(pm/ea) – In gemütlicher Kneipenatmosphäre, bei Burger, Fritten und Bier, traf sich Thorsten Stolz mitten in Hanau mit gut zwei Dutzend jungen Leuten. „Wir sind der Stachel im Fleisch der SPD“, sagt Maximilian Bieri, Sprecher der Juso AG Hanau, zur Eröffnung der Diskussionsrunde – und erntet zustimmendes Kopfnicken beim sozialdemokratischen Landratskandidaten.
Thorsten Stolz trat mit 16 in die SPD ein, gründete mit Freunden die Jusos Gelnhausen, engagierte sich neben dem Studium des Verwaltungsrechts, des Finanzrechts und der öffentlichen Finanzen immer politisch in seiner Heimatstadt Gelnhausen und lenkt seit 2006 erfolgreich als Rathauschef deren Geschicke. Am 5. März will der 37-Jährige zum Landrat des Main-Kinzig-Kreises gewählt werden. Seine jungen Zuhörer ermutigt er an diesem Abend in der Grimm-Stadt, auch weiterhin deutlich zu sagen, was sie denken. So handhabt er es selbst seit über 20 Jahren: „Als Juso und als Bürgermeister habe ich immer dann, wenn es nötig war, konträre Meinungen zur SPD-Linie vertreten, beispielsweise in den letzten Jahren in Sachen Kinderbetreuung immer wieder eine deutlich höhere finanzielle Unterstützung durch Land und Bund gefordert. Als Landrat werde ich das ebenfalls tun“.
Von der in Hanau geplanten Ausweitung der Videoüberwachung – die die Jusos mehrheitlich ablehnen und stattdessen mehr Polizeipräsenz fordern – bis zum designierten Kanzlerkandidaten Martin Schulz reichen die Fragen, mit denen sich die jungen Erwachsenen ein Bild von Thorsten Stolz machen. Viele von ihnen gehören weder der SPD noch den Jusos an, berichten sie. Ihr politisches Interesse ist trotzdem groß. Gebannt hören die jungen Leute zu, als Thorsten Stolz von seinem Werdegang erzählt und davon, wie er sich als 26-jähriger Bürgermeisterkandidat erstmal Respekt verschaffen musste, bis sein sein junges Alter bereits in der Stichwahl keine Rolle mehr spielte. Sein Rat an die Jugendlichen elf Jahre und zwei Amtsperioden als Rathauschef der Kreisstadt Gelnhausen später: „Traut euch etwas zu und geht unbeirrt euren Weg. Ihr wachst mit Euren Aufgaben“.
Dass Martin Schulz als Bundeskanzler kandidiert, begeistert Thorsten Stolz sehr, berichtet er. Der ehemalige EU-Parlamentspräsident sei ein Mensch, der Leidenschaft für Europa entwickelt hat: „Er ist einer, der Europa zusammenhalten kann“. Und das sei in Zeiten des „Brexit“ und zunehmender Europafeindlichkeit in zahlreichen EU-Ländern extrem wichtig. „Der zunehmende Rechtspopulismus auch bei uns im Main-Kinzig-Kreis bereitet mir große Sorgen“, sagt Thorsten Stolz. Die Rechtspopulisten ließen Respekt, Menschlichkeit und fairen Umgang mit politisch Andersdenkenden vermissen und legten es darauf an, die Gesellschaft zu spalten. „Europa bedeutet, dass wir in Frieden und Freiheit leben können. Das ist wichtig und dafür müssen wir kämpfen“, appelliert er.
Lang und kontrovers diskutieren die Jusos an diesem Abend mit Thorsten Stolz über das Thema Videoüberwachung, die an öffentlichen Plätzen der Grimm-Stadt umgesetzt werden sol. Während die Jusos diese ablehnen und ihr sehr kritisch gegenüberstehen, ist die Videoüberwachung für Thorsten Stolz durchaus ein Baustein, um die Sicherheit in Innenstädten zu erhöhen. Einig sind sich aber alle darin, dass grundsätzlich eine höhere Polizeipräsenz in Hanau notwendig ist. Eine Forderung, die der Landratskandidat seit Monaten bei jeder Gelegenheit in Richtung Wiesbaden vorbringt. Der SPD-Landratskandidat befasst sich daher seit Monaten mit der schlechten personellen Ausstattung der heimischen Polizei und setzt sich unter anderem gemeinsam mit der Gewerkschaft der Polizei (GdP) für eine deutliche Verbesserung der Situation ein. Mit Blick auf die vom Land Hessen angekündigte Einstellungsoffensive, laut der landesweit bis zum Jahr 2020 rund 1.150 zusätzliche Polizisten ihren Dienst antreten sollen, fordert Thorsten Stolz, dass der Main-Kinzig-Kreis von dieser personellen Aufstockung deutlich profitieren muss: „Die Polizeistationen und Polizeiposten zwischen Maintal und dem Altkreis Schlüchtern müssen endlich personell verstärkt, die dort tätigen Beamtinnen und Beamten entlastet und die Präsenz der Polizei im öffentlichen Raum deutlich erhöht werden“.
Weitere Fragen drehen sich an diesem Abend um die Aufgaben eines Landrates, der mit den Main-Kinzig-Kliniken, den Alten- und Pflegezentren, der Abfallentsorgung, der Betreuung von Langzeitarbeitslosen und vielen anderen Bereichen mehr Einflussmöglichkeiten hat, als zunächst vermutet. „Unser Ziel ist eindeutig die Ganztagsschule, auch wenn der Pakt für den Nachmittag auf dem Weg dorthin durchaus ein Baustein sein kann“, positioniert sich Thorsten Stolz auf Nachfrage beim Thema Schulkinderbetreuung. Der Kreis ist nämlich auch Schulträger. Und auch die Antwort, wann er das letzte Mal wegen zu schnellen Fahrens geblitzt worden sei, bleibt der Landratskandidat nicht schuldig: „Das war vor wenigen Wochen in Großauheim auf dem Weg zu einem Neujahrsempfang. Davor bin ich jedoch lange lange nicht geblitzt worden“. Die jungen Erwachsenen nicken verständnisvoll: Mit dem fest installierten Blitzer in Höhe des „Culture Clubs“ haben einige von ihnen auch schon Bekanntschaft gemacht.
Foto: PM