(pm/ea) – In den vergangenen 2 Jahren wurden in Erlensee in kurzer Zeit annähernd 300 Flüchtlinge aufgenommen. Nachdem schon bald eine menschenwürdige Unterbringung und Versorgung gewährleistet war, bildet nun die Integration den Schwerpunkt der Flüchtlingshilfe der Stadt Erlensee.
Zum Gelingen dieser Herausforderung trägt ein weit umspannendes und sehr gut funktionierendes Netzwerk bei, das aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern aufgebaut werden konnte.
Aktuell leben in Erlensee 146 Flüchtlinge, die sich noch im Asylbewerberverfahren befinden, 103 Personen haben bereits eine Anerkennung und die erstmalige Aufenthaltserlaubnis von entweder 1 oder 3 Jahren erhalten. Einige Flüchtlinge, die zunächst in Erlensee aufgenommen wurden, haben zwischenzeitlich eine Ablehnung erhalten und mussten in ihr Heimatland zurückkehren. Dies betraf hautsächlich Personen aus Albanien. Manche sind aufgrund von Familienzusammenführung an einen anderen Ort verzogen, wieder andere Personen, vornehmlich Ehefrauen und Kinder, sind im Laufe des Jahres nachgezogen. Die derzeit in Erlensee lebenden Flüchtlinge kommen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, Somalia, Irak, Pakistan, Iran, Äthiopien, Türkei und Albanien, so in der Reihenfolge der Personenzahl aus den jeweiligen Ländern. Es handelt sich annähernd zu gleichen Teilen um Familien, Ehepaare, Geschwister und Einzelpersonen.
37 Personen leben nach wie vor in der Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen Hotel „Römerhof“. Vom ersten Tag an herrschte hier eine familiäre Atmosphäre. Die Flüchtlinge leben in Zweibettzimmern zusammen und auf jedem Stockwerk gibt es eine Küche, in der die Flüchtlinge selbst ihr Essen zubereiten. Im großen Gemeinschaftsraum kommen die Erlenseer Flüchtlinge, die untereinander eine sehr große Hilfsbereitschaft zeigen, regelmäßig und gerne zusammen. Auch Veranstaltungen der Flüchtlingshilfe Erlensee werden hier durchgeführt. Die gute Seele des Hauses ist Hotelmanager Musa Karakus, der immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der ihm anvertrauten Menschen hat und sogar schon, gemeinsam mit seiner Frau, bei der Geburt des Kindes einer Bewohnerin eine ganze Nacht im Krankenhaus verbracht und geholfen hat. Müde, aber sehr stolz vermeldete er am nächsten Morgen: „Das Kind ist gesund und wohlbehalten in Hanau auf die Welt gekommen!“
Alle anderen Flüchtlinge sind in privaten Wohnungen untergebracht. Hier wurde von der Stadt Erlensee Wohnraum angemietet. Diese Kosten, wie auch die Unterbringung in der Gemeinschaftsunterkunft, erstattet der Main-Kinzig-Kreis, solange sich die Flüchtlinge noch im Asylbewerberverfahren befinden. Liegt die Anerkennung vor, müssen die Flüchtlinge einen eigenständigen Mietvertrag abschließen. Die Mietkosten/Kaution werden dann vom Kommunalen Center für Arbeit des Main-Kinzig-Kreises übernommen und an die Vermieter direkt überwiesen, solange sich die Flüchtlinge noch nicht in Arbeit befinden.
„Wir leisten in Wohnraumfragen gerne Vermittlungsarbeit. Vermieter, die sich vorstellen können, Wohnraum an anerkannte Flüchtlinge zu vergeben, können bei mir nähere Informationen darüber erhalten, wer auf Wohnungssuche ist. Nach wie vor wird weiterhin dringend Wohnraum benötigt, für die Personen, die noch in der Gemeinschaftsunterkunft untergebracht sind oder aber für Familien, welche durch Familienzusammenführung größere Wohnungen benötigen“, so die städtische Mitarbeiterin Elke Gierahn.
