(pm/ea) – Thorstein Thomann aus der Hanauer Pfarrei St. Elisabeth wurde mit zwei weiteren Diakonen am Pfingstsamstag in Fulda zum Priester geweiht.
„Die Würde und Größe des Priesters besteht darin, fürsprechend für andere vor Gott treten zu dürfen, aber es tut seiner Würde keinen Abbruch, dass andere ihn dabei tragen und stützen, damit sein Mut nicht sinkt.“ Dies betonte Bischof Heinz Josef Algermissen am Pfingstsamstag bei der Priesterweihe der Diakone Bien Bui-Trong (Pfarrei Hl. Vietnamesische Märtyrer, Stuttgart), Ingo Heinrich (Pfarrei St. Simplicius, Faustinus und Beatrix, Fulda) und Thorstein Thomann (Pfarrei St. Elisabeth, Hanau) in Fulda.
Für die Zukunft des Priesterberufes und damit für die Zukunft der Pfarreien des Bistums und der Kirche überhaupt hänge viel davon ab, dass „wir zu einem guten und immer besseren Miteinander von Amt und Gemeinde, von Priestern und Laien finden“. Es sei wichtig, dass die Communio von Bischöfen, Priestern und Laien und allen Getauften und Gefirmten erfahrbar wird und nicht nur ein behauptetes Ideal ist“, unterstrich der Oberhirte im vollbesetzten Hohen Dom zu Fulda.
In seiner Predigt stellte Bischof Algermissen heraus, dass es Priester ermutige, wenn sie erführen, dass sie wirklich mitgetragen würden vom Vertrauen und vom Gebet der Gemeinde, gerade auch in Zeiten besonderer Belastungen und Krisen. „Liebe Familien und Freunde, tragen Sie Ihre Kandidaten auch weiter mit und besten Sie für sie!“, bat der Bischof. Bereits zu Beginn des Gottesdienstes hatte er den Familien dafür gedankt, dass sie der Kirche ihre Lieben geschenkt hätten und bereit seien, sie als geweihte Priester zurückzuerhalten. Algermissen sprach in seiner Predigt auch von einem jungen Mann, der sich ernsthaft mit der Frage auseinandersetzte, ob er Priester werden solle: Er habe ihm in einem Gespräch bekannt, er habe Angst vor einer solchen Entscheidung, weil er sehe, wie unerbittlich die Menschen Forderungen an die Pfarrer und Kapläne stellten.
Der Tag der Priesterweihe gehe immer unter die Haut, nicht nur den Weihekandidaten, sondern allen, die die Männer an den Weihealtar begleiteten, hatte der Bischof zu Beginn seiner Predigt hervorgehoben. Sodann deutete er das Zeichen der Hände aus, das bei der Priesterweihe eine wichtige Rolle spiele und die Neupriester in ihrem zukünftigen priesterlichen Tun ständig begleiten werde. Bei der Weihehandlung werde jeder der drei Kandidaten nach seiner Bereitschaft zu Ehrfurcht und Gehorsam gefragt. Heute stünden indes ganz andere Worte hoch im Kurs: Freiheit, Mündigkeit, Selbstverwirklichung. „Die Sache spitzt sich zu, wenn wir nicht nur hören, was in der Weiheliturgie gesprochen wird, sondern auch sehen, was dabei geschieht: Sie, liebe Weihekandidaten, werden Ihre Hände falten und in meine Hände legen“, stellte der Oberhirte heraus. Das Versprechen werde handgreiflich und fassbar. Mit der Übergabe der Hände in die Hände des Bischofs gehe stellvertretend das Versprechen der Kandidaten einher, das Leben in Gottes Hände zu legen.
