(pm/ea) – Vor fünf Jahren hat sich das Haus der Musik in Hanau-Steinheim gegründet. Mittlerweile verfügt der Verein über vier weitere Niederlassungen in Langenselbold, Hirzenhain, Ronneburg und Hammersbach. Das Angebot umfasst weit mehr als nur Musikunterricht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Vielmehr geht es darum, junge Talente dauerhaft zu fördern.
In diesem Jahr finanziert der Verein 40 Schülern und zehn Dozenten eine Konzertreise ins Allgäu.
Bei der großen Fahrt im Mai stehen zahlreiche Konzerte, unter anderem in Europas bedeutendster Rokokokirche in Seeg, ein Open-Air-Auftritt in der historischen Altstadt von Füssen und ein Abend auf der Seebühne am Hopfensee auf dem Programm. Mit im Gepäck hat der Verein zahlreiche Pianisten, ein Akkordeonorchester, Gesangssolisten sowie die Musikschulband. Dabei präsentieren besonders talentierte Schüler ihr Können vor einen großen Publikum. Mit von der Partie sind der neunjährige Julian Rass am Klavier sowie die achtjährige Geigenschülerin Julia Ramspeck aus Hanau. Beide haben ein Stipendium des Vereins erhalten. Mit Geigenlehrer Jack Sarhan feilen die Nachwuchsmusiker derzeit an ihrem Programm für das anstehende Abenteuer. Seit zwei Jahren erlernt der Neunjährige im Haus der Musik das Klavierspielen, und das auf eigenen Wunsch. „Ich finde das Instrument sehr schön und es macht mir Spaß zu üben.“ Dasselbe gilt auch für die achtjährige Geigenschülerin. Beide sind durch das Angebot des „Instrumentenkarussels“ auf den Verein aufmerksam geworden. Hier können Kinder ab dem Alter von sechs Jahren über einen Zeitraum von einem Jahr verschiedene Instrumente wie Keyboard, Schlagzeug, Klavier, Klarinette oder Saxofon kennenlernen. Dabei dürfen sie die Lehr-Instrumente teilweise mit nach Hause nehmen. Am Ende gibt es eine Urkunde und eine intensive Abschlussbesprechung mit den Dozenten. Oft ist das „Karussell“ der Beginn einer musikalischen Karrierre und einer intensiven Förderung.
„Es ist unser Ziel, vielversprechende Talente wie Julian und Julia langfristig bei ihrer Entwicklung zu begleiten“, erklärt Geigenlehrer Jack Sarhan. Der 22-jährige Konzertmeister aus Damaskus ist 2015 vor dem syrischen Bürgerkrieg mit einem Plastikboot nach Deutschland geflohen. Schon mit fünf Jahren hat er begonnen, Violine zu spielen, mit 17 studierte er am Konservatorium in Damaskus. Im syrischen Nationalorchester spielte er die erste Geige. Für erfahrene Violinisten oder interessierte Neueinsteiger bietet Sarhan vier Wochen lang kostenlosen Unterricht an, jeweils freitags zwischen 12 und 20 Uhr. Die Kosten übernimmt der Verein. „Wir bieten auch Nichtmitgliedern an, ihre Technik unter professioneller Anleitung zu schulen“, meint Vorsitzender Michael Schnadt.
Jack Sarhan ist bei weitem nicht der einzige hochkarätige Dozent des Musikvereins. So unterrichtet seit März beispielsweise auch die koreanische Cello-Virtuosin Gyeon-Lim Kim am Haus der Musik, die ihr Studium an der staatlichen Musikhochschule in Mannheim 2013 mit Bestnote bestanden und seitdem zahlreiche künstlerische Aufbaustudien belegt hat.
Seinen internationalen Anspruch unterstreicht das Haus der Musik auch mit einer Musicalproduktion im kommenden Oktober. Gemeinsam mit Sängern und Musikern aus dem rumänischen Targu Mures bereiten Musikschüler aus dem Main-Kinzig-Kreis eine Aufführung des Musicals „La Piccola Banda“ vor. 2016 hat Schnadt als Honorardirigent das Stück im Auftrag des deutschen Konsulats schon einmal in Rumänien aufgeführt. 50 Schüler und Studenten aus dem osteuropäischen Land waren an dem großen Ereignis in der Philharmonie in Targu Mures beteiligt. In diesem Jahr kommen sie nach Deutschland, um das Stück auch in Hanau, Langenselbold und Bruchköbel aufzuführen. Geprobt wird in beiden Ländern separat. „Erst einen Tag vor der Uraufführung treffen die rumänischen und die deutschen Schüler zusammen“, sagt Schnadt. Im Stück geht es um eine Gruppe von Straßenkindern, die sich gegenseitig umeinander kümmern und sich mit Diebstählen über Wasser halten. Am Ende finden sie einen Weg aus der Kriminalität, ohne ihre Gemeinschaft aufgeben zu müssen.
Das Motto des Projekts – „Musik verbindet Menschen über alle Grenzen hinweg“ – gilt auch für das Vereinsengagement bei der musikalischen Ausbildung geflüchteter Kinder. „Auch hier gibt es auffällige Talente, die wir mit Stipendien fördern“, erklärt Schnadt. Dazu betreibt das Haus der Musik mittlerweile zwei sogenannte Integrationschöre in Ronneburg und Langenselbold. Hier singen geflüchtete Menschen gemeinsam mit anderen Bürgern, die gerne in einem Chor mitwirken wollen und bislang Hemmungen hatten, in einen besehenden Gesangsverein einzutreten. In Kooperation mit den jeweiligen Kommunen konnten so bereits mehr als 100 Geflüchtete aus unterschiedlichen Herkunftsländern aktiv an europäische Musik herangeführt werden.
Derzeit sucht der Verein nach weiteren Bürgern, die bereit sind, dem Haus der Musik Instrumente für das Angebot des „Instrumentenkarusells“ zu überlassen. Viele Menschen aus Hanau und Umgebung haben sich bereits hierbei engagiert, nicht nur mit Leihgaben, sondern auch als Paten für begabte Musikschüler aus sozial schwächeren Familien.
Wer Interesse hat, junge Musiker zu unterstützen oder selbst in Instrument zu erlernen, kann sich über die Web-Seite www.hdm-hanau.de mit dem Verein in Verbindung setzen.
Auf dem Foto: Freuen sich auf die große Reise ins Allgäu: Jack Sarhan (mit Geige), Vereinsgründer Michael Schnadt und die beiden Nachwuchstalente Julia Ramspeck und Julian Rass.
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