13 Verkehrstote im Main-Kinzig-Kreis im Jahr 2016 – 13 persönliche Schicksale!

(ea) – Im letzten Jahr kamen bei 12 Verkehrsunfällen im Main-Kinzig-Kreis 13 Menschen ums Leben. Hinter den „nackten Zahlen“ der Verkehrsstatistik, die am Donnerstag im Polizeipräsidium Südosthessen vorgestellt wurde, stehen persönliche Schicksale, Beziehungen und Lebensentwürfe, die jäh beendet wurden.

Darauf machte Polizeidirektor Claus Spinnler bei der Vorstellung der Unfallzahlen für Hanau und den Main-Kinzig-Kreis aufmerksam und appellierte eindringlich an alle Verkehrsteilnehmer, sich dessen bewusst zu sein und defensiv und vorausschauend zu fahren.

Insgesamt war in Hanau und im Main-Kinzig-Kreis im letzten Jahr ein Anstieg der Verkehrsunfälle von 4844 (Vorjahr) auf 4941 zu verzeichnen. Auch die Zahl der Unfälle mit Personenschäden erhöhte sich um 68 auf 1.070. Es wurden 842 Unfälle mit 1.131 Leichtverletzten (Vorjahr: bei 1.002 /1.096 Personen) und 216 Unfälle mit 248 Schwerverletzten (Vorjahr: bei 193/221 Personen) registriert. Bei 12 Verkehrsunfällen kamen 13 Menschen ums Leben (im Vorjahr: sechs/sieben).

Zusätzlich wurden durch die Polizeiautobahnstation Langenselbold* insgesamt 2.397 Verkehrsunfälle aufgenommen (390 mehr als im Vorjahr). Bei 343 Unfällen wurden Verkehrsteilnehmer verletzt (Vorjahr: 325). Insgesamt kamen 522 Menschen zu Schaden (11 mehr gegenüber dem Vorjahr), 433 erlitten leichte Blessuren (Vorjahr: 438) und 85 schwere Verletzungen (Vorjahr: 68). Auf den Autobahnen und Kraftfahrstraßen kamen bei vier (Vorjahr: vier) Unfällen vier Menschen ums Leben (Vorjahr: fünf).

Polizeidirektor Ralf Hesseling bei der Erklärung der Funktionsweise eines Enforcement Trailers

Für den großen Anstieg der Unfallzahlen im Bereich der Autobahnen hob Polizeidirektor Ralf Hesseling zwei Ursachen hervor:

Zum einen der extreme Anstieg der Verkehrsmenge auf 79.500 Fahrzeuge täglich, die beispielsweise den Abschnitt der A 3 zwischen Hanau und Offenbach befahren und die insgesamt zunehmende Anzahl an Baustellen.

Im Bereich der Baustelle auf der A 3 kam im letzten Jahr ein sog. Enforcement Trailer zum Einsatz, mit dem an 124 Tagen die Geschwindigkeit in eine Fahrtrichtung kontrolliert wurde. Insgesamt wurden 62309 Verstöße registriert, was  bei der dort passierenden großen Anzahl an Fahrzeugen eine geringe Quote darstellt.

Gesamtzahlen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südosthessen

„Nachdem die Unfallzahlen seit 2012 jährlich gesunken waren und im Jahr 2015 der niedrigste Stand seit Bestehen des Polizeipräsidiums Südosthessen, zu dem die Stadt und der Kreis Offenbach, die Stadt Hanau und der gesamte Main-Kinzig-Kreis gehören, erreicht wurde, stieg nun die Zahl der polizeilich aufgenommenen Verkehrsunfälle an“, teilte Polizeipräsident Roland Ullmann mit.

Die Polizeistatistik für den Bereich des Polizeipräsidiums Südosthessen weist gegenüber dem Vorjahr (13.608) mit nunmehr 14.325 Unfällen einen Anstieg um 717 oder 5,27 % aus und liegt auf demselben Stand wie im Jahr 2012. Davon waren 11.558 Sachschadenunfälle und 2.767 Unfälle mit Personenschaden (Vorjahr: 10.850 Sachschadenunfälle und 2.758 Unfälle mit Personenschaden). Insgesamt sank jedoch erneut die Zahl der verunglückten Personen und erreichte mit 3.683 (-35) den tiefsten Stand der letzten fünf Jahre.

„Oberste Priorität ist und bleibt in der Verkehrssicherheitsstrategie des Polizeipräsidiums Südosthessen die Verhinderung von Verkehrsunfällen mit schweren Folgen“, betonte Polizeipräsident
Ullmann und ergänzte: „denn es verstarben 28 Menschen bei 27 Unfällen, die sich im Jahr 2016 ereignet haben“.

V.l.: Polizeidirektor Claus Spinnler, Polizeidirektor Stefan Kaaden, Leitender Polizeidirektor Alexander König, Polizeipräsident Roland Ullmann, Polizei-Pressesprecherin Andrea Ackermann und Polizeidirektor Ralf Hesseling bei der Vorstellung des Verkehrsberichts

Das Programm „Verkehrssicher in Hessen“, das Ullmann und König als wichtige und unverzichtbare Maßnahme zur Steigerung der Verkehrssicherheit bewerten, wird im Jahr 2017 fortgesetzt.
Die Verkehrsteilnehmer müssen weiterhin mit Geschwindigkeitskontrollen sowohl auf den Bundes-, Landes- und Kreisstraßen (hier haben sich über 60 Prozent der schweren Geschwindigkeitsunfälle ereignet) sowie den Autobahnen als auch in den Städten und Gemeinden, insbesondere vor Schulen, Kindergärten und Seniorenwohnheimen rechnen.