„Gott umschließt Ihre Hände, nicht um Sie festzuhalten, auch nicht, auf dass Sie Ihre Hände in den Schoß legen, sondern damit Sie in die Lage versetzt werden, mit Hand anzulegen beim Aufbau der Kirche Jesu Christi unter den Bedingungen dieser Zeit“, fuhr der Bischof fort. Wenn sie sich Gottes Händen überließen und sich von ihm getragen wüssten, könnten sie sich den Menschen zuwenden, zu denen sie geschickt würden. „Das ist der tiefe Sinn des Gehorsams: mich dorthin schicken zu lassen, wo ich gebraucht werde, mich von Gott senden zu lassen, wohin er will.“ Mit einem so verstandenen Gehorsam gebe man die Freiheit nicht auf, sondern gewinne sie erst. Der Höhepunkt der heiligen Handlung bei der Priesterweihe ist, wie der Oberhirte in Erinnerung rief, die Auflegung seiner Hände und das damit verbundene Gebet. „Damit werden Sie zu Priestern geweiht, das alles geschieht in Stille, ohne ein Wort. Allein die Kraft des Pfingstgeistes, des Heiligen Geistes kann das Entscheidende vollbringen.“
Die Weihekandidaten sollten sich vergegenwärtigen, dass sie im entscheidenden Augenblick der Weihe nichts in Händen hätten. Zwar brächten sie ihre Talente, ihr Studium und ihren Idealismus ebenso wie ihr Herz, ihren Geist und ihr persönliches Gesicht mit, so Algermissen weiter. „Trotzdem werden Sie Priester nicht aus sich selbst, nicht aufgrund Ihres theologischen Diploms und Ihrer absolvierten Praktika, auch nicht aufgrund eines Beschlusses einer Gemeinde oder durch den Einfluss irgendwelcher Fürsprecher, sondern einzig durch Wahl und Ruf Jesu Christi“. Der Herr allein lege heute seine Hand auf sie und nehme sie in Dienst. Diese Hand aber, die Gott auf sie lege und die zeitweise als Last empfunden werde, trage und stütze die Priester. Darauf könne man als Priester sein Leben lang bauen, vor allem dann, wenn man müde, ausgezehrt und enttäuscht sei. „Die Tragkraft Seiner Hände ist stärker als die kräftigsten menschlichen Arme und all die Konzepte und Theorien, die wir uns machen“, betonte der Bischof.
Der Oberhirte erinnerte in seiner Predigt an Mose, der, als das Volk Israel bei seinem Weg durch die Wüste zum Gelobten Land in eine erbitterte Schlacht mit dem Volk der Amalekiter geriet, auf dem Berg stand und für das Volk betete. Er habe vor Gott für das Volk mit erhobenen Händen gestanden, bis seine Arme erschlafft seien; daraufhin habe er sich von seinen Begleitern stützen lassen. Das fürbittende Gebet sei auch ein wesentlicher Bestandteil der priesterlichen Berufung und Sendung. „Mit solcher Aufgabe stehen Sie aber nicht allein, Sie dürfen sich stützen lassen“, unterstrich der Bischof. Die Neupriester sollten denn auch in die Fußstapfen des Mose treten, der nicht zu jenen Amtsträgern gehört habe, die meinten, von ihnen allein hinge das Heil der Menschen ab. Mose habe vielmehr seine eigene Schwachheit eingestanden und sich helfen lassen.
Zum Schluss kam der Bischof wieder auf die Hände zu sprechen, „die, die Sie, liebe Mitbrüder, ausbreiten werden über Brot und Wein“. So nämlich geschehe Wandlung; aus eigener Kraft könne man das niemals. „Dies ist mein Leib“ könne keiner aus sich und von sich aus sagen, vielmehr täten dies die Priester „in persona Christi“, im Auftrag und in der Vollmacht Jesu Christi. Das könnten sie nur, weil sich zuvor in der Weihe eine Wandlung an ihnen selbst vollzogen habe. Indem Jesus Christus ihnen durch des Bischofs Hände die Hände auflege, drücke er ihnen gleichsam ein Siegel auf. „Von nun an dürfen Sie immer wieder selbst Ihre Hände ausbreiten über Menschen und Dinge, damit sie gesegnet und gewandelt werden“, so Algermissen. Bei der Eucharistie habe der Priester zunächst nur ein Stück Brot in Händen, aber dieses Brot werde zum Allerwichtigsten in seinem Leben, in dieser Welt: zum Leib Christi. Die Neugeweihten sollten dafür Sorge tragen, dass Jesus Christus durch sie zum Vorschein komme, da die Welt den Erlöser und Heiland brauche. Seinen Dank an die versammelte Gemeinde verband der Bischof mit der gemeinsamen Sorge für den Priesternachwuchs, der aus gläubigen Familien und Gemeinden vor Ort komme.