(pm/ea) – Gab es schon im Mai diesen Jahres einen sehr herzlichen Empfang für die Hanauer Schülerdelegation in der Ginsburg Haoren High-School in Yavne, der neuen Partnerschule der Karl-Rehbein-Schule Hanau (KRS), so konnten sich vor kurzem die Hanauer Schüler für die dort überbordende israelische Gastfreundschaft revanchieren.
So ließ es sich KRS-Schulleiter Jürgen Scheuermann nicht nehmen, um mit einer Abordnung von KRS-Schülern die israelischen Gäste mit Blumen und Girlanden bei ihrer Ankunft am Frankfurter Flughafen zu begrüßen. Für mehrere Tage weilten nun erstmalig rund 20 Schüler aus Israel in der Grimm-Stadt Hanau und statteten der KRS damit den lange ersehnten Gegenbesuch ab.
Der Austausch, der von der Ethik-Fachschaft der KRS mit angestoßen wurde, soll vor allem die Mauern in den Köpfen der Jugendlichen niederreißen, erläutert die KRS-Ethik-Pädagogin Karin Groschwitz eines der Ziele des Schüleraustausches. „Vieles, was in unseren Medien über Israel und dessen Bürgern berichtet wird, stimmt so nicht. Durch den Austausch werden auf beiden Seiten Vorurteile abgebaut. So können sich die deutschen Schüler beispielsweise ein Bild von der ungeheuren tiefen Lebensfreude, die die Israelis besitzen, machen“, berichtet Groschwitz begeistert weiter.
Gemeinschaftliche Aktivitäten wie Rudern auf dem Main, Besuch eines Klettergartens, Teilnahme am KRS-Unterricht, Ausflüge nach Köln und Würzburg und eine exklusive Stadtführung durch Hanau mit Jürgen Scheuermann als Stadtführer sorgten dafür, dass viele neue Freundschaften zwischen Israelis und Deutschen entstanden. Ein Besuch des Hanauer Rathauses samt Balkonbegehung und natürlich des Brüder-Grimm-Denkmals gehörte zum Pflichtprogramm. Am Abend indessen wurden in den Gastfamilien und auch außerhalb untereinander in der Gruppe kräftig gefeiert. Gefeiert werden konnte auch am großen KRS-Sommerkonzert, wurden die Zuhörer aus Yavne auf israelisch sehr emotional mit „Hine ma tov“ vom KRS-Chor begrüßt und am Ende des Konzerts mit „Don’t let the sun go down on me“, eigens den Gästen gewidmet, verabschiedet. „Das empfand die israelische Delegation schon als sehr große Ehre“, berichtet Groschwitz.
Es war aber auch Platz für sehr ernste Themen, etwa die Auseinandersetzung mit der historisch bedingten Problematik zwischen den beiden Ländern. So zeigten sich die israelischen Jugendlichen sehr überrascht darüber, wie offen man in Deutschland mit dem Holocaust umgeht. Vielen Stätten der jüdischen Vergangenheit wurde ein Besuch abgestattet. Dort, wo einstmals Synagogen standen, befinden sich heute meist Mahntafeln, die auf die grausame Judenvernichtung im Dritten Reich hinweisen. Auch die Elisabeth-Schmitz-Bibliothek der KRS hinterließ einen großen Eindruck, steht die ehemalige KRS-Pädagogin auf der Liste der „Gerechten unter den Völkern“ von Yad Vashem in Israel. Auch besuchten die KRS-Schüler zusammen mit ihren Freunden aus Israel Rabbiner Mendel Gurewitz, der in Offenbach lebt und arbeitet. „Ihr müsst eure Kultur offen leben und auch anderen erklären. Bewahrt eure kulturelle Identität. Damit könnt ihr viele Mauern abbauen“, gibt der Rabbiner den jungen Israelis als Rat mit auf dem Weg. Er weiß wovon er spricht, war er schon oftmals rassistischen Angriffen ausgesetzt gewesen.
Am Ende wurden wieder zahlreiche Abschiedstränen auf beiden Seiten vergossen. Die Trauer aber wird nicht von langer Dauer sein, wird im Mai 2017 wieder eine KRS-Delegation nach Yavne aufbrechen ganz nach dem Motto: „Hine ma tov u’ma-nayim Shevet ach-im gam ya-chad“, was so viel heißt wie „Schön ist’s wenn Schwestern und Brüder friedlich beisammen wohnen, in Gemeinschaft finden wir Gottes Frieden“. Dem ist in der heutigen Welt wohl nichts weiter hinzuzufügen.
Auf dem Foto: Jürgen Scheuermann begrüßte zusammen mit KRS-Schülern die Gästeschar aus Israel, die im Rahmen eines Schüleraustausches in Hanau weilten.
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