(pm/ea) – Mit einem Drone Detection Day machten die Deutsche Flugsicherung (DFS) und die Deutsche Telekom vor kurzem auf die wachsende Zahl von Drohnen und die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen aufmerksam. Nach Schätzungen der DFS wurden 2016 in Deutschland 400.000 Drohnen verkauft, allein dieses Jahr sollen weitere 600.000 hinzu kommen.
Die Zukunftstechnologie schafft neue nützliche Einsatzgebiete: Transport von Blutkonserven, Anlagen-Wartung, Schleswig-Holstein testet seit gut einem Jahr den Einsatz von Drohnen mit Wärmebild-Kameras zur Rehkitzrettung. Gleichzeitig können die unbemannten Fluggeräte zum Risiko für die Flugsicherheit werden. 2015 zählte die DFS 14 Konflikte mit dem regulären Flugverkehr, für 2016 wurden bereits 64 Behinderungen gemeldet und nach dem ersten Halbjahr 2017 rechnet die DFS dieses Jahr mit einem neuen Höchststand.
Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Flugsicherung, sagt: „Die Deutsche Flugsicherung setzt sich für die sichere und faire Integration von Drohnen in den Luftverkehr ein, weil wir vom Potenzial dieser neuen Technologie überzeugt sind Andererseits stellen Drohnen aber auch eine Herausforderung dar. Als DFS wollen wir dazu beitragen, die Sicherheit im Luftverkehr weiterhin auf dem gewohnt hohen Niveau zu halten.“
Unternehmen wegen Drohnen besorgt
Drohnen-Sorgen haben neben Flughäfen auch andere Unternehmen: Automobilhersteller fürchten Paparazzi-Fotos ihrer Erlkönige auf Teststrecken, Energieversorger Sabotage, Gefängnisse Waffen- und Drogenschmuggel, Event-Veranstalter oder Stadien-Betreiber Verletzungsrisiko für Gäste, Personenschützer von Drohnen transportierte Fahnen mit Schmähbotschaften oder Schlimmeres. Die Deutsche Telekom hat mit Industriepartnern den Magenta Schutzschirm entwickelt. Das System erkennt und warnt vor Drohnen und verwendet dazu Technik etwa vom Leadpartner Dedrone aus Kassel, Frequenzscanner der Firma Rhode & Schwarz, Mikrofonarrays von Squarehead, Radargeräte von Robin Radar Systems.
Dirk Backofen, Leiter Telekom Security sagt: „Drohnen lassen sich auch vielfältig zu kriminellen Zwecken nutzen. Jedes Unternehmen hat verschiedene Anforderungen. DEer Magenta Schutzschild ist ein Baukasten-System. Der Kunde entscheidet, ob er auf Radiofrequenz, Video- oder Audio- oder Radar-Erkennung setzt oder eine Kombination. Unser System integriert die Sensoren verschiedener Hersteller.“
Magenta Schutzschirm erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt
Auf dem Drone Detection Day wurde der Magenta Schutzschild erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Während mehrere Drohnenpiloten mit unterschiedlichen Drohnentypen verschiedene Gefährdungsszenarien flogen, zeigte das System über die auf Gebäuden der Deutschen Flugsicherung in Langen installierten Sensoren, dass es zuverlässig anfliegende Drohnen erkennen und davor warnen kann. Ebenfalls auf der Veranstaltung vorgeführt wurde Abwehrtechnologie (Jammer) der Firmen HP Marketing & Consulting und Rohde & Schwarz. Die Bundesnetzagentur hatte die erforderlichen Genehmigungen erteilt. Jamming – also das aktive elektronische Abwehren von Drohnen mit Störtechnik – ist in Deutschland nur Behörden mit Sicherheitsaufgaben oder mit behördlicher Genehmigung erlaubt.
Registrierungspflicht für Drohnen gefordert
Das Bundesverkehrsministerium hat in diesem Jahr eine Drohnenverordnung erlassen. Ab einem Startgewicht von zwei Kilogramm beispielsweise müssen Drohnenpiloten entsprechende Kenntnisse für den sicheren Betrieb der unbemannten Fluggeräte nachweisen. Für Drohnen ab 250 Gramm besteht jetzt zudem Kennzeichnungspflicht. Vertreter von Deutscher Flugsicherung und Deutscher Telekom bezeichneten dies auf dem Drone Detection Day als einen ersten wichtigen Schritt, dem aber noch weitere folgen müssten und sprachen sich für eine Registrierungspflicht für Drohnen aus. Wenn es möglich sei, Straftaten mit Drohnen zu begehen, müsse ein Täter auch zweifelsfrei identifizierbar sein. Weiterhin müssten Drohnen künftig im Luftraum leichter sichtbar werden. Für Flugsicherungstechnik sind zivile Drohnen zu klein, Radar kann sie nicht erfassen.
Drohnen über Mobilfunk orten
Solange Drohnen keinen Transponder wie ein Flugzeug tragen, sind sie komplett unsichtbar. In einem 2016 gestarteten Forschungsprojekt untersuchten die DFS und die Deutsche Telekom deshalb gemeinsam, wie sich Drohnen mittels Mobilfunk orten lassen, um sie in einem Luftlagebild darzustellen. Erste Ergebnisse liegen bereits vor. Die Unternehmen wollen darüber zu einem späteren Zeitpunkt informieren.