Stadtbrandinspektor Björn Winterhalter im Erlensee Aktuell-Interview

(ea) – Björn Winterhalter ist seit 1. Mai neuer Stadtbrandinspektor von Erlensee. Im Erlensee Aktuell-Interview bezieht er zu aktuellen Themen rund um die Feuerwehr klar Stellung.

Neuer Feuerwehrchef, neue Führungsstruktur, Tagesalarmstärke und Nachwuchsgewinnung sind nur einige der Themen, die es zu besprechen gilt. Doch vorher möchten wir einen kurzen Einblick in Ihre persönliche Feuerwehr-Laufbahn werfen und Ihnen die Frage stellen: Warum sind Sie eigentlich bei der Feuerwehr?

Mein Vater war über 50 Jahre aktives Mitglied der Einsatzabteilung und viele Jahre stellvertretender Wehrführer im Stadtteil Langendiebach. Daher war mir bereits in frühen Jahren klar, wie zeitintensiv eine solche Tätigkeit ist. Für mich war es daher zunächst nie ein Thema, Feuerwehrmann zu werden. Später haben mich dann meine Freunde Jens Schäfer und Michael Ludwig, mit denen ich bereits seit Kindertagen befreundet bin, davon überzeugt, zur Feuerwehr zu gehen.

Am 17. Oktober 1994 bin ich eingetreten. Seitdem habe ich viele Lehrgänge bis einschließlich zum Verbandsführer absolviert. Aufgrund der gestiegenen Anforderungen an die Freiwillige Feuerwehr Erlensee werden vom Stadtbrandinspektor und seinen Stellvertretern zusätzliche Lehrgänge im Bereich Abwehr von ABC-Gefahren erwartet, die es in den nächsten zwei Jahren zu absolvieren gilt.

Im April 2010 wurde ich als Nachfolger von Jürgen Mohn als stellvertretender Gemeindebrandinspektor gewählt, nach der Stadternennung stellvertretender Stadtbrandinspektor. Seit 2013 bin ich zusätzlich Wehrführer im Stadtteil Langendiebach.

Mit meiner Frau und meiner Tochter habe ich vor der Wahl viel gesprochen, wie die zusätzliche Zeit neben Familie und Beruf geleistet werden kann. Wir haben dabei gemeinsam erkannt, dass die Feuerwehr für die Sicherheit der Erlenseer Bürger notwendig und es eine Möglichkeit ist, etwas Sinnvolles für die Allgemeinheit zu tun. Für mich ist es wichtig, dass dies im Einklang mit der Familie abläuft.

Warum haben Sie für das Amt des Stadtbrandinspektors kandidiert?

Ich habe seit 7 Jahren die Vertreterfunktion ausgeübt, in der ich mit meinem Vorgänger Werner Beier eine gut funktionierende Arbeitsteilung hatte. Da ich alle Gremien kenne, war es für mich ein logischer Schritt, dass der Vertreter nachrückt, wenn der Chef geht. Weiterhin kann ich aufgrund meiner Ausbildungen als Bankfachwirt mit Zahlen und Finanzen sowie als Diplom Informatiker mit der modernen Technik der Feuerwehr und Anforderungen an die IT verständnisvoll umgehen.

Welche Themen und Projekte stehen auf Ihrer Prioritätenliste?

Ich möchte die erfolgreiche Arbeit meines Vorgängers fortsetzen. Dazu gehört auch, dass die strategische Planung für die Feuerwehr Erlensee entwickelt werden muss. Die Fragen, welche Großprojekte sich realisieren lassen und wie die örtlichen Herausforderungen insgesamt angegangen werden sollen, müssen beantwortet werden. Einfließen werden darin auch die Ergebnisse des Bedarfs- und Entwicklungsplans, der in wenigen Monaten vorliegen wird.

