(ms/ea) – Die Zweckverbandsversammlung Fliegerhorst hat auf der Sitzung am Dienstagabend im Erlenseer Rathaus ohne Gegenstimmen bei einigen Enthaltungen die Bebauungspläne für das Gelände der Großmetzgerei Wilhelm Brandenburg und für die zweite Zufahrt „Süd-Ost-Anbindung“ beschlossen. Am Donnerstag muss die Stadtverordnetenversammlung dann endgültig über die Süd-Ost-Anbindung beschließen.
Nach der Frage von Carmen Merz (NFE), wie der Linksabbiegerverkehr auf der neu zu bauenden Einmündung zur Landesstraße 3193 geregelt wird, entfachte sich eine kurze Diskussion über die generelle Art der Anbindung.
Uwe Ringel (Grüne) und Werner Bös (Grüne) favorisierten hier eine Kreisel-Lösung. Planer Thomas Egel verwies hierbei auf den Verkehrsplaner und Hessen Mobil, die einer ampelgeregelten Einmündung in der Planung den Vorzug gegeben hätten. Bürgermeister Stefan Erb betonte, dass außerdem mit einem Kreisel ein höherer Flächenverbrauch einherginge.
Werner Bös (Grüne) hätte sich hier nach seinen Worten mehr Phantasie von Hessen Mobil und vom Zweckverbandsvorstand mehr Durchsetzungskraft gewünscht, verzichtete jedoch auf einen Antrag zur Prüfung der Alternative. Zuvor hatte Thomas Egel davor gewarnt, dass eine Ablehnung des Bebauungsplans in der vorliegenden Form eine Verzögerung von mehr als 2 Jahren zur Folge hätte mit allen daraus resultierenden Konsequenzen.
Nach Abwägung der eingegangenen Stellungnahmen wurde schließlich dem Bebauungsplan „Fliegerhorst 0.4“ (Süd-Ost-Anbindung) mit 7 Ja-Stimmen bei 3 Enthaltungen zugestimmt.
Der Bebauungsplan „Fliegerhorst 0.5“ (Brandenburg) wurde mit 9 Ja-Stimmen und einer Enthaltung beschlossen.
Zuvor gaben die Projektplaner Thomas Müller und Thomas Egel einen kurzen Überblick über den aktuellen Sachstand im Fliegerhorst.
Auf dem Gelände der Großmetzgerei Wilhelm Brandenburg sind die vorbereitenden Arbeiten zum Abriss der dortigen Gebäude angelaufen. Für Verwunderung sorgte dabei unter den Mitgliedern der Zweckverbandsversammlung, dass im Bebauungsplan die Offiziershäuser als denkmalgeschützt eingestuft, jedoch für einen Abriss freigegeben sind.
Den offensichtlichen Gegensatz „stehen unter Denkmalschutz, können aber abgerissen werden“ löste dann Thomas Egel mit der Erklärung auf, dass die Firma Brandenburg von der Denkmalschutzbehörde eine Abrissgenehmigung erhalten habe, nicht jedoch der Zweckverband. Dies bedeute letztlich, sollte sich Brandenburg aus dem Vertrag zurückziehen, wäre damit auch die Abrissgenehmigung entfallen. Daher müssten diese Häuser auch im Bebauungsplan weiterhin als denkmalgeschützt ausgewiesen werden.
Die Firma SPITZKE SE, führendes Unternehmen im Bahninfrastrukturbau, ist derzeit dabei, das erworbene Grundstück zu beplanen und wird in Kürze auch mit Baumaßnahmen beginnen. Die Aktivierung der Gleistrasse wird allerdings erst nach dem Bau der Hauptverwaltung erfolgen, die von Babenhausen auf den Fliegerhorst umziehen wird. Thomas Egel wies in diesem Zusammenhang noch einmal deutlich darauf hin, dass das Gleis ausschließlich für Werksverkehr und nicht für einen etwaigen öffentlichen Personenverkehr hergerichtet werde. Letzteres würde ein deutliches Mehr an Investitionen erfordern.
Bezüglich des Retro-Klassik-Geländes im Inneren des Fliegerhorst steht der Zweckverband in engem Kontakt mit dem Inhaber. Thomas Müller informierte, dass Retro Klassik nun den Weg der klassischen Vermarktung gehe. Bürgermeister Stefan Erb betonte, dass für dieses Gelände ausschließlich Gewerbe und keine Logistik vorgesehen sei.
Wann mit der Sanierung der für ein Hotel vorgesehenen Gebäude begonnen wird, ist derzeit unklar. Da dem Investor damals für das große frühere MP-Gebäude eine Reservierungsoption eingeräumt wurde, ist derzeit auch dort eine anderweitige Vermarktung nicht möglich.
Auch für die Alte Wache ist derzeit nicht absehbar, wie es weitergeht. „Das Gebäude – ein außergewöhnliches Einzelbauwerk – wird uns noch eine Weile beschäftigen“, so Thomas Müller.
Bürgermeister Stefan Erb informierte über eine am 10. Oktober vorgesehene Info-Veranstaltung zum Dokumentationszentrum und den bisher abgeschlossenen Vorarbeiten, wie Zeitzeugenbefragungen und Sichtung von Archiven.
Über die endgültige Einrichtung eines Dokumentationszentrums wurden bisher von der Zweckverbandsversammlung noch keine Beschlüsse gefasst.
Thomas Egel konnte von zahlreich umgesetzten Naturschutzmaßnahmen im Bundesforstbereich des Fliegerhorstgeländes und auf dem Zweckverbandsgelände selbst berichten, darunter die Umsiedlung von Zauneidechsen vom zukünftigen Brandenburggelände auf ein neu geschaffenes Biotop im Süden des Fliegerhorstes und die Aufstellung von Artenschutzhäusern, um künstliche Nester für Vögel sowie Quartiere für Fledermäuse anzubieten.
Im Bereich des Bundesforstes ist die Erhaltung geschützter Arten, wie Vögel und Amphibien sowie seltene Pflanzen oberstes Ziel. Dafür muss die Landschaft offen gehalten werden, beispielsweise durch Beweidung. Dies soll unter anderem durch Galloway-Rinder, Wasserbüffel und Przewalski-Pferde erfolgen, die in Großkoppeln dort weiden sollen. Hinzu kommen die Maßnahmen zum Rückbau noch vorhandener früherer militärischer Anlagen.
Alle hier getätigten Naturschutzmaßnahmen, die für alle einen nachhaltigen Gewinn darstellen, können jedoch nur finanziert werden durch die erfolgreiche Entwicklung des Gewerbeparks. Darauf wies Thomas Egel deutlich hin.