(pm/ea) – Die Feuerwehr Steinheim musste dieser Tage ausrücken, um binnen weniger Minuten zwei „verunglückte“ Arbeiter aus der Kanal-Baugrube in der Ludwigstraße /Höhe Doorner Straße zu retten. Glücklicherweise war alles nur eine Übung, die aber wertvolle Hinweise für den Ernstfall lieferte.
Das Übungsszenario wurde gewählt, da die Baugrube in der Ludwigstraße gute Randbedingungen bot. Das neue Bauwerk war noch nicht wieder verfüllt und der Zugang durch Bauzaun, Geräte und Materialien erschwert. Nach seiner Fertigstellung ist davon nichts mehr zu sehen, bis auf die großen Schachtabdeckungen auf den Öffnungen, die den Zugang zu dem unterirdischen Bauwerk ermöglichen.
Mit dem bisherigen Ablauf, bei der ein altes Schachtbauwerk im laufenden Betrieb durch ein neues ersetzt werden musste, zeigt sich Betriebsleiter Markus Henrich vom städtischen Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service (HIS) hochzufrieden. Die gute Vorbereitung durch die HIS-Abteilung Abwasserbeseitigung und Hochwasserschutz, die Betreuung durch das beauftragte Ingenieurbüro und die Leistungen der ausführenden Firma Jökel führten dazu, dass die Ausführung wie geplant innerhalb der Sommerferien erfolgen konnte.
Einen weiteren Beitrag leisteten das schöne Sommerwetter und die HIS-Kollegen vom Kanalbetrieb, die den Baubetrieb durch Steuerung des Abwasserflusses unterstützten. In der letzten Ferienwoche folgen die Straßenbauarbeiten, so dass die Straße zum Beginn des neuen Schuljahres wieder ohne Ampeln für den Verkehr freigegeben werden kann. Kleinere Restarbeiten an der technischen Ausrüstung des neuen Bauwerks werden danach ohne größere Behinderungen ausgeführt werden können.
Das neue Überlaufbauwerk wird künftig wie das alte dafür sorgen, dass bei starken Niederschlägen und erhöhten Abwassermengen keine Keller volllaufen. Ab einem bestimmten Wasserstand wird dann stark verdünntes Mischwasser über den Brückfeldgraben in den Main abgeleitet. Im Unterschied zum alten hat das neue Bauwerk eine zusätzliche Siebanlage, um den Austrag von Grobstoffen zu minimieren.
Leider wird die Toilette noch immer zu häufig als Abfalleimer missbraucht, so dass Stoffe im Kanal landen, die dort nichts verloren haben. Nachteil vieler Hygieneartikel ist, dass sie leichter als Wasser sind und sich im Kanal nicht absetzen, was sie vor einer Überlaufschwelle eigentlich sollten. Aus diesem Grund rüstet HIS dort wo es möglich ist, alle Schwellen von Entlastungsanlagen im städtischen Kanalnetz mit einem zusätzlichen Sieb aus, um den Abtrieb von diesen Schwimmstoffen zu verhindern. Bei der Entlastungsanlage in der Ludwigstraße bot sich dazu die Gelegenheit, weil das alte Bauwerk in die Jahre gekommen war und turnusmäßig erneuert werden musste.
Das nun in Rekordzeit eingebaute neue Bauwerk wird ebenso lange in Dienst bleiben wie das alte, so die Hoffnung von Stadtrat Thomas Morlock. Das wären dann immerhin 50 Jahre. Er hält nichts davon, so lange zu warten, bis etwas zusammenbricht, sondern unterstützt ausdrücklich die präventive Instandhaltung, wie sie HIS grundsätzlich praktiziert.
Dass die Bauzeit so kurz war und der Kostenrahmen eingehalten werden konnte, lag nicht zuletzt an einem pfiffigen Sondervorschlag des ausführenden Unternehmens Jökel aus Schlüchtern. So wurde das neue Schachtbauwerk aus Fertigelementen errichtet, die von einem darauf spezialisierten Subunternehmen hergestellt, zur Baustelle transportiert und eingebaut wurden. Laut Michael Ruess, dem zuständigen HIS-Abteilungsleiter, konnte damit die Bauzeit um etwa die Hälfte verkürzt werden.
Foto: Stadt Hanau