Nach Monaten endlich wieder draußen

(pm/ea) – Nachdem im letzten November die allgemeine Stallpflicht in Hessen ausgerufen wurde, mussten auch im Erlenseer Vogelschutzpark Maßnahmen zum Schutz der Parktiere getroffen werden. Im Park leben Tauben, Hühner, Fasanen und Pfauen, die alle in Stallungen gebracht werden sollten, um eine potentielle Ansteckung mit dem Influenza-Virus H5N8 zu verhindern.

In Absprache mit dem Veterinäramt und dem vogelkundigen Tierarzt des Vereins wurden alle Fasane, Hühner und Enten in die Schutzräume gesperrt. Auch die Tauben, die mit den Fasanen leben, wurden eingestallt (laut Bundesärztekammer können Tauben zwar ebenfalls am Virus erkranken, scheiden aber selbst nur wenige Viren aus). Unter großen Aufwand wurden diese Schutzräume dann veschlossen und Lampen in diesen installiert, um den Aufenthaltung der auf unbegrenze Zeit eingesperrten Tiere so „angenehm“ zu gestalten, wie dies möglich war.

Vor allem die freilaufenden Pfauen machten Sorgen. Wie fängt man Pfauen, die im Vogelpark Freigang haben? Diese Vögel sind recht groß und flink. Durch gezielte Tritte können sie sich auch effektiv wehren. Zudem durften die Pfauen-Jungtiere von 2015 erstmals Mitte September 2016 aus ihrer Voliere in den Park auf „Freigang“. Die Tiere kamen im Vogelschutzpark super zurecht und genossen ihre ersten Monate im Wald sichtlich. Um so schwerer ist es, die jungen Tiere wieder einzufangen und sie zu ihrem Schutz einzusperren. Ein Glück, dass diese ihre menschlichen Ziehfamilie durch die intensive Pflege der letzten Monate soweit vertrauten, dass sie den Ersatzeltern folgten und sich ohne großen Widerstand oder Panik haben fangen lassen. Auch die Elterntiere liesen sich letzendlich fangen. Hier wurde auch deutlich, wie wichtig eine enge und gute Beziehung zu Tieren ist, ohne unnötiges Fangen, ohne unnötiges Anfassen und ohne unnötiges Stören. Um so besser es Tieren in Haltung geht, um so einfacher hat man es in Notsituationen!

Es glückte, alle sechs Pfauen des Vereins zu fangen und sicher auf zwei Volieren zu verteilen. Die Bewohner dieser Volieren mussten wiederum in andere geschützte „provisorische“ Behausungen ziehen: die Wachteln in einen doppelstöckigen Hasenkäfig, die Kanarien in einen geräumigen Käfig und die beiden Lieblinge des Parks, der Pennantsittich Mozart und seine Jane in eine Zimmervoliere. Um kein unnötiges Risiko einzugehen, verbrachten auch die Exoten des Parks, wie die Nymphensittiche, den Winter in ihren beheizten Schutzräumen, denn auch sie können sich, auch wenn sie weniger anfällig zu sein scheinen, mit H5N8 anstecken („Avian influenza […] has also been reported in […] a variety of other birds like parrots, cockatoos, and parakeets.“)

Als Schutzmaßnahme wurden Volieren mit Planen abgehängt. Das heißt “Quarantäne anders heraum“! Normal darf nichts aus einer Quarantäne raus, dieses mal durfte von draußen nichts in in die Quartiere der Vögel rein kommen. Alles was in die Volieren eingebracht wurde, wurde gereinigt und desinfiziert. Schutzkleidung wurde bei jedem Betreten angelegt. Unglaublich umständlich für diejenigen, die die Tiere täglich versorgten.

Um so größer die Erleichterung über die Nachricht, dass seit Anfang Februar die Stallpflicht in Hessen teilweise aufgehoben wurde. Dies bedeutet nicht, dass die Gefahr vorbei ist, aber die neue Risikobewertung bewertet vor allem Gebiete in Wassernähe (Flüsse, große Seen) als potentielle Gefahr. Dies bedeutet, der Vogelschutzpark lieg in keinem Risikogebiet und die Tiere können ihre Quartiere wieder nach draußen verlassen. Wie schwierig die Lage ist, zeigte sich jedoch letzte Woche nach dem Nachweis von weiteren 14 Vogelgrippefällen in Hessen.

Am Samstag vor einer Woche wurden die Fasane wieder raus gelassen. Vor allem diese litten unter den kleinen Schutzräumen. Diese Tiere brauchen Platz, um sich ausreichend bewegen zu können und sich auch aus dem Weg gehen zu können. Letzten Samstag dürften schließlich die Exoten wieder nauch draußen.

Nur die Pfauen müssen noch etwas auf ihren Freigang warten. Denn die Aufhebung der Stallpflicht kann jeder Zeit wieder ausgesetzt werden und eine Stallpflicht wieder ausgerufen werden. Um den mit solchen Maßnahmen einhergehenden Stress für die Pfauen zu senken, welcher mit „raus lassen“ und „wieder einfangen“ einhergehen würde, wartet der Vogelschutzverein noch die nächsten Wochen ab und entscheided dann über den „Freigang“.

So hofft der Vogelschutzverein Erlensee, dass bald die Gefahr der Ansteckung mit dem Influenza-Virus H5N8 vollständig gebannt ist.

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