(pm/ea) – Feuerwehr – eigentlich eine irreführende Bezeichnung, ein Relikt aus den Ursprüngen dieser Bevölkerungs-Schutzorganisation. Im Laufe und Wandel der Zeit erfuhr auch das Aufgabenspektrum neue Schwerpunktfelder, welche über die traditionelle Brandbekämpfung hinausgehen: zu 90% erfolgen die Alarmierungen zum Hintergrund „Technische Hilfeleistung“.
Ergänzend zur klassischen Ausbildung gewinnen Lehrgänge mit diesem Grundthema mehr und mehr an Bedeutung.
Schon traditionell führt die Feuerwehr Schöneck am Standort Kilianstädten im Auftrag des Main-Kinzig-Kreises ein Grundlagenseminar „Technische Hilfeleistung“ durch. Einundzwanzig Brandschützerinnen und Brandschützer aus dem gesamten Kreisgebiet hießen Ausbildungsleiter Wolfgang Westphal, der Stellvertretende Gemeindebrandinspektor Gregor Knapp und ihr Team willkommen.
Am Anfang Theorie mit den erforderlichen Einweisungen und Sicherheitsbestimmungen, nahm folgend der Schwerpunkt der über zwei verlängerten Wochenenden stattfindenden Veranstaltung, die realitätsnahe Praxis ein.
Eine verunfallte Person aus einem verformten Fahrzeug retten, bei den modernen Sicherheitsstandards durchaus ein Problem: sichere Fahrgastzelle, Airbag schützen zwar den Fahrer, erschweren aber auch den effektiven Einsatz der hydraulischen Rettungsgeräte wie Schere und Spreizer. An ausgedienten Fahrzeugen lernten die Lehrgangsteilnehmer wo die harte Autonuss zu knacken ist.
Weiterer Ausbildungsschwerpunkt: Retten und Bergen aus Höhen und Tiefen: Personen und Tiere können an allen denkbaren Orten in eine Notlage geraten: auf einem Dach, in Kellerräumen, unter schweren Lasten, bei Tag und bei Nacht, bei Ausfall von Strom. Schnell, präzise, funkenfrei und schonend muss sie sein, die Rettungstaktik und -technik, Improvisation ist häufig gefragt denn Unfälle nach dem Lehrbuch gibt es nicht.
Das erforderliche Übungsgelände stellte die Gemeinde Schöneck zur Verfügung: den Kleinmüllplatz und eine Brachfläche gleich neben dem Feuerwehrhaus. Übungscontainer stellten Landwirte, den nötigen Erdaushub als Darstellung einer Baugrube leisteten ortsansässige Bauunternehmer.
Arbeitsgeräte wie Trennschleifer, Schneidbrenner und Motorsäge sind zwar effektive Hilfsmittel und Bestandteil von Rüstwagen und Hilfeleistungsfahrzeugen, bergen aber für den ungeschulten Nutzer ein immenses Verletzungsrisiko in sich. Der Umgang hiermit will gelernt sein!
Seilzüge und Rettungswinden erfordern Handlungssicherheit. Ausbilder und „Azubis“ arbeiteten Hand in Hand: Lernen im Team und durch eigenes Handeln.
Lohn der Mühe: alle Teilnehmer bestanden auch den Abschluss-Test. Kreisbrandmeister Daniel Christ verleiht den abgekämpften, aber stolzen Seminarteilnehmerinnen und –teilnehmern die Zertifikate, mit der Bitte, das Erlernte weiterzugeben und der Hoffnung, dass es nie zur Anwendung kommt.
Fotos: Privat