(ms/ea) – Am Sonntag feierte die katholische Pfarrgemeinde Christkönig in Erlensee mit einem Festgottesdienst und anschließendem Mittagessen den 60. Weihetag ihrer Kirche. Den krönenden Abschluss des Festes bildete ein Orgelkonzert von Prof. Günther Wess.
Viele Heimatvertriebene fanden nach dem zweiten Weltkrieg in Langendiebach und Rückingen eine neue Heimat. Dies war auch der Anlass für den Bau der Christkönigkirche, die aus dem zu Baumaterial umgearbeiteten Schutt der zerstörten Stadt Frankfurt errichtet wurde. Am 27. Oktober 1957 wurde der Grundstein gelegt, am 14. September 1958 erfolgte die feierliche Weihe durch Weihbischof Walter Kampe aus Limburg.
Das Festhochamt feierte Pfarrer Andreas Weitzel in Konzelebration mit Pallottinerpater Siegfried Modenbach, der in seiner Festpredigt dazu aufrief, festgelegte Traditionen zu hinterfragen und zu prüfen, wo so manche „heilige Kühe“ und „alte Zöpfe“ den Blick auf das Wesentliche verstellen. Er nahm damit Bezug auf das Markus-Evangelium über den Streit zwischen Jesus und den Pharisäern, die den Jüngern vorwarfen, mit ungewaschenen Händen zu essen und somit gegen das Reinheitsangebot und den wahren Glauben zu verstoßen. Jesus warf den Pharisäern Heuchelei vor, da diese lediglich eine äußerliche Frömmigkeit zeigten, die aber das verdunkelt, was Gottes Wille ist. Nicht, was von außen kommt, verunreinigt den Menschen, sondern das Böse, was von innen aus dem Herzen kommt.
Nach 60 Jahren gebe es, so Pater Modenbach, sicher auch in der Erlenseer Pfarrgemeinde so manche Tradition, die hinterfragt werden müsse. Jeder sollte in seinem persönlichen Glaubensleben einmal prüfen, ob alte Zöpfe nicht abgeschnitten werden sollten und was an ihre Stelle treten könnte: „Eine Antwort wird benötigt auf die Frage, was mich in meiner Beziehung zu Gott weiter bringt.“
Die Pfarrgemeinde Christkönig könne von Glück reden, dass mit Andreas Weitzel wieder ein Priester nach Erlensee kam. Angesichts des markanten Priestermangels im Bistum keine Selbstverständlichkeit, wo in Zukunft aus Pfarreien Großverbände gebildet werden sollen.
Neue Wege zu gehen sollte daher auch die katholische Kirche: Die Ehelosigkeit eines Priesters sei zwar in den Evangelien vorgesehen, dennoch sollte man angesichts des Priestermangels fragen, ob wirklich jeder, der Priester werden möchte, diese Geisteshaltung vorweisen müsse.
Nach dem Mittagessen mit Köstlichkeiten vom Grill und einer großen Kuchentafel im Pfarrzentrum fand der Kirchweihtag mit dem Orgelkonzert von Prof. Günther Wess seinen krönenden Abschluss.
In den Mittelpunkt des Konzerts stellte Orgelvirtuose Wess Variationen von „Ein Haus voll Glorie schauet“ von Naji Hakim. Diese Komposition wurde im Jahr 2017 vom Komponisten in Bergen-Enkheim uraufgeführt.
Als Einführung des Konzerts erklang dazu passend „Erscheinung der ewigen Kirche“ (Apparation de l’Eglise eternelle) von Olivier Messiaen. Das Konzert endete mit dem Sortie von Louis Lefebure-Wely in B-Dur.
Nach einem Zitat von Naji Haki ist „Musik das Wort des Unaussprechlichen“. Besser hätte man auch das Konzert nicht beschreiben können, denn wie ein Zuhörer treffend bemerkte: „Es war mit Worten nicht zu beschreiben“.
Fotos: Markus Sommerfeld
Weitere Berichte aus dem Themenbereich „Kirche“ unter https://www.erlensee-aktuell.com/category/erlensee/kirchen/. Aktuelle kirchliche Informationen auch unter https://www.erlensee-aktuell.com/kirchliche-mitteilungen/