(ea) – Ein vertagter Haushalt und jede Menge Neuigkeiten sind die Bilanz der Sitzung des Zweckverbandes Fliegerhorst am Mittwochabend im Rathaus Bruchköbel. Zukünftig wird ein 4 Sterne „Hotel“ seinen Platz auf dem Areal finden und eine neue Webseite Ende Mai online gehen.
Bald 4 Sterne „Hotel“ auf dem Fliegerhorst
Den Auftakt machte die Präsentation der beiden indischen Investoren Rohit Jain und Sukhwinder Singh, die auf dem Fliegerhorst ein „Boardinghouse“, eine Art Hotel mit Zimmern zur Langzeitmiete, eröffnen wollen. Konkret geht es dabei um zwei Gebäude mit den Nummern „1225“ und „1226“ ganz im Süden des Areals. Beide aus den 1930er Jahren stammende Häuser sollen durch einen 320 m² großen Glasbau miteinander verbunden werden und zukünftig eine große Lobby mit überdachter Vorfahrt zwischen den beiden Häusern formen.
Stefan Fischer, der zukünftige Hotelmanager, hatte zuvor ausgiebige Gespräche mit dem Denkmalschutz geführt und konnte eine Einigung erzielen. Die erwarteten Investitionen für die Sanierung geben die Investoren mit derzeit ca. 2,5 Mio € an. Neben der Kernsanierung der beiden Gebäude wird zudem noch eine große Terrasse zur Südseite hin Teil des Projektes werden.
Ein kritischer Einwurf zu diesem Thema kam allerdings von Carmen Merz (NFE), die sich erkundigte, ob das Übernachten in einem Gewerbegebiet überhaupt zulässig sei. Bürgermeister Stefan Erb versuchte zu beruhigen und wies darauf hin, dass dieses Verbot nicht für gewerbliche Vermietungen gelte.
Zum Schluss nahm die Zweckverbandsversammlung den Antrag für das zukünftige „Hotel“ einstimmig an.
Neue Homepage
Andrea Weber vom Stadtmarketing Bruchköbel präsentierte an diesem Abend auch die aktuell im Aufbau befindliche Homepage über den Fliegerhorst, die zukünftig als eine Art „Stadtteilseite“ die Öffentlichkeit über Neuigkeiten und den Vermarktungsstand informieren soll. Anfang Mai soll die neue Seite die aktuell nicht mehr ganz zeitgemäße Version ersetzen. Viel Lob gab es dabei vom Vorsitzenden Peter Ließmann. Dieser zeigte sich begeistert vom aktuellen Werk und bedankte sich bei allen, die an der Webseite arbeiten.
Sachstand der aktuellen Entwicklungen
Thomas Müller gab einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen auf dem Gelände. So musste er leider verkünden, dass sich die ARTBau aus dem Gastronomiekonzept in der alten Wache verabschiedet hat. „Die Auflagen des Denkmalschutzes ließen sich nicht mit dem gastronomischen Konzept vereinbaren“, so Müller.
Im Nordosten auf dem Gelände, wo bis vor kurzem noch Fahrzeuge des Autokontors zwischengeparkt waren, werden nun die Baumaßnahmen für eine neue Logistikhalle vorbereitet.
Auch der geplante Umzug der Stadtverwaltung Bruchköbel im November 2017 laufe derzeit nach Plan.
Die Retro Klassik hat inzwischen weitere Flächen gekauft und wird im Inneren des sog. Fliegerhorstdreiecks eine Reitsportanlage sowie eine Multifunktionshalle entstehen lassen. „Der Verkauf des Grundstückes ist somit abgeschlossen“, sagte Erb dazu weiter.
Auch bei der Thematik „Spitzke Gleisbau“ im Südwesten des Geländes sieht man einem positiven Abschluss aller notwendigen Formalitäten in diesem Jahr entgegen. Die Ertüchtigung des alten Gleisanschlusses ist derzeit offenbar in Planung bzw. Vorbereitung.