Das Ziel der Integrationsarbeit der Stadt Erlensee ist die Verselbständigung der Flüchtlinge, das bedeutet, ihnen zur Unabhängigkeit von staatlichen Leistungen zu verhelfen. Auch noch nicht anerkannte Flüchtlinge können bereits arbeiten oder ein Praktikum machen, zum Teil liegen gute Qualifikationen aus dem Herkunftsland vor. Yasemin Bülbül und Kerstin Kaemper, die von städtischer Seite aus die sozialpädagogische Betreuung der Flüchtlinge übernommen haben, werden immer wieder nach Arbeit gefragt. Sehr viele Flüchtlinge wünschen sich, einer regelmäßigen Tätigkeit nachgehen zu können. Wer eine Arbeitskraft sucht, kann sich an die beiden o. g. Mitarbeiterinnen wenden, um zu erfahren, wer gerade Arbeit sucht. Ein junger Mann konnte so bereits eine Ausbildung in einem Erlenseer Handwerksbetrieb beginnen. Auch andere Flüchtlinge konnten im Laufe des ersten Jahres erfolgreich in Arbeit oder Ausbildung vermittelt werden. Die anerkannten Flüchtlinge werden zusätzlich intensiv durch das Kommunale Center für Arbeit betreut und dürfen sogenannte Integrationskurse besuchen, die umfassend auf einen Berufseinstieg vorbereiten.
Für die Flüchtlinge, die noch keine Zulassung zum Integrationskurs erhalten haben, besteht die Möglichkeit, einen von der hiesigen Flüchtlingshilfe organisierten Deutschkurs in Erlensee direkt zu besuchen. Parallel zu diesen Deutschkursen werden durch den Bildungspartner MKK GmbH finanzierte Kurse angeboten, die in Erlensee durchgeführt werden. Diese Angebote werden ebenfalls rege genutzt und viele sprechen schon sehr gut Deutsch.
Das ehrenamtliche Engagement der Flüchtlingshilfe Erlensee, die sich an jedem letzten Dienstag im Monat ab 17 Uhr im Ev. Gemeindehaus Rückingen trifft, bildet einen wesentlichen Pfeiler in der Integrationsarbeit. Hier haben sich u.a. sogenannte Patenschaften gebildet, das heißt, die Flüchtlinge werden durch ihre persönlichen Paten unterstützt bei der Arbeitssuche, beim Ausfüllen von Anträgen, bei Arztbesuchen und generell bei der großen Herausforderung, sich im deutschen System gut zurecht zu finden. Die Flüchtlinge sind sehr dankbar für diese Hilfe und die Paten sehen in dem Kontakt zu den Flüchtlingen oft eine Bereicherung für das eigene Leben. Ein Erlenseer Ehepaar beispielsweise hat sich einer syrischen Frau und ihrem bereits erwachsenen Sohn angenommen. Die Frau war Dolmetscherin und Lehrerin für Französisch und so wird bei den gemeinsamen Gesprächen und Aktivitäten ganz nebenbei auch das Französisch des helfenden Ehepaares wieder aufgefrischt. Unterstützung erhalten die Paten von den vielen Integrationslotsinnen und -lotsen, die, wenn noch notwendig, bei der Übersetzung helfen. Wer sich ebenfalls dafür interessiert, Pate zu werden, kann bei Yasemin Bülbül oder Kerstin Kaemper im Rathaus der Stadt Erlensee nachfragen, wer noch Unterstützung benötigt.
Die Flüchtlingshilfe Erlensee hat beispielsweise auch ein sogenanntes „Begegnungscafé“ ins Leben gerufen, das jeden 1. Samstag im Monat von 14 bis 16 im Bürgerhaus „Zum Neuen Löwen“ stattfindet und zu dem alle Erlenseer Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen sind. In der Begegnung miteinander stellt man schnell fest, dass die Themen des Alltags, die Sorgen, Nöte und Wünsche der Flüchtlinge ganz ähnlich der unseren sind.
Um auch die zum Teil noch jugendlichen alleinstehenden Männer nicht sich selbst zu überlassen, hat das TKJE (Team Kinder- und Jugendarbeit in Erlensee) vor einem Jahr außerplanmäßig einen Flüchtlingstreff initiiert. Jeden Montag treffen sich nun dort bis zu 30 Flüchtlinge, um gemeinsam zu kochen und sich auszutauschen. Auch im regelmäßigen „Offenen Treff“ sind sie gern gesehene Besucher und es haben sich bereits etliche Freundschaften mit Erlenseer Jugendlichen gebildet.
