(ea) – Alice Hoffmann – vielen bekannt aus dem Fernsehen als „Hilde Becker“ – kommt am 22. Oktober mit ihrem Solo-Programm „Die Zeichen der Zeit“ nach Erlensee in den Neuen Löwen. Im Erlensee Aktuell-Interview gab sie neben ersten Einblicken ins Programm zahlreiche Anekdoten aus ihrem Leben preis, die das Interview wiederum zu einem besonderen Erlebnis machten.
Den meisten wohl als „Hilde Becker – die Frau vom Heinz“ bestens bekannt, ist nun Alice Hoffmann mit ihrem Soloprogramm sehr erfolgreich. Warum haben sich die Beckers eigentlich getrennt?
Nach 24 Folgen wollte mich Gerd Dudenhöffer („Heinz Becker“) nicht mehr. Die Rolle der Hilde sollte neu besetzt werden. Das war für mich der Startschuss zu der Idee, künftig als saarländische Hausfrau, die nach der Scheidung mit 55 Jahren allein da steht, die Hilde weiterleben zu lassen. Allerdings nicht unter dem Namen „Hilde Becker“, denn die Rechte dafür liegen bei ihm.
Bevor wir weiter mit der Hilde machen…wie ging es eigentlich mit der Alice Hoffmann los, die ja – man höre und staune – gar keine „Saarlännerin“ ist?
(Hier folgen Sätze von Alice Hoffmann auf Kölsch und Saarländisch, die zwar beweisen, dass sie beide Dialekte perfekt beherrscht, die aber vom Verfasser nicht in Schriftform zu bringen waren)
Stimmt, ich wurde in Koblenz geboren, obwohl wir in Mainz wohnten, meine Mutter aber unbedingt einen Sohn in Koblenz auf die Welt bringen wollte. Der Sohn bin ich.
Mit 16 Jahren habe ich mir das Saarland als Heimat ausgesucht. Dort gibt es merkwürdige Ausdrücke wie zum Beispiel „dumm wie e ASKO-Brot“. Das wäre genauso, wenn man heute sagen würde, du bist so „dumm wie e LIDL-Brot!“ – Wie kann ein Brot überhaupt dumm sein?
Da mir Freunde und Familie wichtiger waren – was im Schauspielberuf am Theater hinderlich bis tödlich ist – habe ich dort gekündigt, als mein erstes Kind auf die Welt kam.
In dieser Zeit lernte ich Jochen Senf kennen, besser bekannt als Tatort-Kommissar Palu. Gemeinsam mit Peter Tiefenbrunner und Ingrid Braun wollten wir ein familien- und kinderfreundliches Theater aufziehen und gründeten das Kinder- und Jugendtheater „Überzwerg“.
Später kam dann noch Bettina Koch dazu und wir gründeten das Chanson- und Tanz-Kabaretts „’s Irene“. Das Stück „Komm, ich hab Lust auf Dich“ war 60 mal ausverkauft. Wir traten nicht nur in Saarbrücken auf sondern u.a. auch in Oldenburg und Wilhelmshaven. Das Thema war „Liebe von allen Seiten“ und wir haben uns auf der Bühne auch – wenn’s gepasst hat – nackt ausgezogen.
Dann waren wir alle schwanger und es war Schluss mit den Touren durch Deutschland.
Rollen habe ich nur noch im Saarland gespielt, darunter auch Nebenrollen bei Dudenhöffer.
Aha, jetzt nähern wir uns der Hilde. Wann und wie ging’s da los?
1991 kam eine Anfrage vom WDR, ob ich die Rolle der Hilde übernehmen würde. Was ich dann auch bis 1994 getan habe.
Was gibt’s da für Geschichten oder Anekdoten, an die Sie sich ganz spontan erinnern und die nicht unbedingt in jeder veröffentlichten Biographie stehen?
Da gab’s Wahnsinnsgeschichten, die da passiert sind.
Zunächst gab es erstmal Kritik von den eigenen Kameraleuten, dass es ja alles übertrieben wäre, mich in der Küchenschürze – eben wie es Hilde so war – zu filmen, denn so würde ja heute keiner mehr herumlaufen.
Die Aufnahmen bei den Beckers daheim haben wir im Kölner Filmstudio gedreht, aber die Außenaufnahmen in Oberbexbach. Und kaum hatten wir mit den Dreharbeiten begonnen, gingen in der Nachbarschaft die Haustüren auf und die Hausfrauen kamen raus. Natürlich mit Putzlappen und Besen, in Wirklichkeit haben die nur neugierig geguckt, was wir da machen. Und alle hatten Kittelschürzen an und sahen genauso aus wie ich als Hilde!
Ich habe mir dann auch den Spaß gemacht, noch bevor die erste Sendung ausgestrahlt wurde, mit Kittelschürze und Handtasche einmal durch Köln zu marschieren und zu sehen, wie denn die Leute so reagieren. Immerhin war ich damals 40, sah gut aus, war schlank (für die Hilde musste ich immer etwas noch unter die Schürze auffüttern), aber jetzt eben als Hilde verkleidet unterwegs.