Rund um die Thematik Ansiedlung „Wilhelm Brandenburg“ auf der alten Housing Area gibt es nur bedingt Neuigkeiten. Auf Nachfrage, was mit den 4 Offiziersvillen im Falle einer Bebauung passieren wird, konnte Thomas Müller ein Interesse seitens Brandenburg festgestellt werden. „Brandenburg hat signalisiert, dass die Gebäude von Interesse seien. Man kann sich eine Verwendung für den Betriebsrat und einen eigenen Betriebskindergarten vorstellen“, so Müller.
Aktuell müsse der Zweckverband jedoch dringend aus wirtschaftlichen Gründen in der alten Housing-Area tätig werden. Es ist geplant, in diesem Jahr alle Fassaden an den dortigen Wohngebäuden zu entfernen, um die Entsorgung des Abfalls nach einem derzeit noch gültigen Abfallschlüssel kostengünstig vornehmen lassen zu können. Gleichzeitig laufen derzeit die Überlegungen, wie in diesem Bereich die geforderten Notfallwege gestaltet werden. Ebenfalls prüfe man derzeit die Möglichkeit, das Radwegnetz im Bruchköbeler Wald in Richtung Bärensee zu verbessern.
Erlensee bezahlt Schulden
Bürgermeister Erb wies noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass die 4,3 Mio Euro, die sich die Stadt Erlensee beim Zweckverband geliehen hat, in der Rückzahlung befinden. Das Geld hatte sich die Stadt Erlensee beim Zweckverband geliehen, um es für die neue Sportanlage an der Zufahrt zum Fliegerhorst einzusetzen. 3,5 Mio Euro sind bereits zurückgezahlt, die restlichen knapp 800.000 Euro folgten laut Erb, sobald alle Rechnungen vorlägen. „Es ist mir wichtig zu erwähnen, das die Stadt Erlensee für dieses Darlehen Zinsen zahlt, alles andere wäre Unterschlagung und somit strafbar“, so der Rathauschef.
Große Diskussion um Haushalt
Eine einzige Nachfrage zum Haushalt sollte an diesem späten Abend die Abstimmung über selbigen platzen lassen, zumindest vorerst.
Uwe Laskowski (SPD) erkundigte sich, warum im Haushalt der ehrenamtliche Geschäftsführer mit einem Geschäftsführergehalt aufgelistet sei. Welche Diskussion er damit vom Zaun brechen würde, ahnte er vermutlich selbst nicht. „Entweder stimmt -für mein Verständnis- unsere Satzung nicht oder der Haushalt ist falsch. Als Ehrenamtlicher erhalte ich, wenn überhaupt, eine Aufwandsentschädigung aber kein Gehalt“, sagte Laskowski.
Erb konterte und gab zunächst an, dass der Geschäftsführer ein Gehalt für all das bekomme, was über sein als ehrenamtlich definiertes Spektrum hinausginge. So würde es laut Erb auch in der Satzung zu finden sein.
Doch auch der Blick in die Satzung brachte keine Klarheit, ließ hingegen sogar weitere Fragen aufkommen. Dort war eindeutig hinterlegt, dass der Geschäftsführer ehrenamtlich arbeite. Erb war jedoch sicher, dass die Satzung dahingehend geändert worden war. Was folgte, war ein reger Meinungsaustausch über Aufwandsentschädigungen, Sozialversicherungsbeiträge, Planstellenbesetzung, das Steuergeheimnis und die Sicht des Finanzamtes bei dieser Angelegenheit.
Auf Nachfrage gab die Verwaltung an, dass dieser Posten die Aufwandsentschädigung für den ehrenamtlichen Geschäftsführer, wie vom Finanzamt gefordert, darstelle.
Abschließend konnten in dieser Sitzung die offenen Fragen nicht geklärt werden, weshalb sich das Gremium darauf einigte, die Entscheidung über den Haushalt zu verschieben und alle Fragen vorab schriftlich zu sammeln um Stellung nehmen zu können.
Bericht und Foto: Benjamin Thoran, Skizzen: Jain/Singh
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