(ea) – Auf unserem Rathausplatz mit dem grünblauen E über dem Springbrunnen treffe ich am Pfingstsonntag früh morgens die Kalte Sophie. Sie will mich heute auf dem Grenzgang begleiten. Grenzgang? Es sollen alle Ortschaften, die an Erlensee grenzen, in mehreren Etappen durchlaufen werden. Dabei sollen zwischen den Ortschaften möglichst schöne Wanderwege gefunden werden.
Die Kalte Sophie herrscht mich an: „Wo ist deine Mütze, wo sind deine Handschuhe?“ Recht hat sie, so kalt wie der Wind mich heute Morgen anpfeift. Also nochmal nach Hause und die Sachen angezogen. Nun lässt es sich schon angenehmer an. Vorbei an der Evangelischen Kirche Langendiebach sehe ich rechts ein schönes Fachwerkhaus. Dort steht ein Spruch geschrieben: „Sich regen bringt Segen“. Na denn, ihr Füße und ihr Beine, heut liegt was vor uns.
Am Neuen Friedhof heißt es dann „Go West“, denn erstes Pausenziel soll unser Nachbarort Bruchköbel sein.
Nach einer Brückenüberführung über die neue Umgehungsstraße geht es merklich bergauf. Der Wirtschaftsweg führt nach Oberissigheim, doch bevor es wieder bergab geht, halte ich mich weiter Richtung West auf dem Bergrücken und hole die Kamera aus dem Rucksack. Hier am Kauntsberg und am Gänsberg bietet sich ein schöner Rundblick über Erlensee mit Spessart, Blick Richtung Frankfurt mit den Turmbauten (heute leider kaum zu sehen), und auch der Vorschau, was wohl noch alles zu durchlaufen ist.
Bald geht es wieder bergab und über die Fechenmühle erreiche ich den Ortseingang von Bruchköbel.
Die Jakobuskirche mit dem markanten Turm ist nun mein Wegweiser Richtung Ortszentrum. Hinter dem Rathaus mache ich kurze Rast an einer Eiche, die am 3.Oktober 1990 gepflanzt wurde und sich anschickt, stattliche Ausmaße anzunehmen. Die Rast ist von sehr kurzer Dauer, denn Regen setzt wieder ein. Dafür lädt bald ein hübscher Weg am Krebsbach zum Weiterlaufen ein. Der Krebsbach ist nun bis nach Rüdigheim immer hilfreicher Wegweiser, um die Richtung nicht zu verlieren.
Bruchköbel verlassend weist ein buchenbestandener Wanderweg nach Niederissigheim.
Kirchtürme sind für Wanderer wegweisende Blickpunkte, wie Leuchttürme für Seeleute, so erreiche ich auch bald den Ort. Doch hier an der Kirche muss die Karte zu Rate gezogen werden, denn an der vielbefahrenen Landstraße L 3195 möchte ich nicht nach Oberissigheim laufen.
Lieber ein paar Meter mehr, dass bringt auch mehr für Herz und Kreislauf. So erreiche ich Oberissigheim in nördlicher Richtung die Kreisstraße K 856 durchlaufend, der ich aber nur kurz folgen muss, um dann rechts abbiegend einen herrlichen Wanderweg nach Oberissigheim zu finden.
In Oberissigheim finden sich schöne Gehöfte und wunderbar erhaltenes Fachwerk . Ein Augenschmaus, gerade jetzt, wo Beine und Füsse Bedenken anmelden.
Aber bald hat mich der Krebsbach wieder und es geht hinein nach Rüdigheim – vorletzter Ort, sagen Beine und Füße, und versprechen, noch bis Ravolzhausen ihren Dienst zu tun.
In Ravolzhausen an der Bushaltestelle der Linie 564 lasse ich die erste Etappe des Grenzgangs nach 19 Kilometern enden.
Dies wird Startpunkt der zweiten Etappe sein. So fahre ich jetzt bequem mit dem Bus heim und werde bei den nächsten Etappen auch wieder für Ziel- und Startpunkt den Bus nehmen. Auch als Test für unseren Nahverkehr, der mich heute bestens befördert hat.
Bericht und Fotos: Wilhelm Pabst