Rückinger Storch zieht nicht mehr über Israel nach Afrika – Weihnachtsbesuch auf Langendiebacher Wehrturm

(pm/ea) – Analog der deutschlandweiten Kriterien erfassten Johannes Hetterich und Werner Peter von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) zwischen den Jahren die sogenannten „Winterstörche“ im Kreisgebiet. Kein Jahr ist auch in der Vogelwelt wie das andere und es gibt immer wieder Überraschungen, so auch bei den Klapperern.

Anders als im Vorjahr, als die beiden ehrenamtlichen Naturschützer noch sechszehn überwinternde Störche im Kreis gezählt hatten, verblieben in diesem Winter nur drei Adebars im Kreisgebiet. Es  sind das Traditionsbrutpaar vom historischen Brutplatz am Rückinger Kamin (das bereits zum zweiten Mal überwintert) und ein Einzelstorch von Nidderau-Eichen, die es wie 2015 vorzogen, im Herbst nicht mehr zur Überwinterung in wärmere Gefilde zu fliegen.

Im Winter des Vorjahres hingegen machten u.a. auch Brutpaare von Steinau, Hailer Meerholz, Langenselbold, Büdesheim, Windecken und Eichen I keinerlei Anstalten ihr Brutgebiet zu verlassen und harrten bis zum Frühjahr an ihren Brutplätzen aus. „Dies lag sicherlich an der besseren Nahrungsgrundlage im Herbst 2015 – als es anders als in diesem Spätsommer –  noch mit vielen fetten Mäusen wimmelte“, vermutet Peter.

Aufgrund der Vogelberingung ist bekannt, dass das nunmehr vierzehnjährige Rückinger Storchenmännchen mit der Ringnummer  A 2023 früher über die östliche Vogelzugroute und die Meerenge des Bosporus nach Afrika zum Überwintern zog. So wurde es u.a. jeweils im Herbst in 2007 und 2008 in Israel als Durchzügler registriert. Natürlich sind auch seine Heimatdaten bekannt: Er schlüpfte 2002 bei Wiesbaden-Schierstein aus dem Ei und siedelte sich in 2006 in  Rückinger an. Mit zwei Weibchen zog er dort in 11 Brutperioden 22 Junge groß. Sein aktuelles Weibchen DER A 9046, mit dem er seit 2013 verpaart ist und derzeit überwintert, stammt aus Muhr-Neuenmuhr in Mittelfranken und erblickte dort in 2010 das Licht der Welt.

Warum zog das Storchenmännchen nicht wie üblich wieder nach Süden? Vielleicht war es sein schon recht hohes Storchenalter, denn Störche werden selten älter als zwanzig Jahre? Vielleicht liegt es aber auch an seiner Erfahrenheit. Natürlich kennt er als alter Hase sein Rückinger Revier aus allen Winkeln und er weiß nach elfjähriger Revierbesetzung genau, wo er auch in schlechten Zeiten noch Futter finden kann. Warum sollte er  dann er den beschwerlichen und gefährlichen Zugweg antreten? Und wie es bei den Weibchen oft so ist, verbleiben sie fest an der Seite ihres Partners; egal was kommen mag.

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Noch ist der Winter nicht vorbei. Natürlich kann es sein, dass auch das Rückinger Storchenpaar  bei extremen Schnee- und Eisverhältnissen noch eine Winterflucht antritt. Aber bis nach Afrika führt dann ihr Weg keinesfalls. Hierzu passt auch die Feststellung von Jürgen von Paris (turmstorch.de), der zu Weihnachten auf dem Langendiebacher Storchennest am Wehrturm Ost überraschenderweise einen Besuchsstorch registrierte. Ob es sich hierbei um einen der beiden unberingten traditionellen Nestinhaber handelt, ist unbekannt.  Auszuschließen ist dies nicht, denn auch der Besuchsstorch war unberingt. Womöglich wurde er von der aktuellen milden Winterwitterung motiviert, mal kurz an seinem Brutplatz nach dem Rechten zu sehen.

Zur Finanzierung weiterer Arten- und Biotopschutzmaßnahmen für Laubfrosch, Steinkauz, Schleiereule, Wendehals, Weißstorch & Co. bittet die HGON um Spenden: VR Mank Main Kinzig, IBAN: DE 29 5066 1639 0007 720165, BIC: GENODEF1LSR

Fotos: Christa Jäger und Jürgen von Paris

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