(rh/ea) – Einer der größten Arbeitgeber der Gründaustadt, die Firma Thermo Fisher Scientific im Gewerbegebiet Am Nesselbusch mit rund 700 Beschäftigten, plant Veränderungen. Rund 100 Arbeitsplätze am Standort könnten davon betroffen sein. Die Servicebereiche Finance und Customer Care sind berührt, nicht die Produktion.
Vorige Woche informierte die Firmenleitung zunächst den Betriebsrat und dann, im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung, die Belegschaft über die bevorstehenden Veränderungen, wie unsere Zeitung gestern erfuhr. Nach den Worten des Geschäftsführers der regionalen Thermo-Fisher-Niederlassung mit dem Namen Thermo Electron LED GmbH, Elmar Rübsam, handle es sich nicht um ein „Outsourcing“ von Dienstleistungen. Jene betroffenen Bereiche, also in etwa die Finanzbuchhaltung und die Auftragsabwicklung, sollen künftig in eigenen Kompetenzzentren des US-amerikanischen Mutterkonzerns, im ungarischen Budapest sowie in Paisley in der schottischen Provinz Renfrewshire, bearbeitet werden. „Wir sehen dies als einen normalen Vorgang zur Effizienzsteigerung, wie er im globalen Rahmen durchaus üblich ist“, erklärte Rübsam gegenüber unserem Reporter. Zum zeitlichen Rahmen fügte er an, dass zunächst weitere Gespräche mit dem Betriebsrat anstünden und es dann um einen Prozess gehe, der etwa zur Mitte des kommenden Jahres eingeleitet werden soll.
Der Vorgang erinnert etwas an die jüngsten Entwicklungen bei der – ebenfalls von einem US-Konzern gesteuerten – ehemaligen Degudent im Hanauer Industriepark Wolfgang. Hier war kürzlich der Vertriebs- und Logistikbereich der zum Dentsply-Sirona-Konzern gehörenden Hanauer Niederlassung betroffen gewesen. Ebenfalls rund 100 Arbeitsplätze werden dort verlegt. Allerdings mit dem Unterschied, dass dort die Vertriebsmitarbeiter die Gelegenheit haben, ins südhessische Bensheim an der Bergstraße mitzuziehen. Hier hatte der Betriebsrat – nach langen Auseinandersetzungen – schließlich den Plänen der Geschäftsleitung zugestimmt. Bei Degudent waren Sozialpläne entwickelt und teilweise hohe Abfindungen gezahlt worden.
In Langenselbold sieht der Betriebsrat des mit einem IG-Metall-Tarifvertrag ausgestatteten Unternehmens die Pläne der Konzernleitung kritisch. „Wir wurden von den Plänen völlig überrascht und lehnen die Maßnahmen rundweg ab“, äußerte sich Betriebsratsvorsitzender Walter Heidenfelder gestern gegenüber unserem Reporter. „Unser Ziel ist – zusammen mit der Gewerkschaft IG Metall, zu verhindern, dass in Langenselbold Arbeitsplätze abgebaut werden. Die Thermo Electron LED GmbH ist ein hoch profitables Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 500 Millionen Euro und einer Umsatzrendite von rund 20 Prozent“, nannte Heidenfelder Gründe für die Ablehnung. Zum Gesamtrahmen: der US-börsennotierte Thermo Fisher Scientific Konzern mit seinem Stammsitz in Waltham/Massachusetts beschäftigt weltweit rund 70000 Menschen, davon rund 22000 in Europa und rund 5500 alleine in Deutschland, an verschiedenen Standorten.
Foto: Rainer Habermann