Leserbrief

Martina Adam wendet sich mit einem Offenen Brief an den Bürgermeister der Stadt Erlensee, Stefan Erb.


Sehr geehrter Herr Erb,

auf die Anrede Bürgermeister verzichte ich in diesem Fall mal, da ich als „Bürger“ Sie mitnichten als meinen „Meister“ akzeptiere!

Ich, alleinerziehende Mutter, 47 Jahre alt, bin 2014 mit meinen beiden kleinen Kindern nach einer anstrengenden Scheidung und 2 jähriger Wohnungssuche – trotz Warnungen („dort ist es voll asozial“!) – nach Erlensee gezogen.

Ich persönlich fand es hier – bis diese Woche – eigentlich nie wirklich „asozial“ – meine Kinder und ich haben uns hier gut aufgenommen und aufgehoben gefühlt!

Dies war zum größten Teil der Kita Sandweg zu verdanken. Meine Kinder und ich fühl(t)en uns dort von Anfang an wohl. Die Erzieherinnen und Kitaleitung sind sehr hilfsbereit, haben stets ein offenes Ohr und / oder Ratschläge parat und das Angebot für die Kinder finden wir klasse!

Meine Kinder waren das 1. Jahr noch zusammen im Kindergarten, 2015 kam die größere der Beiden in die Schule (die ja auch ein Witz ist, aber anderes Thema), besucht aber weiterhin den Hort.

Die Kleine hat im Kindergarten einen Integrationsplatz – das bedeutet zu einem, dass dieses Kind eine „spezielle“ Förderung benötigt, zum anderen dass die Kita zusätzliche Gelder für dieses Kind vom Staat bekommt. Sie macht zusätzlich Logo, Ergo, Frühförderung und ist beim TSG angemeldet – ich als alleinerziehende Mutter, die 40 Stunden die Woche arbeiten gehen muss, renne mit ihr seit 2 Jahren von Arzt zu Arzt!

All das tue ich, damit sie eine „Regelschule“ besuchen kann. Dieses Jahr soll es so weit sein, wir freu(t)en uns sehr darauf!

Nun wird uns Eltern verkündet, dass

•  aus 2 Hortgruppen 1 gemacht wird, d.h. 28 Kinder und 2 Betreuer!

•  Es keine weiteren Hortplätze mehr geben wird, dass keines, der für einen Hortplatz angemeldeten Kinder, einen bekommen wird, weder in der Kita Sandweg, noch anderswo in Erlensee!

Ich frage Sie, Herr Erb:

•  Wie kann bei so vielen Kindern mit so wenigen Betreuern eine ordentliche Versorgung gewährleistet werden? (Hausaufgaben etc?)

•  Glauben Sie, ich kann mal eben umziehen… in eine andere Stadt, wo ich selbstverständlich sofort und total unbürokratisch eine „zuverlässige“ Betreuung finde?

•  Schämen Sie sich eigentlich nicht, die Gebühren am 1.1.17 um 33% anzuheben, nur um einen 16 Tage später den Boden unter den Füßen wegzuziehen, Existenzängste zu verbreiten?

•  Wie bringe ich meinem großen Kind bei, dass es nicht mehr auf Freizeit mit dem Hort fahren wird, weil zu viel Kinder/zu wenig Betreuer (wo sie seit Wochen von nichts anderem redet)

•  Wie bringe ich meinem kleinen Kind bei, dass es nicht weiter in den Kita Sandweg gehen wird – obwohl sie eine vertraute Umgebung – gerade beim Wechsel zum Schulkind – so nötig hätte!?

•  Ich bin Buchhalterin und verantwortlich für 2 Firmen, wie bringe ich meinem Chef bei, dass ich demnächst nur noch sporadisch zur Arbeit komme, ich wochenlang gar nicht zur Arbeit komme werde, weil ich jetzt immer alle Ferien komplett zu Hause bleiben muss!?

•  Da werden junge Familien gelockt in Neubaugebiete, sagen Sie denen auch, dass sie zwar ein Recht auf einen Kitaplatz haben, sie aber nach 3 Jahren fallen gelassen werden wie eine heiße Kartoffel?!

•  Ich habe von einer Nachbarin gehört, dass Sie, als Ihr Sohn noch „klein“ war, total engagiert waren, was das Thema Kinderbetreuung an geht, was ist passiert?

•  Wollen Sie mir erzählen, Sie sind in der Lage, zig Reihenhäuschen hochzuziehen, aber dazu parallel keine Kindergärten? Warum soll ich für das Versagen Ihrer Politik bezahlen und zum Sozialfall werden?

•  Herr Erb, wollen Sie mir nicht schon mal einen Hartz 4 Antrag zuschicken?

Die Informationen sind spärlich, man konnte uns weder sagen, ab wann das alles der Fall sein wird, noch wie Sie sich das vorstellen, noch ob und –  wenn ja – welche Alternativen es geben wird!

Toll kann ich da nur sagen, das beruhigt mich ungemein, ich könnte regelrecht ausflippen vor Euphorie und Glückseligkeit!

Ich stehe jetzt jeden Morgen singend und tanzend auf, da macht das Arbeitengehen und jeden Tag sein Päckchen auf den Rücken schnallen doch doppelt Spaß!

Ich werde meine Kinder noch sorgloser und pädagogisch wertvoller erziehen können, als ich ohnehin schon super hin bekomme, als Vollzeit arbeitende Mama!

Die ganze überschüssige Zeit und Energie kann ich natürlich in die Pflege meines bis dato sinnlosen Leben investieren!

Dazu kann ich nur eines sagen: DANKE für NICHTS!

Denn sicher an unserer Zukunft ist nur noch eins: schlaflose Nächte!

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Wutbürger

Martina Adam

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