Verkehrsmoral und Ablenkung im Straßenverkehr

„Verkehrsmoral und Ablenkung im Straßenverkehr“ standen im Fokus der Pressekonferenz und sind die Themen von heute und in der Zukunft.

Die Zahl aller Verkehrsunfallfluchten erhöhte sich um 272 auf nunmehr 5.607 im Jahr 2016. Der Anteil an den Gesamtunfällen liegt bei knapp über 39 Prozent; seit 2013 verzeichnet das
Polizeipräsidium Südosthessen allerdings auch einen stetigen Anstieg der Aufklärungsquote, die in 2016 bei 40 Prozent lag.

Außerdem stiegen die Unfälle, bei denen sich ein Beteiligter trotz verletzter Personen unberechtigt entfernte, um 14 auf nunmehr 275 Delikte.

Polizeipräsident Roland Ullmann führte aus, mit welch scheinbarer Selbstverständlichkeit sich manche Verkehrsteilnehmer egoistisch und rücksichtslos verhalten und die Verkehrsregeln missachten. Dabei nehmen die Raser, Drängler und Rechts-Überholer offensichtlich billigend in Kauf, sich und andere zu gefährden beziehungsweise sogar Schaden zu verursachen. Gleiches gilt mitunter für die Verkehrsteilnehmer, die mit dem Handy telefonieren oder mit dem Smartphone hantieren und dadurch abgelenkt sind.

Polizeidirektor Claus Spinnler wies darauf hin, dass aufgrund der immer sicherer werdenden Fahrzeugtechnik manche Fahrer die Grenzbereiche der Physik austesten und sich so in einer lediglich“gefühlt sicheren Randzone“ bewegen. Die Folgen, die sich aus diesem Verhalten ergeben können, sollte man sich bewusst machen und sich keine Sicherheit aufgrund der modernen Technik vorgaukeln lassen.

Dass „Ablenkung“ als Unfallursache weiter zunehmen wird, machte Polizeidirektor Stefan Kaaden deutlich. Er verwies darauf, dass jetzt die Generation der „Digital Natives“ in das Alter des Führerscheinerwerbs kommt, die mit der Dauernutzung des Handy groß geworden ist. Hier wird die Polizei mit verstärkten Kontroll- und Präventionsmaßnahmen aktiv werden, auch der Gesetzgeber wird vermutlich mit einer Novellierung der Straßenverkehrsordnung reagieren. Außerdem müsse jedem Fahrzeugführer klar sein, welch große Fahrstrecke während eines nur kurzen Blicks auf das Handy blind zurückgelegt wird.

Der Behördenleiter und der Leitende Polizeidirektor Alexander König kündigten an, mit großem Engagement die Verkehrssicherheitsarbeit konsequent fortzusetzen. Mit Präventionskampagnen, zum Beispiel „Blitz für Kids“ soll eine Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer hin zur Rücksichtnahme und Fairness erreicht werden. Ullmann, König sowie den Direktionsleitern Kaaden, Spinnler und Hesseling ist es durchaus bewusst, dass dies vermutlich ein langwieriger Prozess ist. Insbesondere bei der „Generation Smartphone“, weil viele junge Leute ein Leben „ohne“ nicht mehr kennen. Hierzu ist eine breitgefächerte Öffentlichkeitsarbeit, besonders die vermehrte Einbeziehung der sozialen Medien, unabdingbar, um möglichst viele Menschen zu erreichen und ein Umdenken einzuleiten.

Polizeioberrat Thorsten Krückemeier bei der Vorstellung der Plakate im Rahmen der Verkehrssicherheitskampagne

Mit einer Plakataktion macht derzeit die Polizei auf die verschiedenen Unfallursachen, wie zum Beispiel Alkohol, Geschwindigkeit oder Ablenkung aufmerksam.

Ergebnisse „Speedmarathon“

Beim in Speedmarathon umgetauften Blitzermarathon wurden am Mittwoch im Bereich des Polizeipräsidiums Südosthessen an 60 von Landespolizei und Ortspolizei betriebenen Messstellen Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt. Von 26180 gemessenen Fahrzeugen waren 2432 zu schnell unterwegs.

Polizeipräsident Roland Ullmann wies abschließend auf die Grundregeln im § 1 der Straßenverkehrsordnung hin, denen nichts hinzuzufügen sei: „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.“

*Der Zuständigkeitsbereich der Polizeiautobahnstation Langenselbold erstreckt sich auf die Abschnitte der Autobahn 66 (zwischen Schlüchtern-Nord und Ausbauende Bergen-Enkheim), der Autobahn 45 (zwischen Anschlussstelle Altenstadt und Seligenstädter Dreieck), der Autobahn 3 (zwischen Seligenstädter Dreieck und Offenbacher Kreuz), der Bundesstraße 43a (zwischen Hanauer Kreuz und Bundesstraße 45) sowie der Bundesstraße 45 (zwischen Klein-Auheim und Urberach) und der Autobahn 661 (zwischen Anschlussstelle Neu-Isenburg und Ausbauende Egelsbach).

Bericht und Fotos: Markus Sommerfeld, Grafik: PPSOH