In einem Leserbrief begrüßt der frühere Bürgermeister von Neuberg, Ehrenfried Kling, die Initiative von Bürgermeisterin Iris Schröder zum Bürgerentscheid.
Der offene Brief der Neuberger Bürger wirbt für Neuanfang und mahnt zu mehr Sachlichkeit und Respekt füreinander. Verfolgt man die Leserbriefe und Stellungnahmen zur Fusion sollten die Verantwortlichen der Vereinigung in ihren eigenen Reihen beginnen. Gleichzeitig wird uns Bürger gezeigt, dass die Gemeindevertreter das Recht und die Pflicht haben über alle Belange der Gemeinde abzustimmen.
Da ich seit 1946 in politischer Verantwortung in allen Gremien der früheren Gemeinde Ravolzhausen und der späteren Gemeinde Neuberg vertreten war, bin ich der Meinung, dass bei wichtigen Entscheidungen der Bürger gefragt werden muss. Zumal auch alle Parteien im Gemeindeparlament dieser Meinung sind.
Nach Teilnahme als Zuschauer der Sitzung am 23.01.2019 der Gemeindevertretung kam ich nach der Abstimmung zu einer Erkenntnis, die ich nur in Trivialsprache wiedergeben möchte „ich bin dagegen, dass ich dafür bin aber dafür, dass ich dagegen bin“
Nachdem ich die Machbarkeitsstudie gelesen und die zwanzigminütige Stellungnahme des CDU-Gemeindevertreters gehört habe, bin zu der Überzeugung gekommen, dass nur ein Jurist zu dieser Auslegung kommen kann, der sich während seines Plädoyers im Gerichtssaal glaubte. In all den Kommentaren und besonders in der Stellungnahme der Neuberger für Neuberg vermisse ich Hinweise und Gründe für eine Fusion oder gegen eine Fusion. Es fehlen die differenzierten Hinweise auf Vorteile oder Nachteile, die mir als Bürger von Neuberg eine Fusion bringen könnte? Werden die Steuersätze erhöht oder vielleicht gesenkt? Welche Einrichtungen von Erlensee kommen dem Bürger von Neuberg zugute? Oder welche Nachteile entstehen? Wie wird die Zuteilung von 6,5 Millionen vom Land Hessen verteilt? Welche Vorstellungen hat man zur Gestaltung der neuen Stadt? Wie wird die komplette Infrastruktur geplant?
In meiner Zeit als Gemeindevertreter und hauptamtlicher Angestellter habe ich zwei Fusionen erlebt. Zurückliegend kann man mit Fug und Recht sagen, dass die Zusammenlegungen der Schulen von Ravolzhausen und Rüdigheim und die Fusion der Gemeinden sich zum Besten für alle Bürger entwickelten.
Aus diesem Grunde ist die Initiative von Bürgermeisterin Iris Schröder zum Bürgerentscheid zu begrüßen. Ich empfehle allen Bürgern von Neuberg, ihre demokratische Rechte wahrzunehmen. Vorher aber zu reflektieren, um erkennen zu können, dass es einen Unterschied zwischen Bürgerwohl und Politikerwohl gibt.
Ehrenfried Kling
Bürgermeister i.R.
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