(ms/ea) – 190 Hektar Natur, darunter Biotope, wie sie sonst in der Kulturlandschaft kaum noch zu finden sind sowie Relikte aus Zeiten des Kalten Krieges finden sich in dem Teil des Fliegerhorstgeländes, welches man als „Naturpark“ bezeichnen könnte.
Aufgrund der dort noch vorhandenen Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg ist das Gelände für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Städteplaner Thomas Egel und Matthias Pollmeier vom Bundesforst öffneten jedoch vor kurzem für Erlensee Aktuell die Tore und berichteten über den aktuellen Stand der dort laufenden und geplanten Naturschutzmaßnahmen.
Matthias Pollmeier stellte zunächst fest, dass der Bundesforst vertraglich für die nächsten 30 Jahre für die Pflege der rund 160 Hektar großen Fläche verantwortlich ist. Ziel dabei ist die Erhaltung geschützter Arten, wie Vögel und Amphibien sowie seltene Pflanzen. Dafür muss die Landschaft offen gehalten werden, beispielsweise durch Beweidung. Dies soll unter anderem durch Galloway-Rinder, Wasserbüffel und Przewalski-Pferde erfolgen, die in Großkoppeln dort weiden sollen. Hinzu kommen die Maßnahmen zum Rückbau noch vorhandener früherer militärischer Anlagen. Zuvor müssen diese Bereiche jedoch nach Kampfmitteln abgesucht und geräumt werden, was bereits einen Großteil der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel verbraucht. Das gesamte Gelände kann daher auch nicht komplett von Kampfmitteln geräumt werden, man verfolgt jedoch das Konzept, einzelne Wege in Zukunft für die Bevölkerung zu öffnen.
Große Probleme bereitet dem Bundesforst derzeit, dass es bei der Vergabe von Aufträgen zum Rückbau und zur Sanierung der militärischen Altlasten aufgrund von Kapazitätsengpässen bei dem hier zuständigen Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) zu enormen zeitlichen Verzögerungen kommt.
„Wir haben bereits dort alle Maßnahmen umgesetzt, für die keine Kampfmittelräumung erforderlich ist, sind darüber hinaus aber abhängig vom LBIH, da der Bundesforst keine eigene Bauverwaltung besitzt. Die zeitlichen Verzögerungen sind für uns sehr ärgerlich“, so Matthias Pollmeier.
Daran hängt zum Beispiel auch die Einrichtung eines Wegesystems für Feuerwehr und Rettungsdienste, wie es in der verabschiedeten Gefahrenabwehrverordnung gefordert wird. Dieses „Blaulicht-Wegesystem“ bietet sich auch für spätere Rundwanderwege an, wenn die geplanten Großkoppeln eingezäunt werden können. Neben den Wegeflächen muss auch der zum Setzen der Zäune in Frage kommende Bereich allerdings zuvor nach Kampfmitteln abgesucht und geräumt werden.
Das Areal der früheren Patriot-Stellung sowie die umgebenden Flächen von rund 40 Hektar sind übrigens für die Bahn AG als Ausgleichsfläche für die ICE-Trasse bei Mannheim vorgesehen. Da derzeit ein neues Planfeststellungsverfahren läuft, muss man mit mehreren Jahren rechnen, bis hier ein Rückbau erfolgen kann. Nach derzeitigem Stand soll dort ein natürlich wachsender Wald entstehen.
Sowohl die Reste der früheren Radarstation als auch die noch stehenden Gebäude in der früheren NATO Site #5 sollen rückgebaut werden. Davon ausgenommen sind die Bunker, die als Winterquartier für Fledermäuse hergerichtet werden sowie der Beobachtungsturm, der darüber hinaus auch als Mahnmal erhalten bleiben soll.
Die geplanten Maßnahmen können nachfolgenden Karten entnommen werden:
Thomas Egel und Matthias Pollmeier zeigten sich begeistert, welches Kleinod hier bereits vorhanden ist und auch noch weiter entsteht. Da auf die Flächen mindestens in den letzten Jahrzehnten kein Dünger aufgebracht wurde, hat sich eine natürliche Artenzusammensetzung erhalten können, wie sie sonst kaum oder überhaupt nicht mehr in der Kulturlandschaft vorhanden ist.
Fotos: Benjamin Thoran, Markus Sommerfeld, Karten: Bundesforst
Weitere Infos auch unter https://www.gewerbepark-fliegerhorst.de/freizeit/tiere-pflanzen