(pm/ea) – Vergangenen Sonntag endete die Sonderausstellung „Hanau in feldgrauer Zeit“ in der Galerie von Schloss Philippsruhe. Über 3.800 Besucherinnen und Besucher aus Hanau und weit über die Region hinaus besuchten den dritten Teil der Ausstellungstrilogie über die Zeit des Ersten Weltkrieges in Hanau.
Bereits 2014 bereitete der Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V. die Ereignisse um den Beginn des Krieges vor 100 Jahren auf, 2016 folgte eine Dokumentation mit dem Schwerpunkt auf der Schlacht von Verdun, dem „größten Hanauer Friedhof außerhalb der Grenzen unserer Stadt“, so Kurator Jens Gustav Arndt. Oberbürgermeister Claus Kaminsky dankte Arndt, dem wohl besten Kenner der Hanauer Militärhistorie, für sein ehrenamtliches Engagement. Über 20 Führungen durch die Schau, darunter mehrere Schulklassen, und sehr gut besuchte Vorträge renommierter Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen behandelten Einzelaspekte der Ereignisse vor 100 Jahren.
„Dass das Thema Militär in Hanau kritisch reflektiert wird, ist gut und selbstverständlich“, so Oberbürgermeister Kaminsky im Rückblick. Als völlig unangemessen bezeichnete er Äußerungen, die Ausstellung sei eine „provinzielle, rückwärtsgewandte und den Militarismus verherrlichende Schau“ gewesen und weiß sich damit im Einklang unter anderem mit Professor Berthold Meyer, Friedens- und Konfliktforscher der Philipps-Universität Marburg, und der Generalkonsulin von Frankreich Pascale Trimbach, die dankbar betonte, dass sogar das Memorial de Verdun die Präsentation unterstützte. Viele Eintragungen im Besucherbuch zeigten, dass die detailreiche Aufarbeitung der „feldgrauen“ Ereignisse in Hanau in Wort und Exponaten dankbar aufgenommen wurde.
Schon der Eingangsraum mit dem Käthe Kollwitz-Plakat „Nie wieder Krieg!“ zeigte die Intention der Ausstellung, so der Vorsitzende des Hanauer Geschichtsvereins Michael H. Sprenger, „somit ist die Unterstellung, die Schau hätte irgendeinen Geschichtsrevisionismus betrieben, absolut abwegig“. Im letzten Raum der Ausstellung standen die Lebensläufe gefallener Hanauer im Mittelpunkt. Eine Statistik zeigte, dass die Stadtgesellschaft, quer durch alle Schichten, in den Kampfhandlungen an den Fronten regelrecht amputiert wurde, insbesondere junge Männer im Krieg umkamen. „Das hatte nichts mit Heldenverehrung zu tun, sondern war eine eindringliche Mahnung gegen den Krieg! Kritikerinnen und Kritiker der Schau sind herzlich eingeladen, eine eigene Ausstellung auf die Beine zu stellen – und sich dann auch der Öffentlichkeit zu stellen“, so der Oberbürgermeister. Dass die Aufarbeitung der Ereignisse vor 100 Jahren eine bleibende Verpflichtung sei, betont auch Martin Hoppe, Fachbereichsleiter Kultur der Stadt Hanau. So soll der Zeit des Ersten Weltkriegs und der Revolution in der neuen Dauerausstellung im Historischen Museum Hanau Schloss Philippsruhe natürlich Raum gegeben werden. Auch wird ab Ende Juni 2019 die Wanderausstellung „Es lebe die deutsche Republik! – die Revolution 1918/1919“ des Hessischen Staatsarchivs Marburg im Stadtladen des Hanauer Rathauses gezeigt.