Und was war? Keiner hat geguckt! Nur einmal habe ich abfällige Blicke zweier Damen geerntet, sonst nix.
Dann bin ich zu zwei Anzugsträgern in den Fahrstuhl gestiegen, hab deutlich „Tach“ gesagt: Keine Reaktion!
Dann war ich privat – dieses Mal als Original Alice Hoffmann – in einer Kneipe, wo ich eine Freundin kannte. Auf einmal näherte sich mir ein Barde mit Gitarre, der dort immer als Musiker auftrat. Er wollte mit mir tanzen und versprach mir alles Mögliche und erzählte, was ihm alles gehörte…in Wirklichkeit wollte der nur mit mir ins Bett.
Als er meinte, er würde meine Augen unter 1000 Augen wieder erkennen, sagte ich ihm, dass ich das nächste Mal in meiner Dienstkleidung komme.
Vermutlich dachte er, ich komme als Domina oder so was, auf jeden Fall bin ich das nächste Mal natürlich als Hilde Becker hin. Gerd Dudenhöffer ging auch mit, das wollte er sich nicht entgehen lassen.
Dann kam, wie es kommen musste: Es Hilde ging dann an die Bühne, wo er wieder Musik machte, und wollte ihm eine Geldmünze geben in schönstem saarländischen Dialekt. Böse Blicke und „gehen sie weg“ war die Reaktion. Als ich dann noch quer durch die Kneipe rief „Wo geht’s dann hier uff die Toilett?“ war er natürlich kurz vor einem Wutausbruch.
Ich ging als Hilde auf die Toilette und kam als Alice wieder raus. Das war dann nix mit den 1000 Augen…
Als Hilde bin ich außerdem mal in Köln in eine Schwulenkneipe gegangen und habe mir einen Sprudel bestellt. Einer kam dann auf den Gedanken, mal zu fragen, wie ich auf die Idee gekommen wäre, hierher zu kommen? „Mein Mann hat mich hier abgesetzt, der ist zu seiner Skatrunde“. Dann hat er versucht zu erklären, dass die Frauen, die hier bedienen, gar keine sind, was die Hilde natürlich gar nicht glauben wollte.
Schon schade, dass die Familie Becker auseinander ging. Gibt’s vielleicht doch irgendwann ein Revival?
Vor zwei Jahren war ich mit Dudenhöffer in einer Talk-Show, wo er meinte, er hätte ein Drehbuch, dass es weitergehen könne. Aber seitdem habe ich nichts mehr davon gehört.
Aber das Leben geht ja auch ohne Mann erfolgreich weiter.
Wenn man kee Mann mer hat, kommt mer halt zum Denken.
Bis 2013 als Sekretärin Gerda Braun im Tatort zu sehen und jetzt jeden Montagabend im SWR-Fernsehen um 22:30 Uhr in der Quiz-Sendung „Meister des Alltags“. Hier aber als Original Alice Hoffmann.
Ja, zusammen mit Guido Cantz gegen Bodo Bach und Enie van de Meiklokjes müssen wir Fragen rund um den Haushalt beantworten. Also z. B. wie bekommt man einen Rotweinfleck aus einer weißen Tischdecke usw. Die Gewinne gehen dabei an eine gemeinnützige Organisationen.
Ab übernächster Woche ist das Quiz übrigens auch in der ARD zu sehen.
Aktuell bin ich auch als Vanessa Backes in der TV Serie Schreinerei Fleischmann zu sehen.
Außerdem trete ich mit Bettina Koch in der Komödie „Die ään und das anner“ auf.
Was erwartet uns in Erlensee?
Auf jeden Fall eine Art Premiere. Ich habe das Stück schon drei Mal vor einer kleineren Zuschauermenge aufgeführt und habe danach noch einige Umstellungen vorgenommen.
Es geht darum, dass sich eine geschiedene Hausfrau aus dem Saarland so eben ihre Gedanken macht über die Zeichen der Zeit. Wo es ja auch heißt: „Man darf alt werden, muss dabei aber jung bleiben!“
Es gibt natürlich gesellschaftlich politische Bezüge, allerdings so, dass man lachen kann. Tiefsinnig, aber mit Humor. Den Zeigefinger lass ich eingepackt.
„Es muss halt anders werden, wenn’s besser werden soll.“
Waren Sie schon mal in Erlensee?
Nein, ich musste auch erstmal googlen, wo es liegt. Aber ich freue mich richtig auf den Auftritt.
Nach diesem Interview kann man keinen Fehler machen, wenn man prophezeit: Sie sind am 22. Oktober nicht das letzte Mal in Erlensee! Vielen Dank für das Gespräch.
Auf dem Foto: Alice Hoffmann und Markus Sommerfeld
Foto: Privat
Die Fragen stellte Markus Sommerfeld
Der Vorverkauf über PBS Shop Mayer läuft auf Hochtouren.
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Außerdem können Tickets unter 06055-937707 vorbestellt werden.