(pm/ea) – Es ist eine kleine archäologische Sensation, die da am östlichen Rand Bruchköbels zum Vorschein gekommen ist: Rund 20 römische Brunnen wurden im Bereich des Baugebietes Peller II + III seit Mitte letzten Jahres gefunden.
Außergewöhnlich ist die große Anzahl der Brunnen, deren Zweck noch nicht genau geklärt werden konnte. „Sie könnten beispielsweise der Versorgung einer römischen Reitereinheit gedient haben“, berichtet Grabungsleiter Olaf Krause. Außer den Brunnen wurden von den Archäologen noch römische Münzen, Steingut (Terra Sigillata) und Dinge des täglichen Bedarfs geborgen.
Die Funde wurden am vergangenen Freitag der Öffentlichkeit präsentiert. Zahlreiche Interessierte, darunter Bruchköbels Bürgermeister Günter Maibach, nahmen an der Führung über das Grabungsfeld teil, die von Grabungsleiter Olaf Krause und Claus Bergmann von der Unteren Denkmalschutzbehörde geleitet wurde.
In den Grabungsflächen wurden rund 700 Befunde festgestellt. Neben den Brunnen wurden Siedlungsspuren wie Drainagegräben und Gruben gefunden und genau untersucht, vermessen und dokumentiert. Das Fundmaterial konnte zum größten Teil auf das 2. Jahrhundert nach Christus datiert werden. In den Brunnen selbst haben die Archäologen nur wenige interessante Funde gemacht, das spricht für eine kurze Nutzung. Spuren einer größeren Besiedelung konnten die Archäologen nicht finden, die Dichte der Funde nimmt allerdings in Richtung der schon bestehenden Wohnbebauung zu. Sollte es ein Kastell oder Ähnliches gegeben haben, wurden wohl alle Hinweise darauf bei den früheren Baumaßnahmen vernichtet. Anders als heute waren archäologische Voruntersuchungen in den 80er Jahre noch nicht üblich.
Das rund 5,5 Hektar große Baugebiet Peller II und III wird seit dem Frühjahr 2017 erschlossen. Im Rahmen der Bauleitplanung wurde das Gelände auch auf archäologische Befunde hin untersucht. Erst dann werden die Grundstücke an die späteren Besitzer übergeben. Dieses Vorgehen ist durchaus nicht üblich, von der Stadt Bruchköbel aber gewollt, damit die Hauseigentümer sicher sein können, dass auf ihrem Grund und Boden keine teuren Nachuntersuchungen nötig werden. Eine genaue Planung hat es möglich gemacht, dass die Untersuchungen den Ablauf der Erschließungsarbeiten nicht behindert haben. Zuerst wurde das Gelände der geplanten Stichstraßen von den Archäologen geprüft, dann die späteren Grundstücke. Bis Ende November wird das Zelt der Archäologen noch am Pellerweg stehen, dann steht die Auswertung der Funde an, die rund ein Jahr dauern könnte. Auf dem Neubaugebiet wachsen dann vermutlich schon die ersten Häuser in den Himmel.
Fotos: PM