(ea) – Auf dem Neujahrsempfang der CDU Erlensee fand Gastrednerin Lucia Puttrich deutliche und auch kritische Worte. Die Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Bevollmächtigte des Landes Hessen beim Bund stieß aber zunächst weitaus positiver ins Horn als es Fraktionsvorsitzende Bianca Fleck tat.
CDU-Fraktionsvorsitzende Bianca Fleck monierte zunächst die Schnelllebigkeit der heutigen Zeit und machte ihrem Unmut Luft: „Die Informationsflut ist gewaltig. Der Zwang mitzuhalten auch. Kann es sein, dass man nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist, nur weil man sich mal eine Pause gegönnt hat“?
Doch bei aller Schnelllebigkeit lobte Fleck das Engagement der Erlenseer Bürger. „Diese Menschen – egal ob sie sich in karitativen Einrichtungen oder in Vereinen organisieren – machen Erlensee aus. Dafür gebührt jedem ein herzlicher Dank“.
Genau in diese Kerbe schlug auch Puttrich bei ihrer Rede und machte schon zu Beginn deutlich, dass man die Augen auch besonders auf das Positive richten müsse: „87% aller Hessen sagen in einer repräsentativen Umfrage des HR, dass sie ihre wirtschaftliche Lage als gut bis sehr gut einschätzen. Arbeitslosigkeit ist nicht mehr DAS Thema. Erinnern Sie sich doch einmal zurück. Vor einigen Jahren mussten wir mit Unternehmen verhandeln, dass sie Auszubildenden überhaupt einen Platz anbieten. Heute haben wir mehr Ausbildungsplätze als Bewerber“. Puttrich machte auch deutlich, welche Bildungschancen heute zur Verfügung stehen, die es noch vor einigen Jahren nicht gab.
Auch Erlensee als Standort im Herzen von Europa beleuchtete die Ministerin und ehemalige Bürgermeisterin von Nidda. Hervorragend sei der Anschluss und die Lage. Flughafen, Industrie, Arbeitsplätze liegen in unmittelbarer Nähe. Doch Puttrich ging noch einen Schritt weiter: „Was macht eine Stadt denn überhaupt lebenswert? Es sind klar die Menschen, die etwas für ihre Stadt tun, sie mit Leben füllen und sich einbringen. Nur deshalb funktioniert unser Zusammenleben so gut“.
Puttrich gestand aber auch ein, dass weiterhin noch so mancher Weg zu gehen sei. Gerade im Hinblick auf Zuwanderung, den internationalen Terrorismus oder in europäischen Fragen wartet noch viel Arbeit. Sie prangerte auch an, dass einige Menschen Terrorismus und Zuwanderung zu einem gemeinsamen Thema verbinden. „Terror und Flüchtlinge haben nichts miteinander zu tun“, machte Puttrich deutlich. „Die Menschen kommen, weil es uns hier gut geht. Sicher verstecken sich auch Terroristen unter den Flüchtlingen, doch die Aufgabe der Politik ist es, das Vertrauen in unseren Staat aufzubauen“, so Puttrich.
Sie bezog dabei auch klar Stellung zum Thema Videoüberwachung im öffentlichen Raum: „Es ist keinem Menschen zu vermitteln, dass in Deutschland Datenschutz vor Täterschutz geht. An jedem Bankautomaten, in jedem Parkhaus und an jedem Bahnhof werden Sie bereits gefilmt“.
Auch in Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl in diesem Jahr appellierte Puttrich in aller Deutlichkeit an alle Politiker: „Hören Sie den Menschen da draußen zu. Hören Sie der Mehrheit zu, nicht denjenigen, mit denen Sie immer sprechen“. Laut Puttrich hätten 88% der Bevölkerung Vertrauen in die Arbeit ihrer Polizei. Man müsse nun ganz klar aufdecken, was bei den Ermittlungen zum Berliner Terroranschlag schiefgelaufen sei und dann schnellstmöglich nachbessern.
Vorsitzende Birgit Behr hakte dann im Nachgang genau hier ein: „Wären manche Gesetze klarer gefasst, wäre das auch für die Ermittlungsbehörden einfacher“.
Behr äußerte zum Abschluss zudem die Hoffnung, dass bei der Kreisfraktion der CDU mit dem Konzept „jünger, bunter, weiblicher“ neuer Wind in die festgefahrene Situation der Fraktion im Main-Kinzig-Kreis komme. „Wir müssen alle um die Basis kämpfen, Austritte sind keine Lösung“, so Behr.
Auf dem Titelfoto: Gastrednerin Lucia Puttrich
Auf dem Foto unten: (v.l.) Aloys Lenz (Ehrenmitglied der CDU Erlensee), Birgit Behr (Vorsitzende der CDU Erlensee und Erste Stadträtin), Ministerin Lucia Puttrich, CDU-Landtagsabgeordneter Heiko Kasseckert und Werner Cwielong (Ehrenvorsitzender der CDU Erlensee)
Bericht und Fotos: Benjamin Thoran