(pm/ea) – Hektische Betriebsamkeit hat sich in diesen Tagen auf dem Forstamtsgelände im Wolfgänger Wald verbreitet. Das Jagdschlösschen, in dem das Forstamt seit 150 Jahren untergebracht ist, wird von Grund auf saniert. Übergangsweise wird das Forstamt ab März im Fliegerhorst Erlensee im Gebäude des Bruchköbeler Interimsrathauses untergebracht.
Forstamt Wolfgang wird zum Schmuckkästchen
Fenster, die verschwunden waren, werden wieder sichtbar gemacht. Und auch in den restlichen Räumen wird ein denkmalgerechter Zustand wiederhergestellt. „Das Gebäude steht seit über 300 Jahren“, weiß Forstamtsleiter Christian Schaefer zu berichten. „Immer wieder wurde angestückelt und teilrenoviert, manches Mal auch mit wenig Sachverstand.“ Nun sind alle entschlossen, dem Gebäude zu altem Glanz zu verhelfen. Die Umzugsarbeiten laufen auf Hochtouren.
Die Telefonnummern werden am vorübergehenden Standort im Fliegerhorst unverändert beibehalten. „Wir rechnen mit einer Bauzeit von ca. 1 Jahr“, äußert sich der Chef des Hauses optimistisch. „Danach werden wir das Schmuckkästchen wieder beziehen.“
Der Waldladen wird in dieser Zeit unverändert vor Ort weiterbetrieben. Die Renovierung betrifft ausschließlich das Jagdschloss.
Graf Johann Reinhard III. errichtete im Wolfgänger Wald neben der Klosterruine St. Wolfgang 1715 das kleine Jagdschloss Wolfgang. 1868 errichtete Preußen dort eine Oberförsterei. Heute ist es Sitz des Forstamtes Hanau-Wolfgang.
Die forstliche Geschichte hat allerdings schon früher angefangen, nämlich mit dem Aufbau einer staatlichen Samendarre. Im April 1823 trat Carl Friedrich Mergell im Alter von 26 Jahren seine Stelle in Wolfgang an. 1834 wird er zum Revierförster und Brigadier der Oberförsterei Niederrodenbach ernannt. Die Wiederaufforstung der vielen unbestockten und devastierten Wälder in Hessen war nur durch den vermehrten Anbau anspruchsloser Nadelhölzer möglich. In Wolfgang, in dessen Umgebung seit langem Kiefern künstlich angebaut wurden, hatte man früher schon auf primitive Weise Kiefernsamen gewonnen. Auf Initiative des Landforstmeisters Ernst Friedrich Hartig baut die Forstverwaltung 1826 in Wolfgang einen für damalige Zeiten modernen Klengbetrieb auf. Administrator der Darre wird Mergell. Er hat sie mit Umsicht und Geschick geleitet, verbessert und vergrößert. Mit Gründung der Staatsdarre Wolfgang entstand der Saatgutbetrieb in Hessen. Mit dem Saatgut wurden vor 150 Jahren nicht nur die Blößen und Räumden im Bereich Hanau, sondern auch die im Burgwald, die bei Hersfeld und Fulda wieder in Bestockung gebracht.
Auf dem Titelfoto: Der vorübergehende Standort des Forstamts Wolfgang im Fliegerhorst
Fotos: Forstamt, Wolfgang Racek, Plan: Forstamt