(ea) – Der neue Vorsitzende der Zweckverbandsversammlung Fliegerhorst, Peter Ließmann, sieht Verbesserungsbedarf bei der Öffentlichkeitsarbeit des Gremiums. Im ERLENSEE AKTUELL-Interview findet er klare Worte.
Bevor wir zum Thema „Fliegerhorst“ kommen, soll zunächst der Frage nachgegangen werden, wer der neue Vorsitzende der Zweckverbandsversammlung eigentlich ist und auch, wo er herkommt.
Wie aus bekanntlich gut informierten Kreisen zu erfahren war, sind Sie ein echter – allerdings in Offenbach geborener – Frankfurter Bub, den es vor einigen Jahren nach Bruchköbel gezogen hat. Stimmt das?
Meine Eltern flohen im Jahr 1961 aus Dessau nach Westdeutschland und wohnten zunächst in Heusenstamm. Aufgrund der damals im gleichen Gebäude untergebrachten Polizeistation wurde meine Mutter nach Einsetzen der Wehen von den Polizeibeamten in nachbarschaftlicher Hilfe ins Krankenhaus gefahren – und zwar nach Offenbach – wo ich das Licht der Welt erblickte. Es ist jedoch verbürgt, dass ich direkt nach der Geburt geschrien habe und zwar so lange, bis wir nach Frankfurt gezogen waren. Dort lebte ich dann als echter Frankfurter Bub seit meinem ersten Lebensjahr. Meine zweite Liebe war es schließlich, die mich nach Bruchköbel brachte.
Frankfurt bleibe ich allerdings treu, denn ich bin dort als städtischer Beamter tätig und arbeite täglich eng mit den dortigen politischen Gremien zusammen.
Ich war in meiner 30jährigen SPD-Mitgliedschaft vom ersten Tag an bis heute in allen möglichen Funktionen auf der Ortsvereinsebene aktiv – Beisitzer; Schriftführer; Kassierer; stellvertretender Vorsitzender und in Frankfurt zuletzt 15 Jahre Ortsvereinsvorsitzender im Stadtteil Griesheim – und war sogar eine kurze Zeit im Vorstand der Frankfurter SPD.
Als städtischer Beamter konnte ich aber keine politischen Kommunalmandate übernehmen. Dies ging erst durch meinen Umzug nach Bruchköbel. Hier in Bruchköbel bin ich zurzeit einer von zwei stellvertretenden Vorsitzenden des Ortsvereins und Fraktionsvorsitzender meiner Fraktion und darüber hinaus Beisitzer im Vorstand der SPD Main-Kinzig.
Aufgrund meines Berufes, den ich seit mehr als 25 Jahren ausübe, bin ich ein ausgewiesener Fachmann im Kommunalrecht. Mit der Leitung einer Gremiensitzung bin ich übrigens sehr gut vertraut und lasse mir hier auch kein X vor ein U vormachen.
Was sich mit Aussagen von Sitzungsteilnehmern deckt, die übereinstimmend berichten, dass seit der Neukonstituierung mehr Leben in die Zweckverbandsversammlung gekommen sei. Kolportiert wird sogar, dass bereits jetzt nach zwei Sitzungen mehr Fragen gestellt und mehr Diskussionen geführt worden seien, als dies im gesamten Zeitraum der vorherigen Legislaturperiode der Fall gewesen sein soll. Was im Übrigen nicht nur der teilweisen Neubesetzung des Gremiums nach der Kommunalwahl sondern in großem Maß auch der Sitzungsleitung – also Ihnen – zu verdanken sei. Warum wollten Sie überhaupt in die Zweckverbandsversammlung?
Als Fraktionsvorsitzender meiner Partei wurde ich von dieser dorthin entsandt, weil die SPD Bruchköbel über die Arbeit des Gremiums informiert werden will und wir im besten Sinne dort Entscheidungen treffen und mittragen wollen. Dies deckt sich natürlich auch mit meinen privaten Absichten: Ich will wissen, was da eigentlich passiert.
