(pm/ea) – Die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA e.V.) wird in der Kinzigaue bei Langenselbold Maßnahmen zur Verbesserung von Kiebitz-Biotopen durchführen. Die Anlage flacher Tümpel im Langenselbolder Flos ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Lebensräume wiesenbrütender Vogelarten und seltener Amphibien an der Kinzig.
Zurzeit gibt es im Langenselbolder Flos nur fünf Kiebitz-Brutpaare. Viele Wiesenvögel verzeichnen in den letzten Jahren einen dramatischen Rückgang und folgen damit einem bundesweiten Trend. Verschärfend ist, dass oft der Bruterfolg ausbleibt, so dass ehemals typische Wiesenvogelgebiete in Hessen heute schon verwaist sind.
Nach Angaben der Staatlichen Vogelschutzwarte in Frankfurt ist seit 1987 die Anzahl der Kiebitze in Hessen um 90 Prozent zurückgegangen. Kiebitze benötigen zum Brüten weite, offene Wiesenflächen mit unterschiedlichen Bodenstrukturen. Ihre Nahrung finden sie in flachen Flutmulden und Senken, wo sie bequem Wasserinsekten und andere wirbellose Tiere aufnehmen können. Diese wichtigen Lebensraumstrukturen fehlen aber zunehmend.
Die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung plante und entwickelte im Auftrag des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft im letzten Jahr die Biotopverbesserungen, die noch 2016 Jahr realisiert werden sollen. Bettina Laub, im Eigenbetrieb des Main-Kinzig-Kreises zuständig für Ausgleichsmaßnahmen, kommentiert den Start des Projektes so: „Es freut mich sehr, dass die Maßnahmen nun umgesetzt werden. Die von der Unteren Naturschutzbehörde genehmigten Rodungsarbeiten dienen dem Artenschutz. Die anschließende Schaffung von neuen Flachwassermulden in der Kinzigaue ist eine wichtige Ausgleichsmaßnahme. Gefährdete Auenarten wie Kiebitz, Bekassine, Großer Brachvogel und Kammmolch erhalten wieder eine Chance. Dankenswerterweise stellten die Stadt Langenselbold und Hessen Mobil ihre Grundstücke zur Verfügung.“
Damit die Kiebitze die Kinzigaue als neue Heimat annehmen und sie ihren Nachwuchs aufziehen können, ist die Rodung von Gehölzen direkt am Brutbiotop vorgesehen. Hohe Bäume und Hecken sind optische Barrieren im Gelände und schrecken die Vögel ab, die weite Areale suchen. Der geeignete Nistplatz muss einen großen Abstand zum nächsten höherem Gehölzsaum haben. Hinzu kommt, dass Greifvögel hohe Bäume als Ansitz nutzen, von wo aus Mäusebussard, Habicht und Milan Kiebitzküken erspähen.
Die geplanten kleinräumigen Rodungen werden je nach Witterung im Oktober stattfinden.
Mehrere Gräben werden zu flachen Flutmulden umgestaltet, die neuen Lebensraum für seltene Amphibien wie Laubfrosch, Gelbbauchunke und Kammmolch bieten. Gewollter Nebeneffekt ist die Schaffung zusätzlichen Retentionsraums für den Hochwasserschutz an der Kinzig.
GNA-Biologin Susanne Hufmann äußert eine berechtigte Hoffnung: „Durch diese sorgfältig entwickelten Maßnahmen erwarten wir eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingen für Wiesenbrüter und Amphibien im Main-Kinzig-Kreis. So wird ein ganzheitlicher Beitrag zur Biotopvernetzung und Biodiversität geleistet.“
Es ist zu wünschen, dass zukünftig wieder viele Kiebitze, Bekassinen, Uferschnepfen, Große Brachvögel, aber auch Zwergschnepfen zur Zugzeit zwischen Langenselbold und Hasselroth zu sehen sind.