(ea) – Bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2016 konnte Polizeipräsident Roland Ullmann für den Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südosthessen den niedrigsten Straftatenbestand und die höchste Aufklärungsquote vermelden.
„Nie zuvor war der Sicherheitsstandard für die Bürgerinnen und Bürger in unserer Region auf einem höherem Niveau“, so Roland Ullmann bei der Analyse der vorgelegten Zahlen.
Mit 47369 erfassten Fällen liegt das Gesamtstraftatenaufkommen um 3,6 Prozent (-1.771 Straftaten) niedriger als im Jahr 2015 und bildet gleichzeitig einen historischen Tiefststand seit Bestehen des Polizeipräsidiums Südosthessen. Im Vergleich zu 2004 bedeutet dies einen Rückgang um rund 17.000, was gleichbedeutend damit ist, dass rund 17.000 Menschen weniger Opfer einer Straftat wurden.
Dass die Entwicklung der Kriminalitätsrate nachhaltig nach unten weist, macht der Blick auf die vergangenen Jahre deutlich.
Maßgeblich für den Rückgang um 1.771 Fällen waren die deutliche Abnahme bei Einbruchs- und Diebstahlsdelikten (- 1.687), darunter auch Einbrüche in Wohnungen (- 280) und Geschäfte (- 110), sowie eine Verringerung der Verstöße gegen das Aufenthalts – und das Asylverfahrensgesetz (- 301).
Die Aufklärungsquote stieg erstmals über 60 Prozent und liegt mit 61,5% auf einem historischen Höchststand.
Der Rückgang der Straftaten sowie der Anstieg der Aufklärungsquote sind in den einzelnen regionalen Bereichen des Polizeipräsidiums Südosthessen durchgängig zu beobachten, jedoch mit unterschiedlich starker Ausprägung.
Stadt Hanau:
Abnahme der Fallzahlen um 130 Delikte (1,6 %) auf 7.910 Delikte und damit auf den drittgeringsten Wert
Erneute Verbesserung der Aufklärungsquote von 64,2% auf den Rekordwert von 65,2%
Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau):
Abnahme der Kriminalitätsbelastung auf den tiefsten Stand von 11.041 Delikten, somit eine Senkung um 171 Delikte (-1,5%).
Anstieg der Aufklärungsquote auf den Rekordwert von 61,0% (deutliche Steigerung um 5,3%-Punkte auf erstmals über 60%)
Kriminalitätsbereiche
Einfache und mittelschwere Straftaten stellen mit rund drei Viertel aller Delikte nach wie vor den Großteil der erfassten Fälle dar. Hierunter werden beispielsweise Sachbeschädigungen, Diebstahls- und Betrugsdelikte gezählt.
Tötungs-, Rohheits- und Sexualdelikte schlagen mit 11,4% zu Buche.
Schwere Kriminalitätsformen (wie etwa Tötungsdelikte, Raubstraftaten, Geiselnahmen und Sexualdelikte) aber auch Deliktsformen aus dem Bereich der Körperverletzung sind Straftaten, die das Sicherheitsgefühl der Bürger in besonderem Maße berühren. Diese konnten in den vergangenen Jahren deutlich vermindert werden. Wurden 2005 noch weit über 2.000 Taten registriert, so sank deren Zahl im dritten Jahr nacheinander nunmehr auf die tiefste je beim Polizeipräsidium Südosthessen registrierte Marke von 1.427 Fällen. Zudem stieg die Aufklärungsquote in diesem Bereich bereits zum vierten Mal nacheinander und liegt nun auf dem Allzeithoch von 79,0% (Vorjahr: 77,3%).
Für das Jahr 2016 wurden 41 Tötungsdelikte erfasst, wovon glücklicherweise 30 im Versuchsstadium stecken blieben; das sind insgesamt vier Delikte mehr als im Vorjahr. Alle Taten konnten geklärt werden (Aufklärungsquote 100%).
In 2016 wurden zwei klassische Banküberfälle registriert, von denen einer aufgeklärt wurde. Hinzu kamen drei Überfälle auf Postfilialen, von denen ebenfalls einer geklärt wurde.
Aufgrund der immer umfangreicheren Sicherungseinrichtungen der Geldinstitute hat sich der Schwerpunkt der bewaffneten Raubüberfälle auf kleinere Spielhallen und Tankstellen verlagert. Im Betrachtungszeitraum sank die Zahl der Überfälle auf solche Einrichtungen jedoch deutlich.
Mehr als die Hälfte der Gewaltstraftaten entfallen allerdings auf den Straßenraub sowie gefährliche und schwere Körperverletzungsdelikte auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen.
