(pm/ea) – Sirenen hallen am Samstag durch die Hanauer Innenstadt, während sich die Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdienst dem Forum nähern, wo sich bereits zahlreiche Schaulustige hinter einer Absperrung eingefunden haben: Was auf den ersten Blick wie ein Großeinsatz wirkt, ist zum Glück nur eine Übung ,mit der die Einsatzkräfte die Bergung einer verletzten Person nach einem Autounfall demonstrieren wollen.
Denn beim großen Aktionstag des ACE (Auto Club Europa) auf dem Freiheitsplatz stand alles im Zeichen der Verkehrssicherheit.
Es war der dritte Verkehrssicherheitstag in Hessen, den der ACE veranstaltete. Stefan Heimlich, Vorsitzender des ACE Deutschland, Peter Pilcher, Regionalvorsitzender Hessen und Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck eröffnete den großen Aktionstag gemeinsam um zehn Uhr vormittags. Dabei hoben alle drei die Bedeutung von verantwortungsvollem Verhalten im Straßenverkehr hervor. Egal, ob mit dem Auto, als Radfahrer oder Fußgänger: Alle Menschen können etwas dazu beitragen, dass jeder sicher an sein Ziel kommt.
Dass es hier noch immer viel zu tun gibt, verdeutlichte der ACE-Landesvorsitzende mit Verweis auf die Zahl der Verkehrstoten, die mit rund 1.200 Toten im ersten Halbjahr 2017 in etwa gleich mit den Zahlen des Vorjahres sind. Dabei sieht er vor allem das neue Phänomen der sogenannten „Smombies“ – Personen die im Straßenverkehr durch den Blick auf ihre Smartphones abgelenkt sind, mit Sorge, oder die Gaffer, die Rettungseinsätze behindern. Mit der „Vision Zero“ fasst er das Anliegen der Veranstalter für den Straßenverkehr zusammen: „Alle kommen an, keiner kommt um.“
Dass der Straßenverkehr viele Gefahren birgt, stellt auch Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck fest: „Jeder trägt Verantwortung – nicht nur für sich selbst.“ Sie dankte den Organisatoren des Verkehrssicherheitstages und empfahl den Hanauern die Gelegenheit zu nutzen, möglichst viel über Sicherheit und die Vermeidung von Unfällen zu erfahren.
Die Veranstalter hatten sich dabei viel einfallen lassen, damit es hier nicht nur trockene Theorie sondern viele praktische Eindrücke zu sammeln gibt. Denn nichts vermittelt die besonderen Situationen besser als sie selbst einmal in gefahrlosen Simulationen auszuprobieren. Eine Möglichkeit hierfür bot etwa der Bremssimulator, bei der die Besucher in einem Auto auf 11 km/h beschleunigt wurden, bevor es zu einer abrupten Bremsung kam: „Der ein oder andere wird erschrocken sein, was das bereits an Kräften freisetzt“, erklärt Peter Pilger. In der Tat: Während das Auto mit einem rasanten Satz nach vorne schießt, kann man sich nicht dagegen wehren, ganz automatisch die Arme durchzudrücken während der Kopf einen spürbaren Ruck macht. Für die Tester gab es deshalb weitere Informationen dazu, welche Sitzhaltung am besten davor schützt, dass bei einem solchen Unfall der Arm bricht oder der Schlüssel in der Hosentasche dafür sorgt, dass er sich in den Oberschenkel bohrt.
Auch die Reflextestes mit der Rauschbrille erfreuten sich bei den Besuchern großer Beliebtheit, die hier schnell merkten, wie stark Sicht und Koordination durch Alkoholkonsum eingeschränkt werden und warum man im Straßenverkehr lieber nüchtern sein sollte.
Es gab außerdem die Möglichkeit, am Stand der Polizei sein Fahrrad codieren zu lassen oder sich vom ACE eine individuelle Rettungskarte für das eigene Fahrzeug erstellen zu lassen, dass den Einsatzkräften im Ernstfall dabei hilft, die neuralgischen Punkte des PKW zu finden ohne danach suchen zu müssen. Informationen zu Themen wie Rettungsgasse und Sekundenschlaf rundeten das umfangreiche Informationsangebot ab.
„Wir wollen immer wieder auf das Thema Verkehrssicherheit aufmerksam machen – ohne erhobenen Zeigefinger sondern als Informationsangebot“, so Pilger. Er nutzte außerdem die Gelegenheit, den vielen Kooperationspartnern außerhalb des ACE, die an der Veranstaltung teilnahmen, sowie den vielen ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern, die im Einsatz waren, für ihre Arbeit und ihr Engagement zu danken.
Der große Zuspruch an Besuchern freute die Veranstalter dabei ebenfalls sehr. Neben den Aktionsständen waren dabei auch die praktischen Vorführungen auf der großen Aktionsfläche ein wahrer Besuchermagnet, bei dem es viel zu sehen gab: So zeigten die neun Spürnasen der BRH-Rettungshundestaffel Main-Kinzig anschaulich, was auch Vierbeiner für Menschen in Notsituationen leisten können. In verschiedenen Übungen zeigten sie, welche motorischen Übungen sie in ihrer langen Ausbildung lernen, verschiedene Formen des Anzeigens und wie das Teamwork zwischen Mensch und Hund im Rettungseinsatz funktioniert.
Die Rettungskräfte von Feuerwehr und Deutschem Roten Kreuz zeigten, wie im Ernstfall eine Person aus einem verunglückten Fahrzeug befreit werden kann und worauf es beim Einsatz der Rettungsschere ankommt. Eine Vorführung, die bei den Zuschauern für viel Eindruck sorgte und das umfangreiche Programm des langen Aktionstages passend ergänzte.
Mit vielen spannenden Eindrücken und Informationen konnten die zahlreichen Besucher der gelungenen Veranstaltungen am Ende dann mit neuem Bewusstsein für Sicherheit im Straßenverkehr den Heimweg antreten.
Bericht: Jutta Link, Fotos Anton Hofmann