In Hanau soll ein Apfelweinmuseum entstehen

(pm/ea) – In den weltgrößten Bembel passen 690 Liter Apfelwein, das weltgrößte „Gerippte“ fasst 84 Liter des köstlichen „Stöffche“. Beide Rekord-Gefäße zählen zu den Exponaten des einzigen hessischen Apfelweinmuseums, das unter Federführung des „Apfelwein Centrum Hessen – Verein zur Förderung regionaler Apfelweinkultur e.V.“ (ACH!) am Heumarkt 6 in Hanau entstehen soll.

SPD-Landratskandidat Thorsten Stolz und Oberbürgermeister Claus Kaminsky zeigen sich nach einer Besichtigung der Räumlichkeiten begeistert von dem Vorhaben, für das der Verein um seinen Vorsitzenden Jörg Stier rund 60.000 Euro in den Umbau und die Renovierung der Räumlichkeiten investieren muss. Sie befinden sich direkt hinter dem „Main Genuss Laden“ des bekannten Maintaler Kelterers, der seit Jahrzehnten für’s „Stöffche“ und die Apfelweinkultur brennt.

Thorsten Stolz und Claus Kaminsky versprechen dem Verein nach dem Ortstermin ihre volle Unterstützung bei der Realisierung des Vorhabens. „Dieses Apfelweinmuseum stärkt unsere regionale Identität und wird eine Bereicherung für die Stadt Hanau und die gesamte Region. Deshalb sage ich schon heute zu, dass sich der Main-Kinzig-Kreis im Fall meiner Wahl zum Landrat mit einem Zuschuss an der Umsetzung des Projektes im Rahmen der Kultur- und Tourismusförderung beteiligten wird“, sagt der Landratskandidat. Claus Kaminsky signalisiert die finanzielle Unterstützung der Stadt Hanau, damit das Museumsprojekt zeitnah gelingt.

Die Macher des Apfelweinmuseums legen den Schwerpunkt ihrer Ausstellung auf die Zeit ab dem Ende des 19. Jahrhunderts, als der Siegeszug des „Stöffche“ in der Region begann. Historische Bembel – der Älteste aus dem Jahr 1893 –, Apfelweingläser aus verschiedenen Jahrhunderten und in unterschiedlichen Größen sowie eine riesige Deckelsammlung gehören zu den Exponaten, die die Mitglieder des „Apfelwein Centrum Hessen“ zusammengetragen haben. Sie möchten auch mit allerlei falschen Vorstellungen rund um des Hessen liebstes Getränk aufräumen, etwa der, dass Apfelwein erst mit dem Ende des klassischen Weinanbaus durch die Reblaus hoffähig wurde. „Das ist totaler Unsinn, die älteste Kelterei in Frankfurt gründete sich nämlich bereits 1817, also ein halbes Jahrhundert, bevor die Reblaus kam“, weiß Jörg Stier.

Natürlich erfahren die Besucher des neuen Museums aber auch von den Ursprüngen des Apfelweins, der im Baskenland bereits um das Jahr 800 gerne getrunken wurde, während sich weitere Nachweise um das Jahr 1000 in der Bretagne und um das Jahr 1100 in der Normandie finden. Und sie lernen im Apfelweinmuseum Töpferware aus dem Kannenbäckerland kennen, die man ungefähr ab dem Jahr 1400 zum Lagern des „Stöffche“ verwendete – die Vorläufer der heutigen Bembel. Warum die eigentlich Bembel heißen? „Vielleicht, weil sie früher immer von der Decke gebambelt sind. Genau weiß man das aber nicht“, lacht Jörg Stier.

Drei Monate dauere die Umbau- und Renovierungsphase. „Wir möchten gerne noch in diesem Jahr eröffnen. Sobald die Finanzierung steht, legen wir los“, berichtet der Maintaler von den bereits weit fortgeschrittenen Planungen, die auch Seminare und Kurse rund um den Apfelwein in Verbindung mit heimischen Gastronomen aus dem gesamten Main-Kinzig-Kreis vorsehen. „Wir wollen die Identifikation einer ganzen Region mit dem hessischen Schoppen und seiner Kultur darstellen, fördern und stärken“, umreißt er die weiteren Ziele, die der Verein mit dem Museum verfolgt. Dazu zählt auch die Bedeutung der Streuobstwiesen für die Kulturlandschaft. Die hat sich seit 1945 stark verändert, wie Jörg Stier erzählt: „Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab es in Hessen rund 12 Millionen Apfelbäume. Heute sind es noch geschätzte eine Million, von denen ein Großteil überaltert ist“. Von all dem erzählt das neue Museum übrigens in mehreren Sprachen: „Wir werden uns international ausrichten mit unseren Beschriftungen und Broschüren. Denn das einzige Apfelweinmuseum in Hessen wird mit Sicherheit ganz viele Touristen aus aller Herren Länder anziehen“, freut sich Jörg Stier auf den Startschuss seines aktuellen Lieblingsprojektes, der im besten Fall kurz nach der Landratswahl fällt.

Auf dem Foto: Engagieren sich gemeinsam für ein Apfelweinmuseum in Hanau (von links): Oberbürgermeister Claus Kaminsky, „ACH!“-Vorsitzender Jörg Stier und Landratskandidat Thorsten Stolz

Foto: PM

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