Das herauszufinden war als Sitzungsbeobachter seit Bestehen des Zweckverbands nicht immer ganz so einfach. Insbesondere, wenn über Tagesordnungspunkte abgestimmt wurde, die zuvor in einer nichtöffentlichen Sitzung erörtert wurden, und zu denen dann auch in der öffentlichen Sitzung keine weiteren Informationen gegeben wurden. Die Stadt Erlensee hat zwar im öffentlichen Teil ihres webbasierten Bürgerinformationssystems einige Unterlagen bereitgestellt, allerdings sollten diese auch während einer Sitzung zumindest angesprochen werden. Oft verblieben die ohnehin nur wenigen Besucher in völliger Ahnungslosigkeit.
So etwas wird es mit mir als Vorsitzender nicht mehr geben. Ich halte die frühzeitige Information aller Beteiligten und der Öffentlichkeit für essentiell. Der Zweckverband muss Vorlagen und getroffene Entscheidungen für alle zugänglich machen. Dazu gehört auch der aktuelle Vermarktungsstand des Fliegerhorst-Geländes.
Diese ganzen Informationen stehen – hoffentlich – in Kürze auf der neu gestalteten Homepage www.fliegerhorst-langendiebach.info für alle zur freien Verfügung.
Wie beurteilen Sie die bisher getroffenen Entscheidungen und die allgemeine Entwicklung des Fliegerhorstgeländes?
Für eine Beurteilung der bisher geleisteten Arbeit ist es aus meiner Sicht noch zu früh. Ich selbst befinde mich noch in der Wissensfindung.
Im September werden die Mitglieder der Zweckverbandsversammlung und auch die Stadtverordneten von Bruchköbel und Erlensee das gesamte Gelände des Fliegerhorstes in einer Besichtigungstour erkunden. Ein entsprechender Antrag von Carmen Merz (EBF), den ich sofort begrüßte und unterstützte, wurde einstimmig angenommen.
Man kann über solch wichtige und zukunftsweisende Anträge, wie sie in der Zweckverbandsversammlung zur Verabschiedung stehen, eben nur richtig entscheiden, wenn man auch vor Ort das kennt, worüber man Beschlüsse zu fassen hat.
Dann werden die Erkundungsteilnehmer auch das große Gelände im Inneren des sogenannten Fliegerhorstdreiecks sehen mit der dort stehenden großen Brandruine des historischen Postgebäudes. Dort soll ja bekanntlich eine Reitsportanlage entstehen. Was halten Sie davon? Wurden bereits fertige Pläne oder Konzepte vorgelegt?
Es hört sich interessant an und wäre großartig, wenn das Vorhaben realisiert wird. Die dort stattfindenden Veranstaltungen würde Publikum in unsere Kommunen bringen, wovon diese ganz bestimmt profitieren würden.
Ein Konzept habe ich allerdings noch keins gesehen.
Wo steht der Zweckverband in 10 Jahren?
Dann sollten die wichtigsten Arbeiten erledigt sein. Der Zweckverband hätte dann eine andere Rolle, wie vielleicht eine Art Aufsichtsrat, der über Haushaltsfragen zu beschließen hätte.
Wo legen Sie Schwerpunkte in Ihrer Arbeit als Vorsitzender?
Laut Vereinbarung zwischen Bruchköbel und Erlensee wird der Vorsitz der Versammlung zwischen den Kommunen aufgeteilt: Ich werde also die erste Hälfte der Legislaturperiode das Amt innehaben, während ein Vertreter aus Erlensee dann für die zweite Hälfte übernimmt.
Ich bin Vorsitzender und nicht das Gremium, welches Entscheidungen zu treffen hat. Insofern habe ich keine dementsprechenden Gestaltungsmöglichkeiten, wohl aber bestimmte Ansichten, insbesondere wie es zukünftig mit der Öffentlichkeitsarbeit funktionieren soll.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Markus Sommerfeld
Auf dem Foto: Peter Ließmann
Foto: Privat