Straßenraub
Schon das dritte Mal in Folge erfuhr der Straßenraub im Zuständigkeitsbereich der Behörde einen starken Rückgang. Die Zahlen sanken binnen Jahresfrist deutlich um -55 Fälle von 229 auf 174 (-24,0%) und damit erstmals unter die 200er-Marke.
Die Aufklärungsquote sank auf 45,4% (-3,1 Prozentpunkte).
In Hanau sank die Zahl der Straßenraubdelikte erneut: Diesmal um -7 Fälle (-15,6%) auf nunmehr 38 und damit abermals auf einen historischen Tiefststand.
In den Jahren 2003 (82 Fälle) und 2005 (88 Fälle) lag das Aufkommen des Straßenraubs in Hanau noch mehr als doppelt so hoch.
Die Aufklärungsquote sank auf 31,6%.
Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau): Einen Fall mehr gab es im übrigen Main-Kinzig-Kreis zu verzeichnen. Statt 37 Delikten wurden 38 Fälle registriert (2,7%). Allerdings stieg die Aufklärungsquote um +22,7 Prozentpunkte auf den zweithöchsten Wert von 60,5% (Vorjahr: 37,8%).
Gefährliche und schwere Körperverletzungen auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen
Schon seit neun Jahren in Folge verzeichnet das Polizeipräsidium Südosthessen in seinem Zuständigkeitsbereich bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungsdelikten auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen eine Abnahme. Mit 493 Delikten wurden 17 (-3,3%) dieser Straftaten weniger als im Vorjahr (510) gezählt. Das ist der tiefste Wert seit dem Jahre 2003.
Die Aufklärungsquote konnte leicht um 0,7 Prozentpunkte gesteigert werden und liegt nun bei 78,9%.
Eine Steigerung von 10 Delikten ist in der Stadt Hanau zu registrieren. 80 Delikte bedeuten ein Mehr von 14,3%. Im Mittel der vergangenen 10 Jahre lag die Zahl bei 81 Delikten.
Die Aufklärungsquote fiel auf 73,8% (Vorjahr: 78,6%).
Gestiegen sind auch die Fallzahlen im Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau): Mit aktuell 127 Delikten um ein Plus von 25 Fällen (24,5%).
Die Aufklärungsquote sank um -2,3 Prozentpunkte auf 73,2%.
Einbrüche in Geschäftsräume (Dienst-, Büro, Fabrikations- und Lagerräume)
Deutlich gesunken sind Einbrüche in Geschäfte: 772 Delikte bedeuten einen Rückgang um 110 Fälle (-12,5%) auf einen Tiefstwert.
26,6% stehen für eine Rekord-Aufklärungsquote (Vorjahr: 23,1%).
Leicht angestiegen sind die Geschäftseinbrüche in Hanau. Mit 109 Fällen wurden 5 mehr (4,8%) registriert als vor Jahresfrist.
Die Aufklärungsquote konnte gegenüber dem Vorjahr (21,2%) nochmals gesteigert werden und liegt nun mit 22,9 Prozent beim besten Wert seit 2003.
Im Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau) gab es erneut einen Rückgang an Geschäftseinbrüchen; mit 234 Fällen wurden -8 weniger (-3,3%) als im Vorjahr und die wenigsten seit 2003 registriert.
Die Aufklärungsquote stieg um 6,3%-Punkte und liegt jetzt bei 16,2% (Vorjahr: 9,9%).
Wohnungseinbrüche
Mit einem deutlichen Rückgang von 280 Delikten (-14,1%) summierten sich die Fallzahlen auf 1.704 Straftaten – dies ist das geringste Aufkommen seit dem Jahre 2009.
Es bleibt festzustellen, dass der Anteil der versuchten Wohnungseinbrüche mit 44,2% (gleichbleibend wie Vorjahr) nach wie vor sehr hoch ist.
Die Aufklärungsquote ist gesunken und liegt nun bei 19,5% (Vorjahr 25,2%) und damit nur knapp unter dem Durchschnitt in Hessen (21,1%).
Um spürbare 21,4 Prozent sind die Wohnungseinbrüche in der Stadt Hanau gesunken. Von ehedem 280 reduzierte sich deren Aufkommen auf nunmehr 220 Fälle.
Die Aufklärungsquote sank auf 20,0% (Vorjahr: 40,4%).
Auch im Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau) gingen die Fälle zurück: 481 (Vorjahr: 552) bedeuten einen Rückgang um -12,9% (-71 Fälle).
