(pm/ea) – Die berühmte „deutsche Wertarbeit“ hat weltweit einen hervorragenden Ruf. Die beiden wichtigsten Zutaten für dieses Erfolgsrezept waren dafür lange Zeit das duale Ausbildungssystem sowie der Meisterbrief als anerkanntes Qualitätssiegel. Seit der Abschaffung der Meisterpflicht in 53 Gewerken hat der gute Ruf des Handwerks allerdings stellenweise Kratzer bekommen.
Immer mehr Kleinstbetriebe, darunter einige „schwarze Schafe“ oder Sub-Unternehmer ohne ausreichende Kenntnisse, stehen immer weniger Ausbildern und Meistern gegenüber. Einige Berufsbilder, wie der des Vergolders, sind mittlerweile komplett verschwunden, weil die Ausbilder sich selbst keine Konkurrenz schaffen wollen. Für die Hanauer Bundestagsabgeordnete Dr. Katja Leikert eine alarmierende Entwicklung. Die CDU-Politikerin setzt sich aus diesem Grund vehement für eine Wiedereinführung der Meisterpflicht ein.
Bei Jochen Honikel, Präsident der Arbeitgeberverbände des hessischen Handwerks, und Verbands-Geschäftsführer Rainer von Borstel, stieß sie damit in einem gemeinsamen Gespräch auf offene Ohren. In ihrem Regierungsprogramm haben sich CDU und CSU klar zur Wiedereinführung der Meisterpflicht bekannt. Ein entsprechender Beschluss wurde bereits auf dem CDU-Bundesparteitag im Jahr 2016 gefasst. Nun geht es darum, dass der Vorstoß auch in den neuen Koalitionsvertrag Eingang findet. Leikert versprach, sich für den dafür notwendigen Evaluierungsprozess auf Bundesebene einzusetzen. „Ich bin ein großer Fan von Europa, aber wir müssen schon hinterfragen, wer sich an wem orientieren sollte. Für mich ist die Antwort hier eindeutig“, so Leikert. Einig waren sich die Gesprächspartner zudem, dass der Trend zur Akademisierung gestoppt und das duale Ausbildungssystem gestärkt werden müsse. „Auch im Handwerk kann man Karriere machen“, betonte Jochen Honikel.
Selbstkritisch merkte der Malermeister, der selbst einen alteingesessenen Familienbetrieb in Bad Soden-Salmünster führt, mit Blick auf die Branche an, dass viele Potenziale, gerade im Bereich der Digitalisierung, bislang noch nicht ausreichend ausgeschöpft würden. „Wenn wir mit dem Fortschritt in Industriebetrieben Schritt halten wollen, gibt es viel zu tun.“ Da ein durchschnittlicher Handwerksbetrieb aber oft nur über fünf Mitarbeiter, aber keine eigene IT-Abteilung verfüge, sei hier auch sein Verband gefragt. Denkbar sei beispielsweise eine Unterstützung durch Digitalberater.
Auf dem Foto (von links): Rainer von Borstel, Dr. Katja Leikert und Jochen Honikel
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