„Unerwünschte Schönheiten“: Gebietsfremde Pflanzen an der Kinzig

(pm/ea) – Neue Pflanzen aus der ganzen Welt fühlen sich inzwischen sehr wohl bei uns. In den letzten Jahren sind sie vermehrt an Fließgewässern und Gräben zu finden, so auch an der Kinzig und ihren Nebengewässern.

Oft konkurrieren die so genannten Neophyten mit der heimischen Flora um Platz und Licht. In vielen Fällen ist der Mensch verantwortlich, der die Ausbreitung durch sein Verhalten befördert. Die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) sorgt sich zunehmend um die biologische Artenvielfalt.

Im Spätsommer erblühen die naturnahen Uferstreifen an der Kinzig in den schönsten rosa Tönen. Es summt und brummt an den großen Blüten der „Bauernorchideen“, besser bekannt als Drüsiges oder Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera). Bienen und andere Blütenbesucher lieben die nektarreichen Blumen mit dem pfirsichartigen Geruch. Genau deshalb hatten Imker und Gärtner seit Mitte des 19. Jahrhundert fleißig für eine Verbreitung der ursprünglich aus dem Himalaya stammenden Pflanze gesorgt.

Das bis zu zwei Meter hohe Springkraut wächst vor allem in feuchten Wäldern, Auen- und Uferlandschaften mit einem hohen Nährstoffgehalt. Inzwischen hat es sich zu einem handfesten Problem an unseren Fließgewässern entwickelt. Denn jede Pflanze kann bis zu 4000 Samen bilden, die mit Hilfe eines Schleudermechanismus bis zu sieben Metern weit verbreitet werden. Schon Regentropfen können den Mechanismus auslösen. Die Samen sind schwimmfähig und werden mit der Strömung oder bei Hochwasser über weite Strecken transportiert. Aber auch Rückdrängungsmaßnahmen tragen zur Verbreitung bei, wenn das abgemähte Pflanzenmaterial am Ufer liegen bleibt, um vom nächsten Hochwasser weggeschwemmt zu werden oder sogar direkt über den Fluss „entsorgt“ wird, wie die GNA immer wieder in bedauerlichen Einzelfällen beobachten musste.

Augen- und Bienenweide für die einen, botanische Monotonie für die anderen

Ebenfalls in den Biotopen unserer Flussauen hat sich die Knollige Sonnenblume oder Topinambur (Helianthus tuberosus) etabliert. Die essbare „Wilde Kartoffel“ ist in Deutschland seit Anfang des 20. Jahrhunderts verwildert. Zur weiteren Verbreitung haben ebenso Jäger (Wildfutter) wie Gärtner beigetragen. Die Vermehrung erfolgt über sehr vitale Sprossknollen, die schwimmend große Entfernungen überbrücken. Topinambur bildet dichte, bis zu 3 m hohe Reinbestände, die im Frühherbst leuchtend gelb blühen. Schon wenige Wurzelstücke und Knollen in weggeworfenen Gartenabfällen sorgen für eine schnelle Vermehrung.

Das Drüsige Springkraut, die Topinambur, die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) und die asiatischen Staudenknötericharten gehören zu den „invasiven Neophyten“ in Deutschland. „Unwissenheit und Unachtsamkeit im Umgang mit diesen Pflanzen sorgen dafür, dass sich die heimische Flora auch an den Ufern der Kinzig stark verändert. Wo früher Artenvielfalt vorherrschte, ist heute oft Monotonie. „Gezielte Bekämpfungsmaßnahmen halten wir aus Naturschutzsicht punktuell dringend für notwendig.“, erläutert Susanne Hufmann, erste Vorsitzende der GNA.

Bedrohung oder Bereicherung?

Invasive Arten werden global als eine der größten Bedrohungen der biologischen Vielfalt angesehen. Seit der Entdeckung Amerikas 1492 sind immer mehr neue Pflanzen nach Europa gelangt. Viele Arten wurden gezielt als Zier- oder Nutzpflanzen angesiedelt, andere unbeabsichtigt mit Saatgut, Wolle und anderen Importgütern aus allen Teilen der Welt eingeschleppt. Einige Neubürger wirken sich negativ auf die Gesundheit aus. Bestes Beispiel hierfür ist der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), auch Herkulesstaude genannt. Die Herkulesstaude lässt sich nur schwer bekämpfen, denn bei der Berührung der Blätter ist größte Vorsicht geboten. Bei Hautkontakt mit anschließender Bestrahlung durch Sonnenlicht können Rötungen, Reizungen, Entzündungen und in schlimmen Fällen eine blasenbildende Dermatitis entstehen.

Hochaktuelle Problempflanze im Herbst ist die Ambrosia oder Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia). Dieser Neophyt ist inzwischen ein teurer Neuankömmling aus Nordamerika geworden. Die Pollen der Blüten sind hochallergen und führen dazu, dass Heuschnupfen-Allergiker im Herbst einen zweiten Erkrankungsschub erleiden. Seit Anfang der 1990er Jahre wurden zunehmende Vorkommen dieser wärmeliebenden Art im Süden Deutschlands gefunden und viel Geld für Bekämpfungsmaßnahmen ausgegeben. Doch der Klimawandel begünstigt ihre Verbreitung.

Doch was ist zu tun?

Sind Bekämpfungsmaßnahmen überhaupt noch sinnvoll oder ist der „Point of no Return“ schon lange überschritten. Viele Fachleute halten eine flächendeckende Bekämpfung wegen der geringen Erfolgsaussichten nicht mehr für möglich. Dies schließt jedoch die gezielte Bekämpfung bestimmter gesundheitlich bedenklicher Neophyten nicht aus. Im Einzelfall muss nach Ansicht der Naturschützer auch über Maßnahmen in besonders schützenswerten Biotopen nachgedacht werden, um die heimische Flora zu fördern. Für ihre Projektgebiete beabsichtigt die GNA, die Neophyten zu erfassen und Vorschläge zur Rückdrängung mit den jeweiligen Kommunen zu erörtern. Eine komplette Verdrängung sei allerdings vermutlich aussichtslos.

Foto: GNS

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