehrsunternehmen bereits mit gutem Beispiel voran, indem es bis 2020 Dieselbusse mit veralteter Technik ausrangiert und solche mit hochmoderner Abgastechnik der Euronorm VI angeschafft und damit die bestehende Flotte ergänzt haben werde. Das aber solle nicht ausschließen, dass die HSB auch beginne Fahrzeuge mit anderen Antriebstechniken anzuschaffen. „Mittelfristig halten wir auch Busse mit Wasserstoffantrieb für eine mögliche Option für unsere künftige Flottenstrategie“, nennt Stadtrat Morlock eine der möglichen Varianten.
HSB-Geschäftsführer Thomas Schulte verweist auf die „wachsende Kostenschere“ beim Kauf von E-Bussen im Vergleich zu Dieselmodellen. Denn offenkundig wachse mit Förderprogrammen auch der Anschaffungspreis für Elektrobusse.
Schulte zitiert in dem Zusammenhang den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), wonach 2015 die ersten E-Solobusse etwa 480.000 Euro gekostet haben, während der aktuelle Kaufpreis bei etwa 570.000 Euro liegt. Über die steigenden Preise hinaus bestehe ein weiteres Problem darin, dass die bei den Busherstellern verfügbaren Stückzahlen für größere Bestellungen noch immer zu gering seien, die Lieferzeiten betragen dementsprechend aktuell bis zu 18 Monate.
Nach Angaben des VDV sind inzwischen 97 vollelektrische Batteriebusse im deutschen ÖPNV im Einsatz, weitere 100 seien von den Unternehmen bereits bestellt worden. Legt man die aktuellen Förderprogramme des Bundes zugrunde, könne man davon ausgehen, dass man in einigen Jahren auf etwa 900 Elektrobusse im deutschen ÖPNV komme, rechnet der VDV vor. Zum Vergleich: Die deutschen Verkehrsunternehmen haben derzeit rund 35.000 Busse im Einsatz.
Nicht zu verkennen sei zudem, so Schulte weiter, dass der Investitionsbedarf in Betrieben wie der HSB über die E-Busse hinausgehen und auch die Ladeinfrastruktur und Ergänzungen in der Werkstatt betreffen würde. Das alles mache die Entscheidung für den E-Buskauf „nicht einfacher, wenngleich die bisherigen Erfahrungen mit den E-Busse durchaus ermutigend waren“.
Der Solaris Urbino Elektrik 12 verkehrt in der kommenden Woche mit der bisherigen Sonderlinienbezeichnung E1 für Fahrgäste kostenlos zwischen Hauptbahnhof und Zentralem Busbahnhof (ZOB) Freiheitsplatz. Er ist erkennbar an großen grünen Aufklebern, die sich auf den Seitenscheiben befinden.
Da dieser Elektrobus während der Testphase nicht ins Betriebsleitsystem der HSB eingebunden ist, kann er nicht durch die ampelgesteuerte Fahrstraße verkehren. Daher ist er vom Marktplatz weiter über Heumarkt und Nussallee unterwegs zum Freiheitsplatz. Für den Rückweg zum Hauptbahnhof gilt der gleiche Linienverlauf und weiter über Nürnberger Straße, Kurt-Blaum-Platz und Dettinger Straße.
Für das Pendeln zwischen ZOB Freiheitsplatz und Hauptbahnhof benötigt er eine Viertelstunde. Am Hauptbahnhof startet er an den besagten Testtagen erstmals um 8.34 Uhr und letztmals um 16.34 Uhr; umgekehrt um 8.52 und 16.52 Uhr. Die Testlinie E1 verkehrt alle 40 Minuten, abgesehen von einem Lade-Check am Mittag. Sie hat auf dem ZOB als Abfahrtsposition den Bussteig C4. An den Haltestellen im Linienverlauf informieren Fahrplanaushänge über die Abfahrten.
Solaris gibt als Reichweite für den Urbino Elektrik 100 bis 200 Kilometer an. Die Ladezeit mit einem externen Ladegerät soll rund zweieinhalb Stunden dauern.
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