(pm/ea) – Erich Pipa hat kurz nach seinem 68. Geburtstag im Rahmen einer Pressekonferenz am Montag erklärt, dass er nicht erneut zur Landratswahl antreten werde.
„Ich bin jetzt im 51. Jahr meines Berufslebens, man soll aufhören, wenn man am erfolgreichsten ist“, erklärte der SPD-Politiker. Pipa weiter: „Ich habe jahrzehntelang den Beruf in den Vordergrund gestellt, meine Familie kam immer zu kurz. Das wird sich jetzt ändern.“
Die Entscheidung, am 18. Juni 2017 aus der Politik auszuscheiden, sei ihm sehr schwer gefallen, Arbeit sei nach wie vor sein Leben, ein Leben ohne Arbeit konnte er sich bisher nicht vorstellen. Seine Entscheidung sei auch begünstigt worden durch die seit Juli 2015 bestehende Bedrohungslage. „Ich halte jeden Tag meinen Kopf für unseren Staat hin. Was tut der Staat im Gegenzug für Landräte, Bürgermeister, Journalisten und Bürger, die im Ehrenamt tätig sind, wenn diese bedroht werden?“, fragte Pipa. Eine Antwort hierauf hat der Bundesjustizminister Heiko Maas vor wenigen Tagen gegeben. Pipa rechnet nicht mehr damit, dass der Staatsschutz den oder die Täter ermittelt. „Ich möchte aber diesen feigen Menschen in die Gesichter sehen, die andere bedrohen. Daher erkläre ich heute, dass ich von mir privat 3.000 Euro für Informationen, die zur Ergreifung der Täter führen, zur Verfügung stelle“, so Pipa wörtlich.
Erich Pipa wies weiter darauf hin, dass sich der Staat und die Gesellschaft seit Jahren gravierend geändert hätten. „Die Einhaltung der Schuldenbremse ist wichtiger als der gesellschaftliche Zusammenhalt geworden. Die Polizei, insgesamt der Staatsdienst, ist personell unterbesetzt, es fehlen Polizisten, Lehrer, Sozialarbeiter. Die Kommunen müssen die Steuern und Abgaben erhöhen, die Bürgerinnen und Bürger zahlen die Zeche, der Mittelstand wird geschwächt“, so Pipa weiter.
Zunehmend setzen sich Politikertypen durch, die Pipa als betriebswirtschaftliche Kennzahlenpolitiker bezeichnet. „Erst kommen die Zahlen, dann leider erst der Mensch“, so Pipa wörtlich. Der Main-Kinzig-Kreis habe in einigen Bereichen anders als einige Kommunen in Deutschland Politik gemacht. Es wurden Investitionen in die Infrastruktur (Schulen, Krankenhäuser, Internetausbau, Straßenbau, Altenpflege, Hospiz) vorgenommen, um die Rahmenbedingungen für den wirtschaftlichen Aufschwung zu schaffen: „Gleichzeitig habe ich als Finanzdezernent die Kassenkredite von 2011 bis heute von ursprünglich 370 Mio. Euro auf jetzt 265 Mio. Euro gesenkt. Gleichzeitig schreibt unser Kreis seit 2014 schwarze Zahlen, wir haben ausgeglichene Haushalte, das war bisher undenkbar in der Geschichte des Kreises. Ebenso wurde das Ehrenamt massiv gefördert, Hallenbenutzungsgebühren für Vereine sind in unserem Kreis kein Thema.“
Erich Pipa dankte allen, die ihm in den letzten Jahrzehnten, teils auch parteiübergreifend, unterstützt haben.
Die Termine am Wochenende, die Gespräche mit Bürgerinnen und Bürger, sei keine Last gewesen, im Gegenteil, der Kontakt zu den Menschen bereitet ihm auch heute noch große Freude. „Ich bin den Bürgerinnen und Bürgern, die sich ehrenamtlich engagieren, unendlich dankbar für die vielen Begegnungen. Dabei konnte ich viele Anregungen und Vorschläge in praktische Politik umsetzen. Wir alle wären im Main-Kinzig-Kreis ärmer, wenn wir nicht die engagierten Frauen, Männer und Jugendliche in den Vereinen hätten“, so Pipa wörtlich.
Der Landrat kündigte an, dass er jetzt nicht einen Gang zurückschalten werde. „Ich werde weiter mit Leidenschaft die letzten zwölf Monate meiner Amtszeit arbeiten. Auch habe ich noch einige Ideen, die ich umsetzen möchte. Da wird es noch Überraschungen geben“, so Pipa abschließend wörtlich.