Ganz oben auf meiner Prioritätenliste steht eine Imagekampagne zur aktiven Mitgliederwerbung, sowohl bei der Nachwuchsförderung als auch im Bereich der Quereinsteiger. Weiterhin ist es mir wichtig das Bewusstsein der Bevölkerung zu schärfen, dass die Feuerwehr in erster Linie kein Verein, sondern eine Institution der Kommune ist. Die beiden Feuerwehrvereine in Langendiebach und Rückingen tragen mit ihren Veranstaltungen viel zu gesellschaftlichen Attraktivität der Stadt Erlensee bei und fördern die Feuerwehr Erlensee mit finanziellen Mitteln.

In der neuen Feuerwehrsatzung wurde die Führungsstruktur dahingehend geändert, dass es jetzt zwei stellvertretende Stadtbrandinspektoren gibt. Sind diese nur aktiv, wenn Sie nicht anwesend sind oder wie wird die neue Struktur gelebt?

Ich bin kein Einzelgänger-Typ sondern verstehe mich als Teamplayer. Deswegen begrüße ich die neue „Dreier-Konstellation“. Selbstverständlich sind meine beiden Vertreter, Uwe Kuprian und Jens Schäfer, nicht nur während meiner Abwesenheit aktiv. Wir haben eine Arbeitsteilung vereinbart, in der jeder für bestimmte Bereiche federführend ist, zum Beispiel Administration, Technik und Einsatzgeschehen. Darüber hinaus ist selbstverständlich sichergestellt, dass jeder von uns drei auf dem gleichen aktuellen Informationsstand ist und jederzeit den anderen ersetzen kann. Dazu gibt es eine klare Kommunikationsstruktur.

Sie sind nach wie vor Wehrführer der Feuerwehr Langendiebach. Behalten Sie beide Hüte auf?

Neben der Position des Wehrführers im Stadtteil Langendiebach gehöre ich dem geschäftsführenden Vorstand des Feuerwehrvereins Langendiebach als Kassenwart an. Bis jetzt habe ich noch keine finale Entscheidung getroffen.

Viele Kommunen können eine ausreichende Tagesalarmstärke nicht mehr sicherstellen. Wie sieht es in Erlensee aus?

Die Tagesalarmstärke ist in Erlensee noch ausreichend, kann aber durchaus ausgebaut und stabilisiert werden. Daher ist auch eines meiner zentralen Anliegen das Thema Mitglieder-Werbung, wobei ich noch einmal bemerken möchte, dass hierzu insbesondere auch Quereinsteiger ab 40 Jahren gehören.

Gibt es schon Pläne, wie eine eventuelle Fusion zwischen Neuberg und Erlensee für die Feuerwehren umgesetzt werden soll?

Nein, da warten wir noch ab, in welche Richtung die Entscheidung der beiden Kommunen letztlich gehen wird.

Was gibt es Neues zum Thema „Langendiebacher Feuerwehrhaus“?

Ein Arbeitsausschuss wird hier zunächst die Anforderungen an das Feuerwehrhaus an aktuelle Vorgaben anpassen und schließlich in einer Machbarkeitsstudie untersuchen lassen, ob eine umfassende Sanierung mit Erweiterung ausreichend ist oder aber, ob ein Neubau vielleicht sinnvoller ist.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was zeichnet für Sie die Arbeit als Feuerwehrmann besonders aus?

Zunächst ist sie mehr als ein Hobby. Die Feuerwehr erfordert eine große Bereitschaft für kontinuierliche ehrenamtliche Arbeit. Höhepunkte in meinem Einsatzleben sind sicherlich die Einsätze, bei denen wir Leben retten konnten. Darüber hinaus ist auch der Anteil am gesellschaftlichen Leben groß, wenn ich an die vorbildliche Arbeit denke, die von den Feuerwehrvereinen geleistet wird. Insgesamt kann ich sagen, dass es nur wenige Freizeitaktivitäten gibt, die so sinnvoll und nachhaltig, aber auch fordernd und intensiv sind, wie das aktive Feuerwehrleben in der Einsatzabteilung. Daher bin ich aus voller Überzeugung und Leidenschaft Feuerwehrmann.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Markus Sommerfeld

Auf dem Foto: Stadtbrandinspektor Björn Winterhalter

Foto: Markus Sommerfeld

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