Die Aufklärungsquote sank neuerlich von 13,4% auf jetzt 9,8%.
Internetkriminalität
Ein Anstieg wurde im Bereich der Straftaten, die unter dem Begriff „Internetkriminalität“ erfasst werden, registriert. Mit 2.886 Fällen wurde ein Plus von 502 (21,1%) dieser Delikte gezählt. Insbesondere eine Serie im Main-Kinzig-Kreis mit etwa 730 Delikten (Verkauf gefälschter Kunstwerke über das Internet) trug zu diesem Anstieg bei.
Hiervon konnten 2.730 Fälle geklärt werden, so dass die Aufklärungsquote auf den Rekordwert von 94,6% stieg.
Kriminalität von Flüchtlingen
In weiten Teilen der Bevölkerung bestand Besorgnis, dass mit der Aufnahme der Flüchtlinge in Hessen eine wesentliche Zunahme von Kriminalität einhergehen könne. Obwohl über das Jahr gesehen ca. 13.000 Flüchtlinge im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südosthessen zugewiesen waren, machen die registrierten Gesamtzahlen jedoch deutlich, dass diese Sorge unbegründet war. Um die Kriminalitätsentwicklung der durch Flüchtlinge begangenen Straftaten analysieren zu können, wurden durch das Hessische Landeskriminalamt Erfassungskriterien geschaffen, die eine Betrachtung nunmehr zulassen.
Demnach sind die durch Flüchtlinge im Jahr 2016 begangenen Straftaten um 8,0% gestiegen – von ehedem 1.727 auf aktuell 1.866 Taten. In der Mehrheit handelte es sich dabei mit 947 Fällen um Verstöße gegen das Aufenthalts- und das Asylverfahrensgesetz.
Beim Gros der restlichen Straftaten handelte es sich um
– Körperverletzungsdelikte mit 225 Fällen (Vorjahr 70)
– Diebstahl mit 224 Fällen (Vorjahr 132), davon 162 Ladendiebstahl (Vorjahr 84)
– Beförderungserschleichung mit 157 Fällen (Vorjahr 93)
Hiervon ereignete sich wiederum die Vielzahl der Straftaten in den Unterkünften der Asylsuchenden. Lediglich 40 Straftaten (Vorjahr 26) sind dem Summenschlüssel der Straßenkriminalität zuzuordnen, davon 11 dem Raub (Vorjahr 7).
Auch wenn sich aufgrund dieser Zahlen durch die Zuwanderung objektiv nur geringe Auswirkungen auf die Sicherheitslage ableiten lassen, wird die Polizei diese Thematik auch weiterhin in die polizeiliche Einsatzplanung und Lagebewältigung mit einbeziehen. Dies galt zuletzt für die Beurteilung der Lage zum Jahreswechsel genauso wie es aktuell für die Faschingstage gilt.
In diesem Zusammenhang ist auch die Konzeption zur täterorientierten Intervention für „Besonders auf- und straffällige Ausländer“ (kurz: BasA-Konzept) zu nennen, die im Juli 2016 durch die Hessische Polizei umgesetzt wurde, um Mehrfach- und Intensivtätern ohne deutsche Staatsangehörigkeit wirksam entgegentreten zu können. Mit einer gemeinsamen Schwerpunktsetzung bei der Strafverfolgung sowie Durchführung von aufenthaltsbeendenden Maßnahmen durch Polizei, Staatsanwaltschaft und Ausländerbehörde sollen die rechtlichen Möglichkeiten besser und fokussierter als bisher gegen diesen Personenkreis ausgeschöpft werden.
Ziel ist es, durch die konsequente Strafverfolgung, ergänzt durch die planmäßige Vornahme aufenthaltsbeendender Maßnahmen, den Abbruch krimineller Karrieren zu erzielen, einen nachhaltigen Abschreckungseffekt zu erreichen und mittel- bis langfristig die Verbesserung der objektiven Sicherheitslage zu bewirken.
„Den Bürgerinnen und Bürgern unserer Region verspreche ich“, so Ullmann abschließend, „dass wir uns auf diesen Erfolgen nicht ausruhen werden, sondern dass wir, Ihre Polizei, auch in Zukunft alles Erforderliche tun werden, damit Sie sicher leben!“
Auf dem Foto (v.l.): Erster Polizeihauptkommissar Henry Faltin, Leitender Polizeidirektor Alexander König, Polizeipräsident Roland Ullmann, Kriminaldirektor Klaus Blaesing und Polizeihauptkommissar Oliver Geyer
Bericht und Foto: Markus Sommerfeld, Grafiken: PP SOH