(pm/ea) – 31 Uhus sitzen hinter ihren Notenpulten, der Marabu hebt den Taktstock, die Eichhörnchen haben an den Tasten Platz genommen. Eine Fanfare kündigt von der Ankunft seiner Majestät, dem König, begleitet von einer Horde wilder Jung-Löwen, die alsbald die Bühne der Kreuzburg-Aula in Beschlag genommen haben.
Grund des tierischen Aufmarsches ist die Aufführung des „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saens durch Schülerinnen und Schüler der Paul-Hindemith-Musikschule Hanau (PHM), die das Konzert als „Geburtstags-ständchen“ zum 50 jährigen Jubiläum des Kreuzburg-Gymnasiums in Großkrotzenburg auf die Beine gestellt hat.
Seit rund zwei Jahren nun kooperieren Kreuzburg und PHM im musikalischen Bildungsbereich mit dem Ziel, durch Unterricht von Kreuzburgschülern vor Ort die vielfältigen Orchester und Ensembles an der Kreuzburg zu unterstützen. Und so ist das „Karneval“-Orchester auch mit einer Reihe von Kreuzburg-Schülern besetzt, die unter der Gesamtleitung der PHM-Dozentin Anne Paul zusammen mit Schülern aus anderen Schulen die Erwartungen der über 400 gekommenen Geburtstagsgäste bei Weitem übertreffen können. „Wir als Musikschule möchten natürlich möglichst vielen Schülern und Gruppen die Gelegenheiten bieten, an unseren Aufführungen teilzunehmen. So kam es zu der Idee, die Kinder aus der Musikalischen Früherziehung (MFE) mit einzubeziehen. So können schon die Jüngsten mal Bühnenluft schnuppern und zugleich das Musizieren eines Orchesters hautnah miterleben“, erläutert PHM-Schuleiter Jörn Pick die ungewöhnliche Zusammensetzung der Musik-Akteure.
Dies gelingt in der Summe ganz hervorragend, haben die MFE-Dozentinnen der PHM (Babett Ermisch, Viktoria Brill und Irmi Pick) insgesamt fünf Tänze passend zu den jeweiligen Tiercharakteren einstudiert und die Kinder darüber hinaus auch noch mit liebevoll selbstgebastelten Masken und Kostümen ausgestattet – so erobern die MFE-Kids die Herzen des Publikums im Sturm. Auch den jungen Musikerinnen und Musikern gelingt dies mit Bravour. Denn die Musik von Camille Saint-Saens ist alles andere als einfach zu interpretieren. Neben vielen rhythmischen sind hier auch eine Vielzahl an harmonischen und thematischen Stolperfallen eingebaut worden, wollte der französische Komponist mit dem Werk seine Kollegen veralbern, in dem er viele bekannte Melodien seiner Zeit – etwa den „Can Can“ von Offenbach – karikierte. So kam es, dass Camille Saint-Saens auch nicht an einer öffentlichen Aufführung seines wohl bekanntesten Werkes interessiert war.
Sind die technischen Anforderungen an die Ausführenden also sehr hoch, so wurde diese Aufgabe von allen Orchester-Mitgliedern mit höchster Konzentration gemeistert. Sowohl die solistischen Passagen wie etwa der „Kuckuck“ – der mit seiner Klarinette eine Flugrunde durch die Kreuzburg-Aula unternimmt – oder „die Pianisten“ als auch die Tuttistücke brachten die jungen Instrumentalisten mit Seele und zupackender Verve zu Gehör. Ein rhythmisches Feuerwerk entfaltet sich bei den „Fossilien“, traumhaft umgesetzt die aufsteigend perlenden Melodiebögen im „Aquarium“, perfekt zwischen Querflöten und Streichern umgesetzt. Stolz dahingleitend am Cello in glitzernder Begleitung des Flügels stellt „der Schwan“ einen Hör-Genuss der Extra-Klasse dar, bevor dann das in allen instrumentalen Farben schillernde Finale – mit Schwerstarbeit bei den Schlagwerkern – das Publikum von den Sitzen reißt.
So gibt sich auch der Schulleiter des Kreuzburg-Gymnasiums, Thomas Wolf, am Ende von dem außergewöhnlichen Geburtstagsständchen ganz begeistert, seien hier auch die Früchte, die die Kooperationsarbeit zwischen Kreuzburg und PHM hervorbringt, zu hören und zu sehen. Werden die Musiker und die MFE-Kids am Ende mit lautstarkem Applaus für ihre hervorragende Aufführung belohnt, so kommen der „Marabu“ in Person von Anne Paul und das Orchester nicht um eine Zugabe herum. Der Bitte, am Ausgang doch reichlich für Projekte an der Kreuzburg-Partnerschule Manoel Monteiro in Brasilien zu spenden, kamen die Besucher so gerne nach.
Auf dem Foto: Die Löwen sind los an der Kreuzburg: Zusammen mit einem extra zusammen gestellten Orchester aus jungen Musikern der Kreuzburg und anderer Schulen führt die Paul-Hindemith-Musikschule Hanau gemeinschaftlich mit den Kindern aus der „Musikalischen Früherziehung“ den „Karneval der Tiere“ auf. Über 400 Zuschauer hatten sich eingefunden, um das „Geburtstagsständchen“ der PHM im Rahmen „50 Jahre Kreuzburg“ zu erleben.
Foto: PHM