Marhaba und Hallo! – Erlensee begegnete Syrien

(pm/ea) – Das Seniorenbüro der Stadt Erlensee und „Allerlei Kultur“ hatte zu einer außergewöhnlichen musikalischen und kulinarischen Reise eingeladen: Es ging zur „Wiege der Menschheit“; in ein Land mit über 7.000-jähriger Geschichte und voller kulturellem Reichtum – es ging nach Syrien.

Dort, zwischen Euphrat und Mittelmeer, haben viele Religionen und Kulturen ihren Ursprung, hier wurde die Landwirtschaft entwickelt, hier entstanden die ersten Städte der Menschheit.

Die vielen Besucher des „Syrischen Nachmittags“ in der ausverkauften kleinen Erlenhalle waren Gäste ihrer seit langem in Erlensee wohnenden syrischen Nachbarn. Von weltoffenen Seniorinnen und rüstigen Opas, über begeistertes mittelaltes Publikum, bis hin zum Kleinkind: alle wurden grenzübergreifend mit landestypischen Köstlichkeiten verwöhnt und von faszinierender Musik unterhalten.

Manche der Erlenseer Gäste hörten neue, unbekannte Klänge, doch verstanden alle die Sprache der Musik. Dazu gab es viele unbekannte Speisen zu entdecken, von den vielfältigen syrischen Köstlichkeiten wurde rundum geschwärmt.

Emad Nayleh und seine Familie, Erlenseer seit 3 Jahren, hatten schmackhafte Leckereien zubereitet: „Falafel“, der Klassiker der arabischen Küche: frittierte Kringel aus Kichererbsen. Dazu „Foul“, ein raffiniertes Gericht aus eingelegten Ackerbohnen. „Hummus“, ein Kichererbsenmus mit Sesam, Zitrone und vielem mehr. Hummus zählt in Syrien zu den Nationalspeisen, wird aber in ganz Vorderasien (und jetzt auch in Erlensee) gegessen. Und zu allem gehört das „Arabische Fladenbrot“, aus ungesäuertem Getreideteig, Wasser und ohne Hefe zubereitet. Das Fladenbrot ersetzt den Löffel: Man reißt ein Stück davon ab, stippt und greift damit Hummus auf, oder rollt andere Speisen einfach in das aufgeklappte Fladenbrot hinein und isst „aus der Hand“. Die neugierigen Erlenseer Gäste probierten es aus und es klappte gut! Aber natürlich durften auch Löffel und Gabel verwendet werden.

Trotz mehrfachem Nachschub von Emad Naylehs fleißigem Küchenteam war nach einer guten Weile auch der größte Hunger gestillt. Zeit für das Konzert zweier Musiker aus Damaskus, die seit zwei Jahren in Erlensee leben: Wadeh Mashrki und Wassim Esber.

Wadeh spielte die Musik seiner syrischen Heimat meisterlich auf der arabischen Laute „Oud“ und zeigte die große Klangfülle des über tausendjährigen Instruments. Er sang traditionelle und zeitgenössische Lieder mit großer Intensität, die die Zuhörer in der Erlenhalle sehr beeindruckte.

Begleitet wurde Wadeh von seinem Cousin Wassim, der die Darbuka-Trommel mit unglaublicher Fingerfertigkeit spielte und dazu das Publikum mit einem Trommelsolo auf der Gitarre überraschte.

Als dessen junge Nichte Byancy die beiden mit ihrem Gesang unterstützte, rauschte der Beifall. Bei manchen syrischen Hits riss es gar einige Erlenseerinnen zum Tanz von den Stühlen.

Zwischendurch sorgten Barbara Ritter und Jürgen Weiß von „Allerlei Kultur Erlensee“ mit Geschichten und Episoden aus Syrien für amüsante, aber auch nachdenkliche Unterhaltung.

Wadeh Mashrki trug „seine Geschichte“, synchron ins Deutsche übersetzt, auf Arabisch vor. Der Verlust seines früheren privaten und beruflichen Lebens in der ehemaligen Heimat Syrien, der Kummer über die Trennung von Familie und Freunden; aber auch der Gewinn der neuen Heimat Deutschland und neuer Freunde hier, sein Dank an die Menschen von Erlensee, die ihm in den vergangenen Jahren halfen, dazu sein offener Blick in die Zukunft, – das bewegte die Menschen in der Erlenhalle sehr.

Bei dieser beeindruckenden gemeinsamen Veranstaltung von Seniorenbüro der Stadt Erlensee und „Allerlei Kultur“ gab es viel zu entdecken. Die zahlreichen Gäste werden sich an ihre „Begegnung mit Syrien“ sicher gerne erinnern.

Johann Wolfgang von Goethe hatte letztendlich das Schlusswort:

Wer sich selbst und andre kennt
Wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident
Sind nicht mehr zu trennen.

Sinnig zwischen beiden Welten
Sich zu wiegen laß ich gelten;
Also zwischen Ost- und Westen
Sich bewegen, sei’s zum Besten!

(aus dem „West-östlichen Divan“)

Fotos: PM

 

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