Umgekehrt ist die Hilfsbereitschaft der Flüchtlinge sehr groß und sie freuen sich, wenn sie der Gemeinschaft, die sie aufgenommen hat, etwas zurückgeben können. So haben die jungen Männer des Flüchtlingstreffs am diesjährigen Hof- und Gassenfest für das TKJE ein Buffet aus afrikanischen und syrischen Köstlichkeiten präsentiert, das man so in Erlensee wahrscheinlich noch nie gesehen hat und vor allem genießen konnte. Für den Stand der Flüchtlingshilfe der Stadt Erlensee haben die Bewohner des Römerhofs aufwendige irakische und afghanische Gerichte zubereitet, die ebenfalls viel Anklang fanden. Bei der Seniorenadventsfeier konnte sich das Seniorenbüro in diesem Jahr zum zweiten Mal fest auf die ehrenamtliche Hilfe von Flüchtlingen verlassen, nur um einige Beispiele zu nennen.
Bürgermeister Stefan Erb ist sehr zufrieden mit der aktuellen Entwicklung: „Ich bin sehr stolz auf die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, die durch das herausragende Engagement, viele gute Ideen zur Integrationsarbeit und einer hohen Spendenbereitschaft dazu beigetragen haben, die Anforderungen, vor denen wir zu Jahresbeginn standen, zu meistern. Nur gemeinsam kann Integration gelingen und ich bin sicher, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind.“
Die Grundausstattung der Flüchtlinge ist auf das Allernötigste beschränkt. Durch die vielen Spenden aus der Erlenseer Bevölkerung wurde zwischenzeitlich vielen Flüchtlingsfamilien ein wohnliches Zuhause ermöglicht. Dennoch wird weiterhin Hausrat wie Handtücher, Geschirr, Bettwäsche und dergleichen benötigt. Wer spenden möchte, kann dies auf den regelmäßigen Spenden-Basaren, die von Yasemin Bülbül und Kerstin Kaemper organisiert werden, tun. Die Anmeldung zum nächsten Basar, der am 28. Januar 2017, von 10 bis 12 Uhr, im Neuen Löwen stattfinden wird, nehmen beide gerne entgegen.
Auch werden noch Fahrräder benötigt, die von den Flüchtlingen immer sehr dankend angenommen werden. Denn sie bieten eine erhebliche Erleichterung in Bezug auf deren Mobilität. Damit die Integration in den deutschen Straßenverkehr ebenfalls gut gelingt, wird im Rahmen des Projekts „Fahrradwerkstatt“, regelmäßig ein Fahrsicherheitstraining durchgeführt. Dieses Projekt darf dankenswerterweise die Fahrradwerkstatt der Georg-Büchner-Schule nutzen. Hier wird interessierten Flüchtlingen unter fachkundiger Anleitung die Möglichkeit gegeben, die gespendeten Räder selbst zu reparieren.
Möbel, Kühlschränke sowie Waschmaschinen werden ebenfalls weiterhin benötigt, hier kann der städtische Objektmanager, Timo Utzmann, genauere Auskünfte darüber erteilen, was noch benötigt wird.
Sozialpädagogische Betreuung
Yasemin Bülbül, Tel.: 06183/9151-58, Mail: Ybuelbuel@erlensee.de
Kerstin Kaemper, Tel.: 06183/9151-98, Mail: kkaemper@erlensee.de
Wohnraumfragen
Elke Gierahn, Tel.: 06183/9151-47, Mail: egierahn@erlensee.de
Möbel
Timo Utzmann, Tel.: 06183/9151-47, Mail: tutzmann@erlensee.de
TKJE
Jennifer Rein, Tel.: 06183/73074, Mail: info@tkje.de
Bürgerverein Soziales Erlensee e.V.
Anita Losch, Tel: 0651873/807835, Mail: buero@buergerverein-erlensee.de