(pm/ea) – „Auf dem Platz an der Wallonisch-Niederländischen Kirche wird es künftig keine parkenden Autos mehr geben.“ Diese Kernbotschaft richtet Oberbürgermeister Claus Kaminsky an alle die, welche sich am 6./7. Oktober am Bürgerwochenende in den Räumen der Kathinka-Platzhoff-Stiftung – also mitten auf dem Platz – beteiligen wollen.
Nach Kaminskys Überzeugung ist mit dem Planentwurf des Büros „Die Landschaftsarchitekten“ ein „guter und keineswegs fauler“ Kompromiss zwischen grünem Platz und Kurzzeit- sowie Anwohnerparkplätzen um den Platz möglich. Aber vor dem 7. Oktober gebe es keinerlei Beschlüsse städtischer Gremien. Der hauptamtliche Magistrat sehe das Bürgerwochenende als „Veranstaltung mit offenem Ausgang“ an, wenngleich er sich eine Meinung zur Platzplanung gebildet habe. Möglichst bald und lange vor dem Baubeginn auf dem Platz will die Stadt versuchsweise erproben, wie sich der Verkehr in der Französischen Allee beruhigen lässt.
„Die Landschaftsarchitekten“ stellen am 6. und 7. Oktober vier Planungsvarianten vor, die mit der Stadtplanung und dem städtischen Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service abgestimmt sind. Die Vorschläge unterscheiden sich vom Ausmaß der Pflasterung auf der Nordseite des Platzes her – und daraus folgend vom unterschiedlichen Anteil an Bäumen, Rasenfläche und Wegen. Beide Varianten sind einmal mit und einmal ohne 57 Parkplätze um den Platz denkbar, wobei stets im Westen Längsparken sowie im Süden und Osten Querparken favorisiert wird. Allen Vorschlägen gemein ist, dass es keine Durchfahrtmöglichkeit mehr zwischen Kirche und Sparkasse geben soll.
Kaminsky verhehlt nicht, einerseits Sympathien für diejenigen zu haben, die in der Französischen Allee noch konsequenter Autostellplätze abschaffen wollen – derzeit gibt es 120 auf dem Platz und 62 an dessen Rand. Andererseits sei zu verstehen, dass Einzelhändler und Wochenmarktbeschicker starkes Interesse am Erhalt von Parkplätzen in der Französischen Allee hätten. Blieben die 57 Parkplätze um den Platz erhalten, so bringe das den lärmgeplagten Anliegern ein Stück Verkehrsberuhigung. Denn durch Ein- und Ausparkvorgänge sei zu schnelles Fahren künftig nicht mehr so leicht möglich, ebenso durch das Aufheben der Einbahnstraßen und Gegenverkehr auf einer nur noch 4,70 Meter breiten Französischen Allee. Der OB versprach eine Tempo-20-Zone; wer dort mit 50 Stundenkilometern erwischt werde, für den werde es „schon richtig teuer“.
Der bevorstehende Verkehrsversuch sieht vor, dass versetzte Parkplätze auf beiden Straßenseiten nicht nur in der Französischen Allee neu markiert werden, sondern auch in der Lautenschlägerstraße und Schützenstraße. Zugleich wird der Einbahnverkehr in der Französischen Allee bereits jetzt probeweise aufgehoben. An der Einmündung der Paradiesgasse verhindern Poller die Durchfahrt. „Mit diesen Schritten wollen wir den Anliegern schon jetzt zu weniger Verkehr verhelfen und die Autoposer dort am Durchrasen hindern“, verdeutlicht der OB die Zielsetzung.
Und wie sieht die Planung der „Landschaftsarchitekten“ auf dem Kirchplatz aus? Die Stadt wolle – bei gleichem Höhenniveau von Platz und Stellplätzen – den baulichen Aufwand für die Parkplatzanordnung in der Französischen Allee bewusst gering halten, damit bei Bedarf eine Wegnahme der Pkw-Fläche möglich sei, so Kaminsky weiter. Wenn die Nassauische Heimstätte auf der südliche Platzseite von 2019 an neu baue und Platz für Maschinen und Material brauche, lasse sich auf dem dortigen Teil der Parkplätze bereits ausprobieren, ob sich deren Wegfall verkraften lasse. Alles lasse sich so anlegen, dass „die künftige Entscheidergeneration“ für den Fall zurückgehender Autozahlen Stellplätze entwidmen und den autofreien Platz um die Wallonisch-Niederländische Kirche erweitern könne.
Hanaus Oberbürgermeister ist überzeugt, dass das künftige Gesicht des Platzes an der Doppelkirche „ein großer Wurf ist, der sich phantastisch in die sehr erfreuliche Entwicklung der südlichen Innenstadt einpasst“. Dazu trage auch die Nassauische Heimstätte mit ihren neuen Wohnbauten und dem geplanten „Movie Trail“ als direkter Durchgang vom Kinopolis über die Gärtnerstraße zur Französischen Allee bei.
Die Planung der „Landschaftsarchitekten“ nimmt den historischen Renaissance-Grundriss des Platzes mit klaren Raumkanten wieder auf, ebenso das Raster mit Lindenbäumen. Die Doppelkirche soll stärker frei gestellt werden als bisher, damit das Denkmal besser zur Geltung kommt. Das Pflaster aus Natur- oder Betonwerkstein soll in zwei Farbnuancen und in gestreifter Gestalt dazu beitragen, dass der Platz größer wirkt. Den Zaun und eine Stufe um das Denkmal des Neustadt-Gründers Graf Philipp Ludwig II. auf der Südseite des Platzes wegzunehmen, das ist mit dem Denkmalschutz bereits abgestimmt. Das Denkmal soll genauso wie die Kirche illuminiert werden. Am neu hinzukommenden Stadtrelief des Künstlers Claus Bury auf der Platz-Südseite sowie an den Rasenrändern sollen Lichtbänder für Atmosphäre sorgen. Ein gutes Sicherheitsgefühl auch nachts soll ein abgestimmtes Beleuchtungskonzept und der Verzicht auf Sträucher erzeugen.