(pm/ea) – Die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) engagiert sich seit mehreren Jahren in der Kinzigaue bei Langenselbold, um stark bedrohte Wiesenvögel zu schützen und zu fördern. Neben der Aufwertung des Lebensraums wurden nun Maßnahmen zum Schutz von Gelegen und der Jungvögel umgesetzt.
Das sogenannte Flos bietet mit seinen selten gewordenen Nassstrukturen sowie Schilf- und Seggensäumen, zusammen mit dem dort verlaufenden Hasselbach und dessen Gräben, bedrohten Tier- und Pflanzenarten ein letztes Rückzugsgebiet im Ballungszentrum. Gepaart mit den angrenzenden Schutzgebieten „Kinzigaue von Langenselbold“ und „Kinzig zwischen Langenselbold und Wächtersbach“ ist das Flos ein Trittstein für die Entwicklung der Biodiversität. Vor einigen Jahren schaffte es die HGON, dass sich der Kiebitz nach seinem Verschwinden, aufgrund von jährlicher Pflege und Lebensraum verbessernden Maßnahmen, wieder in der Kinzigaue ansiedelte. Seitdem brütet er mit Erfolg auf Flächen, die von der HGON nur für diesen Zweck bereitgestellt werden. Jedoch ist der Bruterfolg der Kiebitze nicht konstant, wodurch er möglicherweise nicht auf Dauer der Kinzigaue erhalten bleibt.
In den letzten Tagen ist ein außergewöhnliches Rastvorkommen von Kiebitzen in allen Teilen von Hessen festzustellen. Allein in der letzten Woche wurden landesweit mehr als 10.000 Kiebitze an gut 130 Orten beobachtet! Ein so intensives Rastgeschehen gab es zuletzt im März 2013. Ursache für dieses Rastereignis ist der Schneefall in Nordostdeutschland in den letzten Tagen. Auch im Flos von Langenselbold halten sich zurzeit mehrere Dutzend Kiebitze und auch zahlreiche Bekassinen oder Feldlerchen auf, was die Naturschützer der HGON bei ihrer Maßnahme ermutigte.
„Auch wenn nur wenige Tiere tatsächlich als Brutvögel in der Kinzigaue verbleiben werden, ist es doch erfreulich, dass unsere Maßnahmen als Rasthabitat genutzt werden und die Vögel hier wieder auftanken können“, verdeutlicht Ralf Sauerbrei, der stellv. Vorsitzender der HGON. „Damit zukünftig vielleicht mehr Tiere die Kinzigaue als ihre Heimat ansehen, müssen wir mehr dafür tun, dass mehr Jungvögel hier flügge werden“, so Sauerbrei weiter.
Um dieses Ziel zu erreichen, stellten die Naturschützer der HGON ca. 650 Meter Elektrozaun auf, um das eingezäunte Areal vor Prädatoren zu schützen. Bodenbrüter sind Raubsäugern wie Fuchs und Waschbär meist unterlegen, wobei sie sich gegen Greifvögel oder Rabenvögel in der Luft besser verteidigen können. Der vom Land Hessen geförderte Elektrozaun reicht als Netz bis zum Boden und wird nun regelmäßig auf Funktionsfähigkeit kontrolliert. „Unsere Anstrengungen stehen in enger Zusammenarbeit mit den Behörden und wir hoffen damit den damals im MKK noch so zahlreichen „Ostervogel“, aber auch andere Arten in der Kinzigaue zu fördern“, so Sauerbrei abschließend. Maßnahmen dieser Art werden durch die HGON in ganz Hessen mit Erfolg durchgeführt. Im Main-Kinzig-Kreis jedoch ist dies die erste und bisher einzige Schutzmaßnahme in dieser Form. Die Zäune sollen in Abstimmung mit den örtlichen Landwirten bis Juni aufrechterhalten werden, um den Jungvögeln so lange wie möglich Sicherheit zu bieten. Da nicht unbedingt alle Tiere innerhalb des Zaunes brüten und die Alttiere auch außerhalb auf Nahrungssuche gehen, bittet die HGON Hundebesitzer beim Spaziergang in der Aue ihre Tiere an der Leine zu führen und auf den Wegen zu bleiben.
Wer das Projekt unterstützen möchte kann sich auf www.hgon-mkk.de informieren oder sendet eine steuerlich absetzbare Spende an das Spendenkonto bei der Raiffeisenbank Rodenbach, IBAN: DE80 5066 3699 0000 0871 30. Beachten Sie bitte: Unter Angabe des Namens und der vollständigen Adresse kann eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden.
Auf dem Foto: Das Team der HGON stellt Schutzzäune in der Kinzigaue bei Langenselbold
Foto: Ralf Sauerbrei